Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)
sagte: Alles vorbereitet. Legen Sie los.
Seeger winkte Pippa und Hartung zu sich. Von hinten drängelte Brusche sich an ihnen vorbei und bahnte sich einen Weg durch die Menschen. Er verschwand in einer kleinen Baumgruppe auf der anderen Straßenseite.
»Sie kommen jetzt bitte nacheinander zu meinen Kollegen und weisen sich aus«, verkündete Seeger, »wir werden Ihre Personalien aufnehmen.«
»Werden wir jetzt alle verhört?«, fragte jemand schüchtern. »Ist denn das nötig?«
»Es gibt keine Verhöre. Wir sind hier nicht in einem Fernsehkrimi«, platzte Pippa heraus, ohne nachzudenken. »Im Moment geht es um nichts anderes als unsere Personalien.«
Seegers Mundwinkel zuckten, aber Hartung warf ihr einen missbilligenden Blick zu. Pippa ärgerte sich, dass sie nicht geschwiegen hatte, aber ihre Worte zeigten Wirkung: Vor ihr und Hartung bildeten die Leute zwei ordentliche Warteschlangen.
Christabel Gerstenknecht sah Seeger an. »Können wir Ihre Arbeit noch auf andere Weise unterstützen, Hauptkommissar Seeger?«
»Allerdings«, antwortete Hartung an Seegers statt. »Der alte Mann mit dem Schlapphut, dieser Heinrich. Wissen Sie, wo der ist? Der soll hier antanzen. Sofort.«
»Er hat den Friedhof schon vor Ende der Beerdigung verlassen«, rief jemand.
»Nun, dann werden wir ihn suchen«, bestimmte Christabel Gerstenknecht.
»Mein Sohn kann ihn holen«, sagte Melitta Wiek.
Christabel Gerstenknecht nickte dem jungen Trompeter zu. »Aber geh nicht allein zur Mühle, Florian. Nimm die Hunde mit.«
Die Blicke der Leute wandten sich Florian Wiek zu, als sähen sie ihn durch die Fürsorge der alten Dame in einem neuen Licht. Davon gänzlich unbeeindruckt, drehte sich der junge Mann um und ging.
Gleichzeitig erschien Severin Lüttmann mit Maik Wegner, der sich sofort um Hilda Krause kümmern wollte.
Diese wehrte ihn freundlich, aber bestimmt ab. »Mir geht es gut, Doktor. Vorhin, das war nur … der Schreck.«
»Fühlen Sie sich in der Lage, mir einige Fragen zu beantworten, Frau Krause?«, fragte Seeger sofort.
Als Hilda Krause zustimmte, bat er sie ins Café.
Pippa, die an einem Stehtisch direkt an der geöffneten Ladentür stand, spitzte die Ohren, während sie weiter Personalien aufnahm. Einer nach dem anderen trat vor, schob ihr den Personalausweis oder Führerschein hin und murmelte seinen Namen. Wie Pippa wollten alle gerne hören, was der Kommissar mit Hilda Krause zu besprechen hatte, daher machten sie nach der Aufnahme in die Liste nur zögernd ihren Logenplatz für den Nächsten frei. Einige musste Pippa mit sanftem Druck weiterschieben, damit sie ihre Aufgabe erledigen konnte.
Hilda Krause war mit festem Schritt hinter den Verkaufstresen getreten und begutachtete jetzt kritisch die Flasche, die Brusche nicht ins Regal zurückgestellt hatte. »Da hat wohl noch jemand eine Stärkung gebraucht«, murmelte sie und zapfte aus einer großen Kaffeemaschine heißes Wasser in ein Glas. Sie gab reichlich vom Lebenselixier hinein, das sich als grasgrüne Tinktur entpuppte, fügte Zucker hinzu und trank in ruhigen, langen Schlucken. »Gut gegen Schock. Sie auch, Herr Kommissar?«
»Sieht aus wie ein Zaubertrank«, sagte Seeger zweifelnd. »Ist Storchwinkel etwa ein von unbeugsamen Altmärkern bevölkertes Dorf im Kampf gegen …«
»Manche nennen Heinrich tatsächlich einen Druiden.« Hilda Krause hielt die große braune Flasche einladend hoch. »Seine Elixiere wirken wahre Wunder. Mal probieren?«
»Gern.« Seeger nahm das Getränk und kostete einen winzigen Schluck. Einen Moment lang starrte er konzentriert in die Ferne, als müsste er sich sehr beherrschen, dann sagte er: »Vielleicht will ich doch nicht groß und stark werden. Was ist denn da drin?«
»Wir nennen es Entenflott , gemeinhin auch bekannt als Kleine Wasserlinse. Ob sie allerdings wirklich diesen unverwechselbaren Geschmack ausmacht, ist und bleibt Heinrichs Geheimnis«, antwortete Hilda Krause mit zufriedenem Lächeln. »Aber Sie wollten mir einige Fragen stellen, Herr Kommissar.«
Seeger hatte erreicht, was er wollte: Durch den kleinen Wortwechsel über Heinrichs Elixier hatte Hilda Krause ihre Schwäche endgültig überwunden und war jetzt in der Lage, über das Geschehene zu reden. Er stellte sein Glas auf den Tresen und nickte. »Wieso war Frau Heslich in Ihrer Backstube? Was wollte sie dort, Frau Krause?« Suchend klopfte er die Taschen an den Oberschenkeln seiner Hose ab und zog dann Notizblock und Stift aus einer auf der rechten
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