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Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)

Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)

Titel: Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auerbach , Keller
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gerechten Zorn durch Flucht entzogen hatte, beschloss sie, bei Gelegenheit mit Mandy ein ernstes Wort über das rüpelhafte Verhalten ihres Verehrers zu wechseln. Kaum vorstellbar, dass Reifenspuren in aufgewühltem Sand das regelmäßige Harken des Gehsteigs adäquat ersetzen konnten.
    Kopfschüttelnd ging sie um das Auto herum und setzte ihren Weg fort. Hinter der Haltestelle des Bücherbusses bog sie nach links und ging an Waltraut Heslichs Bungalow vorbei zu Julius Lenekes Domizil, das sich hinter einem großzügigen Vorgarten mit ausgedehnten immergrünen Gehölzen versteckte. Nimmersattstraße 13 stand auf einem Emailleschild am Gartenzaun. Die Zahl war aus zwei Vögeln dieser Storchengattung gestaltet.
    Du meine Güte, dachte Pippa, Nimmersattstraße! Dieses Dorf ist wirklich besessen von seinem Vogelkult. Es würde mich gar nicht wundern, wenn auch die anderen Wege und Plätze nach Storchenarten benannt wurden. Was gibt es da noch? Jaribus und Marabus und Großstörche? Dank der letzten Übersetzungen für Professor Piep sollte ich das eigentlich wissen.
    Pippa beschirmte die Augen mit der Hand gegen die Märzsonne, um das nächste Straßenschild besser erkennen zu können. Einige Meter weiter mündete die schmale Straße in eine von Pappeln gesäumte Allee, die um das Dorf herum und an Heinrichs Mühle vorbei nach Storchhenningen führte.
    »Klaffschnabelallee«, murmelte Pippa und grinste. »Dacht’ ich’s mir doch.« Nur zu gern wäre sie jetzt durch den Ort geschlendert, um nach weiteren Straßennamen Ausschau zu halten, aber ihr Auftrag war wichtiger. Je schneller sie ihn hinter sich brachte, desto besser.
    Pippa gab sich einen Ruck, öffnete das Gartentor und ging über den gepflasterten Weg zur Haustür. Einen irrationalen Moment lang hatte sie das Gefühl, mit dem Betreten des Vorgartens in eine andere Welt einzutauchen – die ganz eigene Welt von Julius Leneke, in die er sich zurückzog. Pippa war außerstande, das Ausmaß seiner Krankheit, oder besser: seine geistige Gesundheit einzuschätzen. Gut möglich, dass er dieses Haus am Ortsausgang absichtlich gewählt hatte, um sich von der Dorfgemeinschaft abzusondern.
    An der rechten Seite des Hauses entdeckte sie einen der allgegenwärtigen Metalltürme mit aufgesetztem Storchennest. Allerdings war dieser hier schwarz lackiert. Pippa benutzte den wuchtigen Türklopfer in Form eines Löwenkopfes, um auf sich aufmerksam zu machen. Sie fuhr zusammen, als dies den tiefen, hallenden Klang eines schaurigen Gongs auslöste, und bemerkte erst dann, dass die Tür aus Metall bestand.
    Als niemand öffnete, betätigte sie den Türklopfer noch einmal. Aber wieder rührte sich nichts.
    Da Christabel sie nicht so schnell zurückerwartete, entschied Pippa, einen Spaziergang zu machen und es später noch einmal zu versuchen. Sie ging zunächst in Richtung Pappelallee, kehrte aber wieder um, als ihr einfiel, dass Waltraut Heslichs Haus direkt nebenan lag. Und wenn sie schon einmal hier war …
    Der Garten vor Waltraut Heslichs gepflegtem Bungalow war auch zu dieser frühen Jahreszeit die demonstrative Zurschaustellung des Ordnungssinnes seiner Gärtnerin: akkurate Beete mit ordentlichen Einfassungen, in denen kegelförmig zugeschnittene, von Kies umgebene Buchsbäume standen wie die Zinnsoldaten. Verschwenderische Blütenfülle war hier das ganze Jahr nicht zu erwarten. Zur Straße hin gab es ein großflächiges Blumenfenster mit kurzer Spitzengardine. Weder die pinkfarbenen Orchideen auf der Fensterbank noch die Buchskegel in den Beeten verstellten den freien Blick von drinnen auf die Straße und die gegenüberliegende Kirche.
    Und umgekehrt, dachte Pippa und sah sich um. Die Straße war menschenleer. Sie trat ans Fenster und spähte hinein.
    Beinahe hätte sie aufgelacht, so groß war der Kontrast zwischen den zartrosa Wänden mit breiter Rosenborte in Taillenhöhe, dem altrosa Teppichboden und dem Sideboard mit Flachbildfernseher in schwarzglänzendem Klavierlack. Die strenge Couchgarnitur aus schwarzem Leder und Chrom war mit vielen rosa Rüschenkissen dekoriert. Eine farblich passende, offenbar selbstgehäkelte flauschige Decke hing sorgfältig gefaltet über der Rückenlehne des Sofas und rundete das ungewöhnliche Ensemble ab.
    Wenn ich noch einen Beweis benötigt hätte, dass Rosa die Lieblingsfarbe dieser Frau war – hier sehe ich ihn mit eigenen Augen, dachte Pippa. Gemütlich ist anders, aber es sieht klasse aus.
    Sie gestand sich ein, dass sie das Haus

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