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Ins Eis: Roman (German Edition)

Ins Eis: Roman (German Edition)

Titel: Ins Eis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Nieberg
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in den Minen, eine Tätigkeit, von der ich einen ganzen Abend allein berichten könnte, aber ich möchte euch nicht langweilen. Zumindest nicht heute, wo ihr noch Gelegenheit habt, davonzulaufen.« Es dauerte ein paar Sekunden, bis das aufbrandende Gelächter Fredrik erlaubte, weiterzureden.
    »Hier auf Spitzbergen lernte ich, was ich aus meinem Leben machen wollte. Ich wollte Ingenieur werden. Ich wollte in schönen Häusern leben, saubere Kleider tragen, und vor allem wollte ich Dinge erschaffen. Als ich das nächste Mal, diesmal in den siebziger Jahren, nach Spitzbergen zurückkehrte, hatte ich einiges davon erreicht, nur was das Schaffen anbelangte, da gab es noch viel Luft nach oben. Zu dieser Zeit hatte ich ein wunderbares Team um mich herum versammelt. Meine Kollegen, meine Vorgesetzten, aber vor allem auch meine Arbeiter in den Gruben. Wenn man im Bankwesen tätig ist, lernt man solche Menschen im Nachhinein viel mehr zu schätzen. Das Privileg, mit etwas Handfestem zu arbeiten, einem Wert, der sich in der Schwere eines Sacks auf dem Rücken fassen lässt. Mag dieser auf den ersten Blick schmutzig scheinen, so sind die Menschen, die ihn aus der Finsternis holen, ehrlich, offenherzig und unverfälscht. Ich will nicht romantisieren, es war sicherlich keine einfache Zeit damals, für niemanden, aber es war eine wertvolle Zeit.
    Ingrid Solberg ist die Tochter eines alten Freundes aus dieser Zeit. Ihre Eltern sind leider schon vor Jahren gestorben, aber wir beide haben Kontakt gehalten, und ich bin sehr froh, dass sie uns diese Woche bei unseren gemeinsamen Vorhaben begleiten wird. Ingrid wuchs in Longyearbyen auf und kennt das Land besser als ich. Sie ist Ärztin, arbeitet nur wenige Meter von hier entfernt im Krankenhaus. Sie wird da sein, wenn ihr sie braucht, und euch beruhigen, wenn ihr fürchtet, ein abgefrorener Finger bedeute das Ende eurer bürgerlichen Existenz.«
    »Du bist unmöglich, Fredrik!«, warf Elisabeth tadelnd ein, während die anderen Fredriks Scherz mit einem gequälten Lachen quittierten.
    »Neben Ingrid sitzt ihr Ehemann Trond Solberg, den auch ich leider erst heute kennenlernen durfte. Trond forscht und arbeitet am Universitätszentrum von Svalbard. Ich bin froh, dass er heute Abend seine Frau begleitet. Willkommen, Ingrid und Trond!«
    Alle klatschten. Trond, groß und kräftig gebaut mit einem ansteckenden Grinsen, stieß mit Fredrik an und bedankte sich für den herzlichen Empfang. Ingrid schloss sich ihm an. Als Nächstes umrundete Fredrik das Tafelende und stellte sich diesmal hinter Elisabeth. »Ingrid, Trond, ich weiß, die meisten haben sich euch schon persönlich vorgestellt, aber um es noch einmal offiziell zu machen: Diese wunderschöne Dame vor mir ist meine Ehefrau Elisabeth. Neben Elisabeth sitzt ihr Bruder, mein Schwager und Bankgesellschafterkollege Hartmut Warthenberg, mit seiner Frau Tanja und ihrem Sohn Tobias. Es freut mich sehr, dass ihr beide, Tanja und Tobias, es ebenfalls einrichten konntet, denn es ist mir durchaus bewusst, wie beschäftigt junge Männer in diesem Alter sind. Und Tanja hat sogar den Geburtstag ihrer Großtante Alexandra abgesagt, um diese Woche mit uns feiern zu können.«
    »Den Geburtstag meiner Großtante Gräfin Alexandra«, korrigierte Tanja.
    »Den Geburtstag ihrer Großtante Gräfin Alexandra«, wiederholte Fredrik ungerührt. »Wenn ich dann auf der anderen Tafelseite fortsetzen darf, haben wir hier meinen Sohn Erland mit seiner Frau Monika. Wie Hartmut ist Erland ebenfalls in unserer Bank tätig, erfolgreich, wie ich als Vater wohl hinzufügen darf. Und auch wenn Monika offiziell nicht für die Bank arbeitet, wären wir wohl ohne ihre regelmäßigen Kuchenlieferungen an die Geschäftsführer und ihr Händchen für Zimmerpflanzen nur ein Verein schlecht gelaunter Kundenberater in liebloser Umgebung.
    Was die Bedeutung für unsere kleine Familienbank anbelangt, gilt dasselbe natürlich für Peter Domhoff hier, Leiter unserer Vermögensverwaltung. Peter ist ein langjähriger Kollege und Freund. Peter, deine Expertise, dein Ehrgeiz, deine Disziplin, dein Menschenverständnis und deine Loyalität machen die Zusammenarbeit mit dir zu einem großen Vergnügen und einem Quell persönlicher Befriedigung für mich. Ich hoffe sehr, dich dereinst als persönlich haftenden Gesellschafter der Bank zu sehen.«
    Von ihrer Position aus konnte Kirsten die Reaktion der Familienmitglieder auf diesen letzten Satz bestens erfassen. Wie es schien, war die

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