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Ins dunkle Herz Afrikas

Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Gercke
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dass uns jemand gekidnappt hat, erst wenn es Nacht wird, werden sie sich wundern, und dann ist es zu spät, um nach uns zu suchen. Vor Morgen passiert gar nichts«, bemerkte Isabella mit brutaler Deutlichkeit. Susi verstummte. Wie ein Zombie ließ sie alles mit sich geschehen.
    »Sie hat einen Schock, lass sie zufrieden!«, fuhr Henrietta Isabella an, »wir müssen zusammenhalten, sonst kommen wir hier nicht raus!« Sie gingen weiter, der Pfad wurde steiler, wand sich durch immer 275
    dichter werdenden Busch, die Gluthitze brannte auf ihrer Haut, gelegentlich spendeten Baumgruppen Schatten, aber ihre Entführer trieben sie weiter, ließen keine Pause zu.
    »Wir müssen irgendwo westlich in der Nähe der Grenze vom Hluw-luwe- und Umfolozi-Wildreservat sein«, flüsterte Isabella. Henrietta nickte zustimmend.
    Eine halbe Stunde später durchquerten sie ein verwildertes, auf einem sanften Hang liegendes Maisfeld. Gelbbraun hingen die Blätter, raschelten unheilvoll in dem heißen Wind, eine Ratte huschte vor ihnen weg in die Dornenbüsche, die sich schon einen großen Teil des Feldes zurückerobert hatten. Kurz darauf machten sie vor einer undurchdringlichen Wand aus ineinander verflochtenen Dornenästen Halt. Der, den sie für den Führer hielt, pfiff eine kurze Tonfolge, und nach einer Weile bewegte sich ein Segment der Dornenwand - es bestand aus ein paar der Zweige, die auf ein Brett genagelt waren - und gab eine Öffnung frei wie eine Tür. Er duckte sich und schlüpfte hindurch, die anderen schoben die drei Frauen nach, Henrietta als Letzte.
    Verblüfft blieb sie stehen. Auf einem fast kreisförmigen Gelände von etwa sechzig mal sechzig Metern, auf spärlich mit Kikuyugras bewachsener rötlicher Erde standen fünf mit Grasmatten gedeckte, bienenkorbförmige Hütten im Schatten einiger Bäume. Sie gruppierten sich um einen kleinen, mit unbehauenen Ästen eingefriedeten Platz, in dessen Mitte ein paar rotbraunweiße Kühe zusammengedrängt unter einer Schirmakazie dösten. Am höchsten Punkt des Umuzis stand die größte Hütte, rechts und links vom Viehgatter je zwei etwas kleinere. Fast verdeckt von einigen Agaven und einem Busch entdeckte sie auf der gegenüberliegenden Seite eine weitere kleinere Hütte, auch grasgedeckt, aber mit einem niedrigen, mit rötlichem Lehm verputzten Wandsockel. Ein auf Pfählen ruhendes Grasmattendach, das dicht daneben direkt an der Hecke stand, diente offensichtlich als Vorratshütte, denn sie konnte ein paar gebündelte gelbe Maiskolben, die von den Dachsparren hingen, erkennen. Die Dornenwand bestand aus großen Ästen des Umlahlankosi-276
    Baumes, der Büffeldornakazie, und einer Reihe eng in den Boden gerammter, roher Stämme, die den Hof von außen für Mensch und Tier unsichtbar machten.
    Unsichtbar und uneinnehmbar. Das perfekte Versteck.
    »Ein Umuzi«, flüsterte sie Susi zu, die mit verquollenem Gesicht neben ihr stand, »eine Zulu-Hofstätte.« Rechts oberhalb der Hofstätte ragte ein felsiger Vorsprung aus dem buschbestandenen Abhang, der sie vor dem heißen Nordwind schützte. Die Hütten standen auf leicht abschüssigem Boden, der in einen flacheren Teil überging und ungefähr fünfundsiebzig Meter weiter offenbar steil über eine Felskante zum Fluss abbrach. Genau erkennen konnte sie es nicht, eine Hecke junger Umlahlankosi-Bäume, die das untere Ende des Umuzis begrenzte, versperrte ihr die Sicht. Sie vermutete, dass im flachen Teil unterhalb des Umuzis die Gemüsebeete lagen, damit bei Regen der Kuhmist aus dem Umuzi auf die Felder gespült wurde und sie so gleichzeitig düngte. So hatte Sarah es ihr erklärt und hinzugefügt, dass das Viehgatter gewöhnlich aus Tambotiholz besteht, das ein starkes Gift enthält und so das Vieh, das den Reichtum einer Familie darstellte, vor Insekten schützt.
    Die Hitze schlug ihnen in Wellen von der harten, roten Erde entgegen, ein kleines Hühnervolk pickte Körner im Schatten der niedrigen Bäume, eine Kuh urinierte platschend, beißender Harngeruch mischte sich mit dem Gestank der von Schwärmen schläfriger Schmeißfliegen umsummten Kuhdunghaufen. »Igitt!«
    Susi zog die Nase kraus.
    Plötzlich stand eine schmale, schwarze Frau vor ihnen, sie war ganz in Schwarz gekleidet, Goldreifen umschlossen ihre Handgelenke, eine dicke Goldkette trug sie um den Hals. Henrietta verschleierte erschrocken ihre Augen, gab nicht zu erkennen, dass sie wusste, wer vor ihr stand. Mary Mkize!
    Mary Mkize, die gelacht hatte, während um sie

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