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Innerste Sphaere

Innerste Sphaere

Titel: Innerste Sphaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Fine
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nichts zu sagen.«
    »Geht klar. Aber jetzt will ich los.«
    Ana gab meinen Arm frei. »Genau. Deine Freundin. Gut – wir müssen noch auf Malachi warten. Er wird gleich hier sein und dann brechen wir auf.« Sie setzte sich auf ihr Feldbett. »Also, während wir warten … Ich hab ausgepackt, jetzt bist du dran. Stimmt das, was Malachi erzählt hat? Du hast das Land verlassen, nur um deine Freundin zu finden und sie rauszuholen?«
    »Ja.«
    »Du weißt, wie bescheuert das für mich klingt, oder? Das Land da draußen soll angeblich der Himmel sein. Keine Sorgen, keineGefahren, kein Schmerz und keine Reue. Alles, was du brauchst. Warum setzt du das aufs Spiel?«
    Ich zuckte die Schultern. »Nadia war so stark und hat nie vergessen, wie man nett ist. Sie war liebenswert, süß und sie –«
    »Also, im Wesentlichen eine nette Person. Verstanden. Und … ich kapier’s immer noch nicht.«
    Ich warf die Hände in die Luft. »Sie hat mir eine Zukunft gegeben! Vor ihr hatte ich keine. Wenn ich einen Tag überstanden hatte, war mir das genug. Ich hätte nie gedacht, das könnte jemals anders sein. Aber sie hat mir gezeigt, dass es anders sein kann.«
    Ana lehnte sich gegen die Wand und verschränkte die Arme. Ihren Gesichtsausdruck konnte ich nicht deuten, aber etwas sagte mir, dass ich einen empfindlichen Nerv getroffen hatte. Ich strich über meinen Ärmel, über das Tattoo.
    »Wenn du keine Zukunft hast, benimmst du dich anders. Du planst nicht. Du legst dich nicht ins Zeug. Du … existierst nur. Sie hat mir das nicht durchgehen lassen. Sie hat mich angetrieben. Mir keine Ruhe gelassen. An mir herumgenörgelt. Manchmal war es verdammt nervig, aber sie hat keinen Durchhänger akzeptiert. Wir hatten auch Spaß. Sie hat mir Plätze gezeigt, die ich vorher noch nie gesehen hatte. Wir haben viel gelacht. So was hab ich mit niemandem vorher gemacht. Das Leben erschien mir lebenswert und eine Zukunft schien sich zu lohnen, wenn so etwas dazugehörte.«
    Ich wischte mein Gesicht mit dem Ärmel ab.
    Als ich mich wieder zu Ana drehte, sagte sie leise: »Das verstehe ich. Eine Zukunft wäre schön gewesen.« Sie räusperte sich. »Malachi hat gesagt, du hattest Träume und Visionen von der Stadt, bevor du gestorben bist, aber wie viel hast du wirklich gesehen?«
    »Zwei Jahre lang bin ich hier fast jede Nacht herumgeirrt. Aber viel hab ich nicht mitbekommen. Ich war wie im Nebel.«
    Ihre Augenbrauen schossen hoch. »Du warst ein Geist oder was? Wir können sie nicht sehen, aber die Mazikin schon. In ihrem Kern sind sie Seelen, auch wenn sie andere Körper bewohnen. Also vermute ich, dass sie andere Seelen sehen, auch die, die noch mit lebendenmenschlichen Körpern verbunden sind. Vor ein paar Jahren habe ich das selbst beobachtet. Das war das Gruseligste, was ich je erlebt habe. Dieser Mazikin hat mit der Luft gesprochen, sie gestreichelt, als wäre da jemand. Er forderte den Geist auf zu bleiben, sagte, er wäre perfekt, dass er hier leben sollte, dass man sich um ihn kümmern würde.«
    Ich schauderte, erinnerte mich an Juris Stimme, die mir all die giftigen Worte ins Ohr geflüstert hatte.
    »Der Mazikin war so vertieft, dass er nicht einmal bemerkte, wie ich mich anschlich, um ihm die Kehle durchzuschneiden.« Sie hielt inne, einen Moment in der Erinnerung gefangen, dann richtete sie das Augenmerk wieder auf mich. »Moment mal, wenn du in den Träumen nicht viel mitbekommen hast, woher wusstest du dann von den Waffen der Wächter?«
    »Als Nadia gestorben war, veränderten sich meine Träume. Ich sah alles aus ihrer Perspektive, aber es war deutlicher, schärfer, als wäre ich immer noch ich selbst. Ich sah die Kuppel aus Dunkelheit über der Stadt. Ich sah die Tore und die Wächter. Ich habe eine Mazikin gesehen, die versucht hat, Nadia mitzunehmen – hey, wie kommt es, das manche von ihnen auf allen Vieren laufen?«
    Ana lachte. »Och – die Alten, stimmt’s? Es liegt an den älteren Körpern – sie können sich nicht richtig aufrecht halten, wenn sie besessen werden, also laufen sie herum wie Tiere. Ich habe mich immer gefragt, ob die Mazikin in ihrer wahren Gestalt nicht eher wie Tiere aussehen.«
    Ich schauderte. »In einer Vision sah ich, wie Malachi zwei Mazikin tötete und Ibram abwehrte. Nadia war dort, in einem Versteck, und hat alles mit angesehen. Malachi sagt, dass war in Harag und deshalb gehen wir da hin.«
    Ana blickte mich erstaunt an. »Das hast du gesehen? Das ist erst eine Woche her oder

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