Inquisitor: Drei Romane in Einem Band. Mit Bonusmaterial: "Die Innere Bestie" [u.a.]. Ian Watson. Mit Einer Einf. Des Autors. [Dt. Übers. Von Walter Brumm Und Christian Jentzsch].
wandte sanften Druck an.
Wie durch ein
Wunder erschien das Fingerlicht wieder. Es sei das Licht Rogal Dorns, schwor
Lex. Oder das Licht des leuchtenden Pfads. Vielleicht seien beide Aspekte desselben
Leitsterns, meinte er.
Als Lex nach
Osten wies, leuchtete sein Finger heller.
Gegen Norden
oder Süden oder Westen blieb sein Licht gedämpft.
Sie sammelten
reife Nüsse von tiefhängenden Ästen, große süße Beeren von Sträuchern sowie
fleischige Pilze.
Lex aß zuerst,
um die Kost zu prüfen.
Ungiftig.
Nahrhaft. Gastlich.
Den ganzen Tag
wanderten sie ohne einen Zwischenfall durch die Wälder. Nur gelegentlich sahen
sie kleine Tiere davonhuschen.
Gegen Abend
lichtete sich der Wald. Baumstümpfe zeigten die Spuren von Sägen und Äxten, und
einige davon waren noch nicht alt. Man hatte Bäume gefällt, um Baumaterial oder
Brennholz zu gewinnen.
Orks hätten
große Waldflächen unterschiedslos kahlgeschlagen und als unschöne Narben
zurückgelassen.
Hatten
Menschen hier Äxte geschwungen?
Vielleicht
lebten wilde Eldar in der Gegend — jene puritanischen Fanatiker, die in die
Randbereiche der Galaxis geflohen waren, bevor das Chaos ihre Zivilisation verwüstete,
und die wegen ihrer Selbstverleugnung überlebt hatten. Solch eine Welt sollte
jedoch nicht an das Wegenetz angeschlossen sein. Natürlich konnte die
Verbindung lange nach der Besiedlung hergestellt worden sein.
Am Vortag
hatte Erschöpfung die Reisenden übermannt, noch ehe das Tageslicht vom Himmel
gewichen war. Also hatten sie den Nachthimmel nicht gesehen.
Wenn diese
Welt draußen im Randbereich war, würden die Sterne nicht allzu dicht gesät
sein. Die schwarze intergalaktische Leere würde das Bild beherrschen.
Andererseits würde je nach der Hemisphäre das gewaltige Sternenmeer der
Heimatgalaxis gleichzeitig strahlend sichtbar sein.
In diesem Fall
könnte es sich wirklich um eine Welt wilder Eldar handeln, der sogenannten
Exoditen.
Am
wahrscheinlichsten aber war, dass dies eine von Menschen bewohnte Welt war, die
seit langem ohne Verbindung mit dem Imperium auf einer relativ niedrigen Stufe
stehengeblieben war.
Vielleicht war
sogar die Erinnerung an die Kolonisation verlorengegangen.
Schließlich
kamen sie zu einer großen Lichtung. Graue Asche bedeckte einige Hektar Land. Da
und dort ragten verkohlte Balkenstümpfe aus der Brandstätte. Ein dicht
besiedeltes Dorf musste hier vor noch nicht langer Zeit gestanden haben. Es war
eingeäschert worden. Bei ihrem Weg durch die Asche stießen sie auf ein paar
verbrannte Skelettreste. Aber es waren nicht viele.
Hatten Feinde
die Ortschaft überfallen und niedergebrannt? Das Ausmaß der Zerstörung ließ
kaum Rück s chlüsse auf
die Kulturstufe der einstigen Bewohner zu.
Alle Gebäude
mussten aus Holz gewesen sein.
Eine steinige,
ausgefahrene Straße führte durch den Wald weiter.
Wachsam
folgten sie ihr. Nach etwa zwanzig Kilometern kamen sie zu den Resten einer
noch größeren Siedlung, die vielleicht eine Kleinstadt gewesen war. Auch sie
war niedergebrannt. Die Straße führte weiter durch menschenleeres Land. Niemand
begegnete ihnen. Als der Abend kam, lagerten sie auf einer kleinen Lichtung in
respektvoller Entfernung von der Landstraße.
Der Himmel war
tagsüber meist bewölkt gewesen.
Nun, als das
Licht schwand, klarte der Himmel auf.
Bald blickten
sie zu einer Reihe winziger Monde auf, die wie eine Perlschnur über den Zenit
gezogen war. An die hundert kleine Monde, kalkig weiß wie gebleichte Schneckenhäuser.
Sterne waren eher spärlich. Aber diese vielen Monde in einem unnatürlichen Ring!
Noch als sie hinaufblickten, löste sich einer dieser Kleinmonde aus der
Prozession und bewegte sich abwärts zur Atmosphäre.
Lex stieß eine
leise Verwünschung aus.
»Was bedeuten
diese Lichter?«, fragte Rakel mit gedämpfter Stimme, als befürchtete sie, dass
die unheimlichen Monde in der Umlaufbahn ihre Stimme hören könnten.
Lexandros
Antwort war kalt und hart wie Marmor.
»Du sahst
Symbionten in der Einsiedelei auf Sabulorb, Rakel. Nun kannst du ein schlimmes
Geheimnis entdecken. Die Lebewesen in diesen Schiffen dort oben sind die
Schöpfer der Symbionten. Sie sind noch fürchterlicher. Bei uns sind sie als
Tyraniden bekannt. Tyraniden ernten ganze Welten ab, nehmen ihr gesamtes
biologisches Material, um es zu formen und durch Mutationen in
Abscheulichkeiten zu verwandeln. Sie räumen Welten aus. Der Prozess hat hier
mit der Ernte der höchsten Lebensform begonnen, dem Menschen
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