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Innerste Sphaere

Innerste Sphaere

Titel: Innerste Sphaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Fine
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und ergriff die Flucht.
    Wie der Blitz jagte Ana hinter Sil her und rief nur noch: »Den kaufe ich mir, Malachi!«
    »Wer ist das?«
    »Eine Kollegin«, erwiderte Malachi und sah ihr nach, wie sie um die Ecke sprintete. Einen Moment lang dachte ich, er würde sich an ihre Fersen heften, aber er drehte sich wieder zu mir um. Er presste die Lippen aufeinander. Den Ausdruck seiner Augen, als er mich musterte, konnte ich nicht deuten. Wieder einmal stand ich da wie erstarrt, der Drang, zu ihm hinzulaufen, war ebenso stark wie mein Fluchtinstinkt. Er nahm mir die Entscheidung ab, kam zu mir und kniete vor mir nieder.
    »Wie schlimm?« Er griff nach meiner Taille, hob mein Hemd hoch und zog behutsam die Hose von meiner Hüfte. Staunend stellte ich fest, dass ich nicht zurückzuckte. Ich legte meine Hände auf seine Schultern, schaute zum Himmel und überlegte, ob er mich auffangen würde, wenn ich umfiel.
    »Ich glaube, es ist halb so schlimm«, versuchte ich ihn zu beruhigen. Im selben Moment sah er die Wunde und fluchte laut.
    »Hat einer von denen dich gebissen?« Seine Hände streiften auf der Suche nach Wunden über meine Arme und Beine.
    »Nein.« Aber ich sah jetzt, dass Juris Blut an meinem T-Shirt klebte. Und Malachis Hände waren ebenfalls blutig. »Sollten wir ihr Blut nicht lieber abwaschen? Macht es uns nicht krank?«
    Er wandte sich wieder meiner Hüfte zu. »Ist Schlangenblut giftig?«
    »Wie bitte?«
    »Mazikin-Blut ist nicht das Problem, Lela. Es ist harmlos, so wie das einer Schlange. Aber ihre Münder, der Speichel …«
    Ich sah zu ihm hinunter und bemerkte erst jetzt, woher das Blut auf seinem Kragen kam. Er hatte nicht so viel Glück gehabt wie ich. Die Wunde war zerfetzt und tief. Unaufhörlich sickerte Blut heraus und am Rand hatte sich eine weiße kristalline Kruste gebildet.
    »O mein Gott. Er hat dich gebissen«, flüsterte ich, streckte die Hand nach ihm aus und drehte seinen Kopf, damit ich es besser sah.
    Er nahm meine Hand weg und stand hastig auf. »Setz dich, außer es geht dir im Stehen besser. Ich werde das hier noch zu Ende bringen, aber dann müssen wir los.«
    »Aber es ist so weit weg – habt ihr denn keine Walkie-Talkies oder so was? Kannst du nicht jemanden rufen, der dich abholt?«
    Er runzelte die Stirn. »Ein Walkie… du meinst ein Telefon?« Er zuckte die Schultern. »Telefone haben wir hier nicht.«
    »Warum?«
    Er zuckte zusammen und schloss die Augen. »Vielleicht können wir später darüber reden, aber jetzt müssen wir los. Sofort.«
    Ich sah weg, als Malachi dafür sorgte, dass Doris und Lacey nicht mehr aufstanden. Aber als ich ihn flüstern hörte, drehte ich mich zu ihm um und beobachtete gebannt, wie er sich über die Toten beugte, die Augen geschlossen, um Verzeihung bittend oder betend. Noch nie hatte mich jemand so durcheinandergebracht. In einem Moment war er skrupellos und unbarmherzig, im nächsten schaute er seine Opfer mit traurigen Augen an. In einem Moment sperrte er mich mit amüsiertem Lächeln ein, im nächsten riskierte er sein Leben, um meines zu retten. Die meisten Menschen gaben mir keine großen Rätsel auf, meist wusste ich, was von ihnen zu erwarten war. Bei Malachi … war das anders.
    Schließlich sammelte er seine Waffen ein, wischte das Blut an seiner Hose ab, ehe er die Messer in ihre Scheide steckte. Er schob den Stab zusammen und befestigte den Schlagstock an seinem Gürtel. Dann ging er in die Gasse und kam mit Juris und seinem Krummsäbelzurück. Mit geübten Handgriffen machte er Juris Schwert an seinem Gürtel fest, dann kam er wieder zu mir.
    »Kannst du laufen?«
    Ich setzte ein breites Grinsen auf. »Na klar. Ist doch nur ein Kratzer.«
    Er lachte und hatte plötzlich wieder den drolligen Gesichtsausdruck, der mir früher schon an ihm aufgefallen war. »Und rennen?«
    »Möglich«, sagte ich und beäugte ihn. »Und du?«
    Seine Miene wurde wieder ernst, als er mir in die Augen schaute. »Im Moment schon.«
    Mein Herz verkrampfte sich vor Angst. »Wo gehen wir hin? Wie weit ist es?«
    »Wir müssen zurück zur Station. Ich weiß nicht, wie viel Zeit mir bleibt, und wir müssen beide zu Raphael.«
    Zurück zur Station. Bloß nicht. Ich wich zurück. »Ich weiß nicht, ob ich –«
    Er sah mich entnervt an. »Ich schwöre, dass ich dich hintrage, wenn es sein muss, und das wäre für uns beide nicht angenehm. Deine Hüfte ist bis zum Knochen aufgeschlitzt, und ich … ich bin in ein paar Stunden tot, wenn wir nicht sofort zur

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