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Ins Eis: Roman (German Edition)

Ins Eis: Roman (German Edition)

Titel: Ins Eis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Nieberg
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Stimmung unter den Mushern zunächst gedämpft, schweigsam fuhren sie Tim hinterher. Dieser war auf seine Hunde konzentriert, denn abseits der Motorschlittentrails konnten die Tiere keiner gelegten Spur folgen, und so fuhren sie zeitweise in Schlangenlinien. Plötzlich ließ ein Pfiff von Ingrid sie alle stoppen. Die Ärztin gestikulierte wild zur Seite.
    Etwa dreihundert Meter entfernt trottete schräg zu ihnen ein Eisbär in Richtung Fjordmitte. Der Wind wehte in seine Richtung, weshalb die Hunde ihn nicht gerochen hatten, sein Pelz bildete einen schmutzigeren Kontrast zum umgebenden Schnee. Die Gruppe setzte in Windeseile die Anker, dann drängten alle nach hinten zu Ingrid. Sie verfolgten den Bären minutenlang mit den Augen. Erland hatte sein Teleobjektiv ausgepackt und legte es auf Ingrids Schlitten auf, um das Bild nicht zu verwackeln. Wenn sie sprachen, flüsterten sie. Sogar Kirsten konnte den Anblick des Königs der Arktis diesmal genießen, selbst wenn sie sich dicht neben Tim hielt, der sich auf sein Gewehr stützte. Sein schiefes Grinsen deutete an, dass er sie durchschaute, aber das war ihr herzlich egal. Danach hob sich die Stimmung in der Gruppe schlagartig. Hartmut gelobte Ingrid, da sie den Bären entdeckt hatte, eine Flasche Champagner auszugeben, sobald sie zurück in Longyearbyen wären, und Fredrik überraschte alle, indem er eine Thermoskanne mit Glühwein und sieben Plastikbecher auspackte, um auf das Highlight anzustoßen.
    Auf den letzten Kilometern ihrer Tagesetappe folgten sie erneut einem gespurten Trail, was das Vorankommen erheblich beschleunigte. Eine weitere Überraschung erwartete sie, als sie ihren Übernachtungsplatz erreichten: ein mit kariertem Tischtuch gedeckter Tisch unter freiem Himmel, Kaffee und Kekse. Peter und Oda warteten neben dem Arrangement, gemütlich auf Odas Anhänger sitzend. Nachdem sie mit den Damen vom Ausflug zum Gletscher zum Schiff zurückgekehrt waren, hatten sich die beiden ein zweites Mal auf ihre Schneemobile geschwungen, waren losgebrettert und hatten für die Hundeschlittenfahrer das letzte Stück zum Lager gespurt. Peter freute sich, weil er endlich einmal richtig Gas hatte geben können, was ihm mit den Damen und Jonas im Anhänger nicht vergönnt gewesen war.
    »Man sollte glauben, dass ein Tag auf einem holpernden, zugigen Motorschlitten für einen empfindlichen Rücken auch nicht gerade das beste Heilmittel ist«, ließ sich Erland missmutig vernehmen, während er die Thermoskanne aufdrehte. Er sprach nicht einmal leise, der Gegenstand seines Sarkasmus hielt sich außer Hörweite auf. Oda hatte Tim gebeten, einen Blick auf ihr Schneemobil zu werfen, weil die Lenkung etwas schwerfällig ging. Fredrik, Ingrid und Peter hatten sich dazugesellt, um zuzuschauen, wie Tim in die Mechanik des Schlittens eintauchte. Kirsten, Erland, Hartmut und Tobias machten sich in der Zwischenzeit über Kaffee und Kekse her.
    Zu Kirstens Entzücken hatte Oda sogar an Milch und Zucker gedacht. Sie schüttete so viel Milch in ihren Becher, dass der Kaffee hellbraun wurde. Ein wenig gedankenlos fragte sie: »Glaubst du, Peter hatte einfach keine Lust auf die Tour und schiebt seinen Rücken als Ausrede vor? Für mich scheint das nicht zu ihm zu passen; soweit ich weiß, ist er früher viel auf solche Abenteuerurlaube gegangen.«
    »Womöglich hat er einfach einen guten Grund, nicht mit uns zu fahren.« Erland schien fest entschlossen, schlechte Laune zu verbreiten. Er warf Hartmut einen bezeichnenden Blick zu. »Aber das wollen manche hier bestimmt nicht hören.«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Findest du nicht, dass Elisabeth gestern so zufrieden gewirkt hat wie eine Katze, die in die Sahne gefallen ist? Oder soll ich lieber sagen, eine Katze, die allein zu Hause ist? Bei offenem Katzentürchen.«
    Tobias hörte auf, seinen Keks zu kauen. Kirsten konnte den halb zerkauten Brei auf seiner Zunge sehen und wandte rasch den Blick ab. Hartmut beugte sich vor, die Knöchel auf den wackligen Tisch gestützt. »Was willst du damit andeuten, Erland? Ich kann dir nur raten, wäge deine Worte mit Sorgfalt, immerhin sprichst du hier von der Ehre meiner Schwester.«
    »Meine Güte, Hartmut«, stöhnte Kirsten, »wir sind hier in einer europäischen Schneewüste, nicht in Arabien. Du drückst dich aus wie ein Beduinenfürst auf Zweikampfkurs!«
    Alle drei Männer ignorierten sie. »Ich fürchte, mit der Ehre ist es in unseren beiden Familien weniger weit her, als wir dachten«, sagte

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