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Innerste Sphaere

Innerste Sphaere

Titel: Innerste Sphaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Fine
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und eine Mazikinseele herbefohlen hätten, die Besitz von dir ergreift. Und dann, na ja, Lichter aus. Keine Lela mehr. Lelas Körper atmet und bewegt sich, klar, aber die echte Lela? Die ist weg.« Ana atmete schwer, als sie sich wegdrehte und sich grimmig übers Gesicht fuhr.
    Jetzt wirklich angewidert zog ich die Knie zur Brust. »Deshalb sehen sie wie jeder andere auch aus. Weil sie jeder andere
sind

    Anas Miene war eiskalt, als ihr Blick meinen traf. »Du hast es kapiert. Wenn ein Mazikin Besitz von dir ergreift, gibt es kein Zurück. Die Person sieht so aus und hört sich an wie davor. Sie hat sogar noch einige alte Erinnerungen und Fähigkeiten. Aber die Seele des Menschen ist weg.«
    »Für immer weg? Sie wird vernichtet?«
    Ana verzog das Gesicht. »Nein. Sie wird in die Heimat der Mazikin verbannt, der Ort, dem selbst die Mazikin verzweifelt zu entkommenversuchen. Wenn es eine richtige Hölle gibt, dann ist es wohl das.«
    »Also enden diese Leute in der Hölle, nicht weil sie etwas verbrochen hätten, sondern weil sie Pech hatten?« Ich hatte gedacht, es gäbe wenigstens ein bisschen Gerechtigkeit in diesem sogenannten Leben nach dem Tod, aber das klang wirklich nicht fair.
    »Wir glauben, es gibt einen Weg, sie zu befreien«, sagte Ana ruhig. »Deswegen töten wir die Mazikin, auch wenn das nicht folgenlos bleibt. Wenn du den besessenen Körper tötest, wird die Mazikinseele zurück in ihr Heimatland geschickt, und wir glauben, das befreit die menschliche Seele. Aber das heißt, die Mazikin können zurückkommen und von jemand anderem Besitz ergreifen. Die stärksten kommen immer zurück. Malachi hat Sil in drei verschiedenen Körpern bekämpft. Und Juri – er und Malachi kennen sich schon lang. Malachi hat ihn schon mindestens viermal getötet und Juri hat Malachi auch ein-, zweimal fast erwischt. Die letzten Jahre hat Juri daran Gefallen gefunden, von Körpern Besitz zu ergreifen, die slowakisch sprechen, nur um ihn in einer seiner Muttersprachen zu verspotten.«
    Auch wenn ich nur wenig von Juri wusste, das war ihm durchaus zuzutrauen. »Und es gibt keinen anderen Weg, jemanden zurückzuholen? Kann man nicht einen Exorzismus machen oder so?«
    Sie ließ ein verächtliches Lachen vernehmen. »Wenn jemand ein Mazikin ist, kann man ihn nur töten. Sonst sammeln sie weitere Opfer und vermehren ihre Zahl. Sie finden hier ohne weiteres Opfer, aber das genügt ihnen nicht. Sie sind wie ein Virus – sie wollen aus der Stadt ausbrechen und Chaos stiften. Das ist schon einmal passiert, vor Jahrhunderten. Menschliche Wächter wurden entsandt, um sie aufzuhalten, und es gelang ihnen, auf Kosten ihres eigenen Lebens und dem zahlloser anderer. Unser Job ist es, das nie wieder zuzulassen – und die Bewohner der Stadt zu beschützen, bis sie ihren Weg zum Gericht finden.«
    »Dann hat Malachi seinen Job doch gemacht, wenn er mich beschützt hat?«
    Ana schüttelte den Kopf und der mitleidige Ausdruck erschien wieder auf ihrem Gesicht. »Wenn er ein gewöhnlicher Wächter wäre vielleicht. Aber er ist unser Anführer. Seine Aufgabe ist es, nachhaltig zu handeln, das große Ganze zu sehen und schwere Entscheidungen zum Wohle aller zu treffen. Und Malachi macht seinen Job sehr, sehr gut. Doch aus irgendeinem Grund war er nicht bereit, dich zu opfern. Ihm war klar, dass sie entweder von dir Besitz ergreifen würden oder dass du bei einem bekloppten Fluchtversuch getötet würdest oder dass er das Nest abbrennen müsste, während du drinnen bist. Keines dieser Risiken wollte er eingehen.«
    Mein Magen machte einen seltsamen Rückwärtssalto. Niemandem war ich bisher so wichtig gewesen, dass er so viel für mich getan hätte. »Aber warum wollte er nicht, dass ich es erfahre?«
    »Du solltest dich nicht schuldig fühlen.«
    Ich starrte Ana an, während sich das Puzzle zusammenfügte. »Weil er das Nest noch nicht gefunden hat, werden andere geopfert«, würgte ich hervor, die Wahl, die Malachi getroffen hatte, abwägend. So eine Verantwortung wollte ich nicht tragen. Ich hoffte, er bereute seine Entscheidung nicht. Nadia blickte mich von meinem Arm aus an, allein und verletzlich, vielleicht hatte er die falsche Entscheidung getroffen. Ich stand auf und tigerte durch den Raum.
    Ana legte eine Hand auf meinen Arm und hielt mich fest, als ich zurückwich, als hätte sie gewusst, wie ich reagiere. »Vergiss nicht«, warnte sie mich – sie wirkte haargenau wie das Raubtier, das sie war, »du hast versprochen, ihm

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