Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ins Eis: Roman (German Edition)

Ins Eis: Roman (German Edition)

Titel: Ins Eis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Nieberg
Vom Netzwerk:
Verletzungen hin untersuchte. Bis auf eine kleine Wunde über einem Auge fand er nichts. »Isch ja guet«, murmelte er, während sich die Hunde winselnd gegen ihn drückten. Noch immer eingeschüchtert, wie schnell aus Schmusekötern zähnefletschende Bestien geworden waren, traten Kirsten und Jonas näher. Tim schaute flüchtig zu ihnen auf und bemerkte mit einem verhaltenen Lächeln, wenn Kirstens und Jonas’ Augen noch größer und runder würden, würde er ihnen beiden statt Schneebrillen Autoscheiben geben müssen. Jonas, bei dem Tim seinen Status als Superheld nunmehr für alle Zeit sicher hatte, erkundigte sich kleinlaut, ob Tim denn keine Angst gehabt habe.
    Tim zuckte mit den Achseln. »Es sind halt Hunde, so verhalten sie sich nun einmal. Die wollen uns nichts tun. Klar kann es passieren, dass ein Hund, wenn ich dazwischengehe, in der Hitze des Gefechts meinen Arm packt. Ein paar Mal hab ich schon gedacht, das war’s jetzt, aber sie bemerken ihren Irrtum sofort. Ihr solltet sehen, wie kleinlaut sie nachher sind, wenn sie realisieren, oh, du bist ja ein Mensch. Das ist richtig lustig.«
    Kirsten nahm Jonas, dem das Hundestreicheln für den Moment vergangen war, auf den Arm. »Ist es etwas Schlimmes?«, fragte sie in Richtung des gebissenen Hundes.
    »Nein, das ist nichts.« Tim richtete sich auf. »Line out!«, gab er den Hunden den Befehl, die Zugleinen zu straffen. Der Schlitten glitt ein paar Zentimeter nach vorne, doch in der Zwischenzeit hatte Tobias mit großer Sorgfalt die Anker neu gesetzt und stand noch dazu selbst auf der Bremse. Tim und Oda traten zu ihm.
    »Tobias, so etwas darf nicht passieren«, sagte Oda ernst, während sich der Rest der Gruppe um die beiden sammelte. »Du hattest die Anker nicht richtig gesetzt. Das hätte richtig böse enden können. Tim hat mir erzählt, dass er dich schon mehrmals auf Fehler hinweisen musste. Du bremst oft nicht rechtzeitig, wenn deine Hunde langsamer werden, fährst fast in sie hinein und gefährdest sie dadurch. Die Halsbänder ziehst du nicht aus dem Geschirr heraus, weshalb die Ringe ihnen den ganzen Tag gegen die Hälse drücken. Du lässt einen Hund kilometerlang mit dem Drahtseil zwischen den Beinen laufen, bis er sich wundscheuert. Du achtest nicht darauf, was du tust, du handelst, als hättest du Maschinen im Team, aber das sind Hunde.«
    Tobias nickte, ohne jemanden anzuschauen. Fredrik sagte: »Was wäre denn, wenn Tobias sich entschließen würde, lieber hierzubleiben?«
    Das wiederum ging Hartmut zu weit. »Jetzt übertreibst du aber, Fredrik. Der Junge hat das doch nicht absichtlich getan, so etwas hätte jedem von uns passieren können. Bei anderen hast du es auch nicht so eilig, sie aus der Gruppe auszuschließen, also was soll das jetzt mit dem Jungen?«
    »Ich finde das ebenfalls ziemlich despotisch«, ließ sich Monika vernehmen, ausnahmsweise nicht besänftigend, sondern die Arme kämpferisch in die Hüften gestützt. »Alle außer dir stehen hier zum ersten Mal auf einem Hundeschlitten, und wir alle machen Fehler. Es kann nicht jeder immer zu einhundert Prozent funktionieren, Fredrik Stolt.«
    »Das nicht«, erwiderte Fredrik ruhig, »aber man kann zugeben, dass man sich am falschen Ort befindet. Ich weiß nicht, ob Tobias überhaupt hier sein möchte, deshalb meine Frage.«
    »Ach, jetzt fallen dir plötzlich Fragen ein«, zischte Tanja. »Jetzt tust du so, als würde es dich interessieren, was wir wollen. Nachdem du uns alle ins Nirgendwo geschickt hast.« In theatralischer Gestik richtete sie einen Finger auf Fredrik. »Du magst immer alles kontrollieren, Fredrik, aber wir sind nicht deine Schachfiguren. Du hältst dich für den König, aber du bist nur ein banaler Läufer!«
    »Jetzt dreh nicht durch, Tanja!« Das war zu aller Überraschung Tobias. »Wieso musst du immer gleich hysterisch werden? Oda hat recht, ich habe nicht aufgepasst, und ja, das war meine Schuld. Es tut mir leid. Und was Schachspiele anbelangt, irrst du dich mal wieder: Fredrik wäre wohl eher eine Dame.«
    Der so Betitelte hob eine Augenbraue – eine seltene Respektsbekundung, die Tobias nicht bemerkte, weil er wieder auf seine Stiefel starrte.
    »Gut.« Oda beendete die Diskussion, indem sie Tobias kameradschaftlich auf die Schulter klopfte. »Dann ist das ja erledigt. Sei in Zukunft einfach ein wenig achtsamer. Ihr solltet jetzt los, sonst werden die Hunde noch unruhiger, als sie eh schon sind. Und auf uns andere wartet ein Gletscher!«
    Danach blieb die

Weitere Kostenlose Bücher