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Innerste Sphaere

Innerste Sphaere

Titel: Innerste Sphaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Fine
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sterben und komm zu mir.
    Wie gelähmt starrte ich ihn an. Wieder schrie Ana. Malachi hatte sich entschieden, seine Miene war hart wie Diamant. Er griff nach einer der schwarzen Kugeln, die er sich um die Brust geschnallt hatte. In einem hohen Bogen schleuderte er sie durch die Luft. Sie landete direkt hinter dem Mob. Die Explosion ließ die Fenster der Häuser links und rechts von der Straße zerspringen.
    Die Druckwelle warf mich um. In meinen Ohren dröhnte es, als ich den Kopf hob und sah, wie Malachi aufstand und direkt auf die Toten und Verwundeten zulief.
    O Gott.
    Ohne auf meine stechenden Schmerzen zu achten, stolperte ich vorwärts, humpelte an Nadia vorbei, die zitternd und weinend die Hände auf die Ohren presste. Aber sie war unverletzt und sie versuchte nicht zu flüchten.
    Das Klirren von Metall auf Metall hallte durch die Straße. Beinah hätte ich vor Frust aufgeheult. Irgendwie hatte Ibram überlebt und war noch kampffähig. Ich begann zu laufen, vorbei an der ersten Leiche, die auf dem Bürgersteig lag, mehrere Meter vom Einschlagsort der Granate entfernt.
    Ich erreicht den Krater, lief weiter, betrachtete jedes zerstörte, geschwärzte Gesicht. Malachi, der mir ein gutes Stück voraus war, kämpfte gegen Ibram. Er war so außer sich vor Zorn, dass ich fürchtete, er würde einen dummen Fehler machen, der ihn das Leben kostete.
    Ungefähr drei Meter von mir entfernt bewegte sich eine zusammengesunkene Gestalt und eine vertraute Stimme stöhnte.
    »Ana!« Ich rannte zu ihr und unterdrückte einen Schrei. Ihr schönes Gesicht war kaum noch zu erkennen. Bisswunden bedeckten ihren Hals. Die zugeschwollenen Augen konnte sie nicht öffnen. Blut sickerte ihr aus der Nase, dem Mund, den Ohren. Ich sank neben ihr auf die Knie und versuchte, irgendwie zu helfen.
    »Haben wir ihn gekriegt?«, wisperte Ana.
    »Malachi kämpft jetzt gegen ihn. Sieht so aus, als hätte nur Ibram überlebt«, versicherte ich ihr. Ich hätte sie gern gestreichelt, sie irgendwie getröstet, aber es war keine unverletzte Stelle an ihr. Nirgends konnte man sie berühren.
    Ana las meine Gedanken und kicherte gurgelnd. »Ist schon gut, Lela. Ich spüre nichts.«
    Dass sie log, hätte ich auch gewusst, wenn ich ihre Qualen nicht auf ihrem Gesicht gesehen hätte. So sehr ich wünschte, es wäre wahr, das betäubende Gift konnte unmöglich so schnell wirken. Aber ich wollte keine Zeit mit Widersprechen vertun.
    »Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll«, brachte ich heraus. »Nadia geht’s gut. Mir auch.«
    »Das stimmt nicht«, erwiderte sie. »Ich höre es an deiner Stimme.«
    Vorsichtig nahm ich ihre Hand. Den am wenigsten zerstörten Teil von ihr. Eine kleine Hand, täuschend klein dafür, dass sie so tödliche Hiebe austeilen konnte. »Das wird schon wieder. Ich hab’s diesem Monster gegeben, Ana. Du wärst stolz auf mich gewesen.«
    »Braves Mädchen. Jetzt hör mir zu. Wo ist Malachi?« Eine Träne lief ihr über die Wange.
    Dumpfes Knurren, jähe Schreie, das Klirren der Klingen hallten an den Gebäuden links und rechts der Straße wider. Malachi und Ibram kämpften immer noch. »Er kommt, so schnell er kann.«
    Ana seufzte und hustete. Blut sickerte ihr aus dem Mund. »Du musst ihm etwas sagen. Sag ihm, ich hab ihn lieb gehabt. Immer schon. Er ist mein wahrer Bruder. Sag ihm Dank für die tausend Mal, die er mich gerettet und dafür gesorgt hat, dass ich ich selbst bleibe. Er war der Einzige, der es begriffen hat.«
    Ich sah Anas zerstörte Schönheit kaum durch den Schleier meiner Tränen. »Ich sag es ihm.«
    »Danke. Und – du musst noch etwas für mich tun.«
    »Was immer du willst.«
    »Sorg dafür, dass er die Stadt verlässt. Er hat es verdient rauszukommen. Er braucht es. Bitte, ganz gleich, was es kostet, sorg dafür.«
    »Das mache ich«, versprach ich. »Ganz gleich, was es kostet.«
    Anas Hand zuckte, als Malachis Brüllen durch die Nacht hallte. Ibram schrie und fiel. Der Hieb, der Knochen splittern ließ, war bis hierher zu hören.
    Sie lächelte und dann entspannte sich ihr Gesicht zum letzten Mal.

26
    Um meine verletzte Hand wickelte ich ein Handtuch. Ich wollte sie nicht anschauen. Und auch Malachi sollte sie nicht sehen. Während ich das Badewasser einließ und sein seltsamer Geruch den Raum erfüllte, versuchte ich den stechenden Schmerz an meinem Bauch zu ignorieren. Mir tat alles weh. Aber die Haut auf meinem Bauch brannte höllisch.
    Als sich die Wanne mit lauwarmem Wasser gefüllt hatte, drehte ich

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