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Ins dunkle Herz Afrikas

Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Gercke
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ich muss euch doch zum Flughafen bringen.« Er grinste.
    »Neu?« Titas Stimme schwankte, sie umklammerte den Türgriff ihres Autos. »Neu?
    Was - ist?«
    »Mach dir keine Sorgen, Titalina, ich bin wieder hier. Daddys Armeen haben sich wacker geschlagen!« Er nahm sie in die Arme und schwenkte sie herum, lachte dabei.
    Henrietta aber sah die weißen Ringe um seine Augen, die Linien, die von seiner Nase zu den Mundwinkeln liefen, die vorher noch nicht so sichtbar gewesen waren.
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    »Die haben dich einfach so laufen lassen?« Tita lehnte sich in seinen Armen zurück, um ihm in die Augen zu sehen. Diese wichen ihr aus. »Ja, ja, haben sie.«
    »Tu das Tita nicht an«, lan sagte es leise, »sag ihr die Wahrheit.« Neil sah ihm in die Augen. Endlich nickte er. »Nun ja, ich muss mich jeden Tag auf der Polizei melden. - Keine Angst, wir müssen nicht eigens dafür früh aufstehen.
    Ich muss bis fünf Uhr nachmittags da gewesen sein.« Er versuchte ein Lächeln.
    Tita vergrub ihr Gesicht in ihren Händen, wischte sich die Augen, sah hoch, hatte sich offensichtlich gefasst. »In Ordnung«, sagte sie kurz, »lasst uns fahren.«
    Im Süden von Durban ballte sich eins der urplötzlich auftretenden Unwetter zusammen, und kurz darauf stürzte das Wasser herunter. Tita fuhr langsam. Der Regen floss die Scheiben herab. Henrietta war froh darüber. Sie konnte nichts erkennen und musste so nicht ein weiteres Mal jeden Meter dieses Weges durchleiden. Sie reiste wie in einer Kapsel durch einen gleichmäßig grauen Raum, bekam nur kurze, verwischte Ausblicke, wenn die Scheibenwischer den Regen beiseite schaufelten.
    »Wir haben unser Haus nicht mehr gesehen«, sagte sie einmal leise, lan drückte ihr die Hand, aber er antwortete nicht. Sie lehnte ihren Kopf an die Scheibe und versuchte nicht zu denken. Mit Schwung hielten sie vor der Abflughalle.
    Tita sprang aus dem Auto und stieß fast mit einem weißhaarigen Mann zusammen.
    »Entschuldigung«, sagte sie, aber der Alte drehte sich nicht einmal um. Dann mussten sie Abschied nehmen, und sie machten es kurz. »Wir kommen im Juli oder August nach Europa, da sehen wir uns wieder.« Tita hielt sie sehr fest, drückte sie, dass sie kaum atmen konnte, und vergrub sich dann in lans Armen.
    Sie konnte nur nicken und ließ sich von Neil umarmen. »Pass auf dich auf, sei vorsichtig.« Alle wussten, was sie meinte. Tita ergriff Neils Hand, sie rannten durch den Regen zu ihrem Auto, lan besorgte einen Kofferwagen. Im Flughafengebäude war es stickig wie immer, voll wie immer, und es roch wie immer, nach schwitzen-382
    den Menschen, faulig von der Luftfeuchtigkeit, die alle Oberflächen klebrig machte, süßlich nach Parfüm und Zigarettenrauch. Gewohnheitsmäßig suchte Henrietta die Männer mit den flinken Augen, die so still verharrten wie eine Katze vor dem Sprung. Ja, sie waren da. An jedem Ausgang lehnten sie. »Wir sind mehr als rechtzeitig da. Unser Flug wird erst in einer Stunde aufgerufen.
    Lass uns irgendwo einen Kaffee trinken.«
    Sie gingen in das Obergeschoss des Gebäudes, wo sich ein Selbstbedienungsrestaurant befand. lan reihte sich in die Schlange derer ein, die langsam ihre Tabletts am Tresen vorbeischoben, Henrietta fand einen Tisch in der Nichtraucherzone bei der Treppe. Sie setzte sich, stapelte ihr Gepäck auf die freie Bank neben sich und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Es war viel gewesen in den letzten Tagen, viel zu viel, sie hatte noch keinen Moment gehabt, in dem sie Zwiesprache mit sich selbst halten konnte. Der Stuhl neben ihr schurrte, lan musste mit dem Kaffee gekommen sein. Sie blickte hoch.
    Aber es war nicht lan. Es war der alte Mann mit dem sonnengegerbten Gesicht und den struppigen weißen Haaren und den kalten Augen, den, dem sie in einer ungeschickten Bewegung am Strand ihren Ellenbogen in den Magen gerammt hatte, der so feindselig reagiert hatte, und es war der Mann, nur um elf Jahre älter, den sie auf dem Zeitungsausschnitt gesehen hatte, auf den Vilikazi geschrieben hatte: Sie haben ihn gefunden, er trug eine Erkennungsmarke! Koos Potgieter, damals Mitglied der SAP, der südafrikanischen Polizei. Der Vater des Wildhüters, der von einem Krokodil zerfleischt worden war.
    Er hatte einen Stuhl herangezogen und sich an ihren Tisch gesetzt. Seine Kleidung war von militärischem Schnitt, Buschjacke mit Schulterklappen, darunter sichtbar ein Kakihemd, messerscharfe Bügelfalten an den Hosen.
    Umständlich schob er einen zusammengerollten Stoffhut unter die

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