Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)
erzürnten Elementen geredet und von Schuldigen, die sich ihrer Bestrafung nicht entziehen können.
»Vielleicht haben wir seine Worte falsch interpretiert«, sagte Pippa langsam. »Heinrich warnte davor, die Elemente erneut herauszufordern, weil die Erde sich dann noch einmal auftun und der zornige Wind noch einmal wehen würde.« Sie schluckte. »Und hier liegt Hollweg, fest umschlossen von hartem Gips … da kann man durchaus eine Verbindung herstellen. Das würde dann allerdings auch bedeuten …«
Christabel sprach für sie weiter: »… dass wir noch ein Urteil zu erwarten haben: die Bestrafung eines Schuldigen durch die Luft.«
Kapitel 22
I n der Ade-Bar duftete es nach Kaffee und frischgebackenem Kuchen. Pippa, Christabel und Anett Wisswedel saßen zusammen am Fenster, während Bartels sich an einen Tisch in der dunkelsten Ecke des Raumes zurückgezogen hatte. Er wirkte beleidigt und schniefte demonstrativ vor sich hin.
Hilda Krause kam mit einem Tablett aus der Backstube und stellte es auf den Tisch der Frauen. »Hat jemand Appetit?«
Pippa und Anett Wisswedel schüttelten den Kopf, aber Christabel sagte: »Ich könnte ein kleines Frühstück gebrauchen. Mir knurrt der Magen.« Sie griff nach einem Rosinenbrötchen und biss mit Appetit hinein. »Vielen Dank, meine Liebe. Wenn ich schlechte Laune habe, bekomme ich Hunger.«
Ich würde jetzt keinen Bissen runterbringen, dachte Pippa und sah hinaus auf die regennasse Straße. Gegenüber bewachten zwei fröstelnde Polizisten in Uniform das Fabriktor, um jedem, der die laufenden Untersuchungen stören könnte, den Zugang zum Gelände zu verweigern. Über ihre Dienstmützen hatten sie transparente Plastiküberzieher gestülpt, die an Duschhauben erinnerten. Im Innenhof von Lüttmanns Lütte Lüd standen zwei Mitarbeiter der Spurensicherung in ihren weißen Overalls und erstatteten Hartung Bericht. Der junge Kommissar schrieb mit konzentriert gerunzelter Stirn in ein kleines Notizbuch.
Die Straße war menschenleer. Nicht einmal vor dem Bildschirm im Schaufenster von Hildas Café stand jemand, was – soweit Pippa beobachtet hatte – während der letzten Tage so gut wie nie vorgekommen war. Die Storchwinkeler schätzten es mittlerweile, auch außerhalb der Öffnungszeiten der Ade-Bar einen Blick auf die noch immer leeren Storchennester werfen zu können, darum hatten sie Hilda gebeten, den Monitor nicht wieder an die Wand zu hängen.
Das dürfte in der Geschichte Storchwinkels das erste Mal sein, dass die Bewohner auf Ansage widerspruchslos in ihren Häusern verschwunden sind, dachte Pippa.
Gerade gingen weitere Uniformierte von Haus zu Haus, um Aussagen aufzunehmen.
Pippa fragte sich, ob Julius Leneke ihnen wohl die Haustür öffnen würde, wenn er an der Reihe war, was nicht mehr lange dauern konnte. Sie war davon ausgegangen, dass an diesem Morgen seine Wiedereingliederung beginnen sollte, hatte ihn aber weder am Werkstor noch später in der Halle entdeckt. Abgesehen davon war sie der Meinung, dass er jetzt dringend an die Seite von Christabel gehörte.
»Wo ist Julius?«, fragte sie Christabel. »Jemand sollte ihm Bescheid sagen. Soll ich ihn holen?«
»Er ist zusammen mit Josef und Heinrich unterwegs, um Hildas neue Baumkuchenwalze zu holen«, antwortete diese und inspizierte ausgiebig die Käsesorten auf dem Tablett, bevor sie sich für ein Stück Camembert entschied. »Es wird Zeit, dass Hilda endlich wieder frischen Baumkuchen backt. Wenn wir auf die postalische Lieferung der Walze warten, dauert es noch ewig.«
Wie überaus praktisch, dachte Pippa, wenn hier im Dorf etwas passiert, sind diese Herren stets weit weg. Auch eine Kunst.
Unterdessen hatte Bartels immer wieder theatralisch aufgeschluchzt und zum Tisch der Frauen hinübergelinst, aber von ihnen keine Aufmerksamkeit bekommen.
»Wieso muss ich hier eigentlich herumsitzen, während Lohmeyer als Vertreter von Lüttmanns Lütte Lüd drüben im Werk ist?«, nörgelte er jetzt. »Ich bin zwei Jahre länger in der Firma als er. Ich sollte dem Kommissar alles erklären, nicht Lohmeyer.«
Christabel knallte verärgert ihr Messer auf den Tisch. »Hilda? Ist unter Heinrichs Tinkturen auch eine, die diesen Mann zum Schweigen bringen kann?«
Pippa und Anett Wisswedel wechselten einen amüsierten Blick, als Hilda Krause sofort zielstrebig zu einer Flasche Essig griff, ein Schnapsglas füllte und es Bartels an den Tisch brachte. Pippa wartete mit angehaltenem Atem auf seine Reaktion, als Bartels
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