Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)
als Frau Gerstenknecht jetzt auch ihren großen Geburtstag nicht feiern wollte …«
Pippa schüttelte den Kopf. »Der Geburtstag wird definitiv gefeiert. Mir gegenüber macht Frau Gerstenknecht keineswegs den Eindruck, als drücken sie finanzielle Sorgen. Im Gegenteil: Sie plant, eine Stiftung ins Leben zu rufen.«
»Das kann man nur mit Geld«, warf eine andere Frau ein. »Und Frau Gerstenknecht macht keine leeren Versprechungen. Sie heißt ja nicht Biberberg.«
Einige Leute lachten, andere nickten nur – aber es wurde klar, dass sämtliche Anwesenden diese Meinung teilten.
»Aber warum sprechen Sie bei Christabel nicht ganz offen Ihre Sorgen an?«, fragte Pippa. »Es gibt doch sicher einen Betriebsrat.«
»Am besten, wir schicken eine Delegation ins Gutshaus«, schlug Hermann vor.
»Dann kannst du dich ja gleich als Betriebsleiter bewerben, wenn du dich das unter diesen Umständen noch traust«, sagte Martha Subroweit. »Oder fragt ihr euch nicht, warum es Hollweg getroffen hat? Ich jedenfalls sehe weit und breit kein Motiv.«
Der dicke, rotwangige Mann namens Ernie schnaufte. »Ach nein? Du hast doch selbst darauf hingewiesen: die Stelle als Betriebsleiter. Und Bartels ist nicht der Einzige, der sich für geeignet hält. Das weiß ich definitiv. Da drängeln sich eine ganze Menge Interessenten.«
»Aber dafür morden?«
»Warten wir ab, was Brusche schreibt«, rief Erich in die Runde, »spätestens morgen beim Frühstück wissen wir alle Bescheid«, sagte eine Frau, die ihren Arm in der Schlinge trug.
»Wegen solcher Menschen ist Storchwinkel verflucht«, sagte Erich düster, und Hermann lachte meckernd.
»Wie gut, dass du so ganz anders bist!«, prustete er.
Erich runzelte die Stirn. »Unter Bartels zu arbeiten wird jedenfalls keinen Spaß machen. Sein Plan, durch diesen überdimensionalen Zwerg in alle Medien zu kommen – Guinnessbuch der Rekorde und so –, kann er vergessen. Und ausgerechnet Hollweg hat es ihm versaut. Dafür werden wir alle büßen müssen, ich sag es euch.«
»Hollweg hätte sicher nichts dagegen, posthum berühmt zu werden«, sagte Ernie. »Wollte er nicht sowieso immer ganz groß rauskommen?«
Beifallheischend sah er sich um, aber die Reaktionen der Anwesenden waren gemischt. Einige grinsten, andere – denen er mit dieser Bemerkung zu weit gegangen war – schüttelten den Kopf.
Dich merke ich mir, dachte Pippa, du musst mir sagen, wer sich noch für einen zukünftigen Betriebsleiter hält … Sie bedauerte, dass das Gespräch bei Bartels hängengeblieben war.
Lediglich zwei alte Männer schenkten der allgemeinen Diskussion keinerlei Aufmerksamkeit, sondern unterhielten sich leise im örtlichen Platt miteinander, von dem Pippa zu ihrem Bedauern nur ein paar Sätze verstand.
»Wat dat die weij? Worüm bist du hier?«
»Mie dat nüst weij, ik bin blauss hier, wal et hier scheun warm is.«
Pippa verkniff sich ein Lachen und hätte zu gern gewusst, worüber sie sonst noch redeten.
Als hätte er das geahnt, stieß Erich, der neben ihnen saß, einen der beiden an. »Was haltet ihr eigentlich von alldem? Befürchtet ihr weitere Morde?«
Der alte Mann zuckte nicht mit der Wimper. »Heinrich hat gesagt, es passiert nichts mehr. Also passiert auch nichts mehr. Was sollen wir uns aufregen?«, erwiderte er gelassen in lupenreinem Hochdeutsch und wandte sich wieder seinem Gesprächspartner zu.
Beate Leising, die Pippa die Informationen über Waltraut Heslich zugetragen hatte, sagte: »Die Storchhenninger glauben, dass alles schon mit Eva Lüttmann losging, sagt meine Schwester. Ehemalige Mitarbeiter unserer früheren Ärztin leben in letzter Zeit gefährlich, findet ihr nicht?«
»Oder gar nicht mehr«, konterte Erich.
Ich hätte mir Brusches Diktiergerät borgen sollen, dachte Pippa, hoffentlich kann ich mir alles merken! Ich muss unbedingt herausfinden, in welcher Form die Toten mit Eva Lüttmann zusammengearbeitet haben. Ihr fiel ein, dass sie in ihrer Jackentasche einen kleinen Block samt Stift hatte. Das hatte sie bei Seeger gesehen und sofort übernommen. Sie zog beides heraus und notierte sich einige Stichpunkte, tat aber so, als würde sie etwas aufschreiben, was sie in ihrem Magazin gelesen hatte.
Als sie wieder zuhörte, hatte die Diskussion bereits den nächsten thematischen Haken geschlagen.
»Sonst war um diese Jahreszeit das wichtigste Thema der erste Storch«, sagte Martha Subroweit, »jetzt ist es der nächste Tote.«
Erich hob den Finger. »Du musst
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