Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)
Hilfe gebeten. Er wollte wissen, ob ich Sie als vertrauenswürdig einschätze. In dem Fall hätte er Sie vor seiner Abreise in seine und Melittas Pläne eingeweiht.«
»Das hätte in der Tat geholfen«, warf Christabel trocken ein.
»Severin saß vor dem Bahnhof in Wolfsburg in meinem Auto und wartete auf mich«, erklärte Daria Dornbier weiter.
Pippa erinnerte sich, dass sie sich damals beobachtet gefühlt hatte, und fragte verständnislos: »Warum hat er denn nicht einfach mit mir geredet?«
»Als ich sah, wie Sie sich auf dem Bahnhofsvorplatz aus einer eleganten Dame in ein … nun … Landei im Strickpullover verwandelten, habe ich ihm abgeraten. Ich nahm an, Sie schlüpfen in eine Rolle, und solchen Leuten traue ich grundsätzlich nicht.« Sie lächelte flüchtig. »Da habe ich zu viel eigene Erfahrung.«
»Mir war einfach nur kalt, verdammt«, fauchte Pippa. »Wenn die Leute hier mehr miteinander reden würden, statt sich Masken vors Gesicht zu halten, würden in Storchwinkel deutlich mehr Menschen überleben.«
»Durch Sie hat Hollweg also von den Heiratsplänen meiner Mutter mit Severin erfahren«, sagte Florian. »Hat man in Ihrer Branche denn gar keinen Berufsethos?«
Daria Dornbier hob abwehrend die Hand. »Das hätte ich Severin niemals angetan.«
»Hallo! Seid ihr da unten endlich fertig?«, schrie Gabriele Pallkötter entrüstet.
Ihr Gesicht hellte sich auf, als Hartung, der bei den Erläuterungen Daria Dornbiers aufgehorcht hatte, ein Handy herauszog, in seinem Notizbuch nach einer Nummer blätterte und wählte.
»Na endlich! Das wird auch langsam Zeit! Hier oben wird es nicht wärmer! Wenn Sie mich nicht bald herunterholen, zeige ich Sie wegen unterlassener Hilfeleistung an!«
»Severin hat mir selbst erzählt, dass er Hollweg eingeweiht hat. Er hat ihn gebeten, während seiner Abwesenheit ebenfalls auf Christabel zu achten«, sagte Daria Dornbier zu Florian, ohne auf den Einwurf der Jugendamtsleiterin zu achten. »Severin hat ihm vertraut – warum auch nicht? Als angeblicher Vater eines vermissten Kindes gehörte er schließlich zu uns.«
Heinrich schnaubte verächtlich. »Alle Menschen sind Brüder – und sie heißen Kain und Abel.«
Ein Handy klingelte, und Daria Dornbier öffnete die große Handtasche, die sie an einem langen Riemen über der Schulter trug. Pippa warf unwillkürlich einen Blick hinein und erspähte ein offenbar maßgeschneidertes Innenfutter, in dessen zahlreichen Täschchen jeweils ein Handy steckte. Bei einem davon leuchtete das Display, und Daria holte es heraus. Sie wandte sich etwas ab, nahm das Gespräch an und sagte mit leiser, rauchiger Stimme: »Milena hier, hallo. Bist du auf der Suche nach Gesellschaft, Süßer?«
»Vielen Dank, das war es schon, Frau Dornbier«, sagte Hartung, »Sie haben mir gerade die Bestätigung gegeben, dass Severin für den Beerdigungstag ein Alibi hat.«
Und dir ist dein Nutten -Kommentar von damals jetzt hoffentlich peinlich, dachte Pippa amüsiert.
»Daria!«, schrie Gabriele Pallkötter. »Wenn dieser Kommissar es nicht tut, dann rufen Sie die Feuerwehr!«
»Ich rufe gerne für Sie an, aber das wird teuer!«, gab Daria Dornbier zurück und setzte ein professionelles Lächeln auf. »Mein übliches Honorar beträgt hundertzwanzig Euro pro angefangene Stunde – auch wenn das Gespräch nur fünf Minuten dauert!«
»Lassen Sie mal«, sagte Doktor Wegner, »ich erledige das von meiner Praxis aus.«
Ohne das geringste Zeichen von Eile machte er sich auf den Weg zu seinem Haus.
»Ich bewundere Ihre schauspielerischen Fähigkeiten!«, rief Pippa zum Nest hinauf. »Sie sahen wirklich betroffen aus, als Sie von Waltraut Heslichs Tod erfuhren!«
»Natürlich! Mir wurde schlagartig klar, dass ich mich schnellstens absichern und mit einflussreichen Leuten umgeben musste, sonst wäre ich die Nächste!«
»Deshalb die verzweifelte Suche nach Nachfolgern für die Doppelkopfrunde«, sagte Christabel.
In diesem Moment zeigte Hermann auf das Nest und rief: »Seht mal!«
Gabriele Pallkötter hatte offenbar keine Geduld mehr, noch länger auf Hilfe zu warten, und machte Anstalten, aus dem Nest zu klettern. Sie schwang ein Bein über den Rand, hielt sich mit einer Hand krampfhaft an einem stärkeren Zweig fest und versuchte, mit dem anderen Arm, an dem ihre Handtasche baumelte, das Gestänge des Mastes zu erreichen. Langsam rutschte die Tasche an ihrem Arm nach unten. Beim Versuch, sie aufzuhalten, verlor Gabriele Pallkötter das
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