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Innenhafen

Innenhafen

Titel: Innenhafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Sternberg
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tatsächlich schon vorbei? Unglaublich. War’s denn gut?«
    »Eher nicht«, sagte ich kleinlaut. »Mein Freund liegt schwer verletzt im Krankenhaus und mein Auto ist ein Schrotthaufen.«
    »Oh, das tut mir leid. Verkehrsunfall?«, fragte Heiko mitfühlend.
    Das war das Stichwort. Verkehrsunfall, ja klar. Wieso war ich nicht schon früher darauf gekommen? Stattdessen hatte ich die letzte Nacht stundenlang gegrübelt, wie ich ihm die ganze abstruse Geschichte erzählen könnte, ohne meine kleine Nebentätigkeit, die Schnüffelei, preiszugeben. »Leider«, bestätigte ich also.
    »Und? Wer war Schuld?«
    »Der andere. Nur dass wir ihn nicht zur Rechenschaft ziehen können. Typischer Fall von Fahrerflucht.«
    »Du Ärmste. Kommt Max denn wieder auf die Beine?«
    »Wird schon«, brummelte ich. »Er hat verdammtes Glück gehabt. Aber mit einem Schädelbruch ist nicht zu spaßen, eine Weile wird er also wohl noch im Krankenhaus bleiben müssen.«
    »Personenschaden und erheblicher Sachschaden«, stellte Heiko im Polizeijargon fest. »Das ist bitter.«
    »Ja. Trotzdem gebe ich die Hoffnung nicht auf, den Typen doch noch dranzukriegen. Es gab einen Zeugen. Der hat sich das Nummernschild gemerkt.«
    »Klingt doch gut«, sagte Heiko fröhlich. »Dann konnte der Fahrzeughalter also ermittelt werden, oder?«
    »Er bestreitet aber, dass er im Wagen gesessen hat. Und er hat seinerseits zwei Zeugen angekarrt, die mit ihm an diesem Abend zusammengewesen sein wollen. Geschäftsessen. Dann hat er ausgesagt, dass ihm just an dem Nachmittag das Auto gestohlen wurde. Gemerkt hat er das angeblich erst, als die Polizei vor der Tür stand. Der Wagen wurde dann vorgestern auf dem Parkplatz des Rhein-Ruhr-Zentrums gefunden.«
    »Klingt verdächtig nach Ausrede.«
    »Ja, finde ich auch. Der Fisch stinkt vom Kopf her, würde meine Großmutter sagen. Aber die Polizisten, die an der Sache dran sind, meinen, da könne man nichts machen.«
    »Wie? Echt jetzt? Damit ist die Sache für die erledigt?«
    »Sieht so aus.« Ich zuckte mit den Schultern und seufzte. »Alibi ist Alibi, sagen sie, und daran lässt sich nicht rütteln. Außerdem sind die Zeugen nicht nur unbescholtene Bürger dieser Stadt, sondern auch noch angesehene Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Zumindest zwei von ihnen.«
    Heiko grinste. »Vielleicht sollte man mal prüfen, was es mit dem Kerl so alles auf sich hat. Und mit den Zeugen …«
    »Wie, du meinst … hier?«, fragte ich scheinheilig. Dass es so einfach gehen würde, wäre mir nicht im Traum eingefallen.
    »Ja. Meine ich.« Heiko zwinkerte mir zu. »Praxisorientiertes Arbeiten nennt sich so was. Besser als all die Testfälle, die wir immer zusammenbasteln. Wir haben schon öfter mal spaßeshalber real existierende Personen eingegeben. Und wenn man meiner Angie so etwas angetan hätte …« Er ließ die Faust auf den Tisch krachen.
    »Echt? Das muss vor meiner Zeit gewesen sein«, schob ich schnell ein, bevor ihn eine detaillierte Schilderung dessen, was er alles mit dem Mistkerl anstellen würde, vom eigentlichen Thema ablenken konnte. »Was sagen denn die Datenschutzbeauftragten dazu?«
    »Muss man denen doch nicht auf die Nase binden. Ich werde das jedenfalls gewiss nicht tun.« Er legte die Hand aufs Herz. »Und außerdem: Wir müssen doch testen! Wenn wir das nicht auch mal mit realen Daten tun dürfen, können wir den Job gleich hinschmeißen.«
    Ich nickte erleichtert. Guter Kollege. Damit war Heiko genau dort angekommen, wo ich ihn haben wollte. Denn in vielen Bereichen hatte ich bislang nur Zugang zu den Testsystemen, was im Regelfall auch völlig ausreichte.
    Gemeinsam befragten wir das Auskunftssystem nach den Namen Schönlein, Behrends und Zirkow. Fehlanzeige. Heiko machte ein langes Gesicht.
    »Wenigstens Behrends’ Anzeige wegen des Autodiebstahls hätten wir doch finden müssen«, sagte er düster. »Aber vermutlich schlummert die noch in irgendwelchen Vorsystemen. In letzter Zeit gab es mal wieder massiven Datenstau.«
    »Echt? Schon wieder?«
    »Ja. Sei froh, dass du nicht da warst. Das Vorgangsbearbeitungssystem war streckenweise völlig zusammengebrochen. Es ist zum Kotzen mit diesem ewigen Rumgestricke an einer maroden Datenstruktur! Na ja. Tut mir leid, dass uns das nicht weitergebracht hat. Einen Versuch war es aber wenigstens wert.«
    Gerne hätte ich Heiko auch noch nach dem vierten im Bunde suchen lassen. Aber das hätte nicht zu der Geschichte gepasst, mit der ich ihn geködert

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