Innerste Sphaere
Ich würde mich nämlich ziemlich elend fühlen, wenn du stirbst.«
»Sag meinen Namen.«
Ich verdrehte die Augen. Was diese schlichte Bitte bedeuten konnte, wollte ich gar nicht wissen. »Ich werd nicht schlau aus dir.«
Er stöhnte, ein dumpfes Lachen ließ seine Brust beben. »Hab Erbarmen mit mir und erfüll mir meinen letzten Wunsch. Ich möchte hören, wie du ihn sagst, nur einmal. Bitte sag meinen Namen, Lela.« Einen Moment lag er reglos da, als hätte ihn das Aussprechen meines Namens die letzte Kraft gekostet. Ich rückte noch näher heran. Ich dachte wirklich, dass er gestorben wäre, und das tat mir unbegreiflich weh in der Brust.
Aber dann schlug er die Augen wieder auf. Sie zogen mich magisch an und mir fiel nichts mehr ein außer einem Wort. Ich kam ihm so nahe, dass sich unsere Nasen berührten, bis meine Brust auf seiner lag, bis ich unruhig, rasend seinen Herzschlag durch mein T-Shirt spürte.
Ich holte tief Luft. »Malachi.«
Er lächelte wehmütig. Dann beschrieb er mir flüsternd den Weg.
11
Ich stürmte in die Wächterstation, als wäre mir Luzifer persönlich auf den Fersen. Sie sah aus wie eine Festung: ein niedriges, quadratisches Gebäude mit mächtigen Mauern, in dessen Mitte ein hoher schmaler Turm aufragte. Von außen wirkte es verlassen, aber nicht weniger als vier Wächter stellten sich mir am Eingang in den Weg.
Demonstrativ hielt ich Malachis Krummsäbel in die Höhe. »Malachi wurde von einem Mazikin gebissen. Er braucht Raphael«, keuchte ich und fasste mir an die Hüfte, die wieder zu bluten anfing.
Einer der Wächter lachte. »Offensichtlich ist es zu spät, Schätzchen. Wenn du sein Schwert hast, bedeutet das, er ist tot. Sonst hättest du es ihm nicht abnehmen können.«
Schwer atmend schüttelte ich den Kopf. »Er ist in einem Wohnhaus ungefähr zwanzig Blocks von hier, aber es geht ihm schlecht. Ich kann euch zu ihm bringen. Ist Raphael da?«
Einer der Wächter – es war Hani – kam auf mich zu und musterte mich. »Du bist mit einem Mazikin verschwunden. Woher sollen wir wissen, dass du nicht zu ihnen gehörst?«
Warum hatte ich das nicht bedacht? Das war vermutlich der Grund, warum Malachi unbedingt mit mir herkommen wollte. Aber er hätte mir den Weg nicht beschrieben, wenn er es für eine hoffnungslose Mission gehalten hätte. Also ließ ich nicht locker und wählte meine Worte mit Bedacht, obwohl es doch um Leben und Tod ging. »Wenn du Malachi kennst, dann ist dir klar, dass jemand wie ich sein Schwert nur haben kann, weil er es mir gegeben hat«, wagte ich mich vor. »Bitte. Er ist schwach. Er braucht Hilfe.«
»Vielleicht solltest du reinkommen«, erwiderte Hani freundlich, aber er war leicht zu durchschauen. Schlechte Schauspieler waren in der Hölle verbreitet wie Ungeziefer.
Ich gab nicht nach. »Die Zeit ist knapp. Malachi wird sterben. Als ich gegangen bin, war er schon halb bewusstlos. Wenn ihr einfach Raphael holt, können wir jetzt los.«
Er ging auf mich zu und packte mich mit seinen dicken Fingern am Arm. »Ich sagte, vielleicht solltest du reinkommen.«
Ich versuchte, mich loszureißen. »Was ist eigentlich mit euch los? Warum macht ihr nicht mobil oder wie ihr das hier nennt?«
Einige der Wächter hatten den Anstand, beschämt auszusehen, aber ein paar lachten auch boshaft. Warum eilten sie ihm nicht zu Hilfe? Warum riefen sie Raphael nicht? Hani zerrte mich den Korridor entlang zu den Haftzellen, während mir ein anderer Wächter Malachis Krummsäbel aus der Faust riss. Von meinem letzten Besuch her war mir jedenfalls klar, dass ich nicht da rein wollte. Aber als ich mich umdrehte, sah ich, dass die Wächter den Ausgang blockierten. Es gab kein Zurück – und damit blieb mir nur eins: eine Szene machen.
Ich trat Hani gegen das Schienbein und als er überrascht zurückzuckte, landete ich einen Treffer in der Lendengegend. Ich hätte nie gedacht, dass so ein kräftiger Mann ein so hohes Jaulen von sich geben könnte, aber ich erreichte, was ich wollte: Er ließ mich los.
Nun sprintete ich den Korridor entlang, rief nach Raphael und schlug gegen jede Tür, an der ich vorbeikam. Keuchen und stampfende Schritte dröhnten mir in den Ohren – mindestens ein Wächter war hinter mir her. So ein Mist. Das würde wehtun. Im nächsten Moment wurde ich durch mein übergroßes T-Shirt ausgebremst, das sich straff über meine Brust zog. Ein Wächter hatte mich am Kragen erwischt. Dann packte mich der Scheißkerl an den Haaren.
Ich wehrte
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