Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)
Schultern.
»Hallo, Florian«, sagte Pippa.
»Guten Morgen. Ich … Hören Sie, würden Sie mich vielleicht ab und an über den Stand Ihrer Ermittlungen informieren? So eine Morduntersuchung kenne ich sonst nur aus dem Fernsehen.«
»Ermittlungen? Ich ermittle nicht. Ich bin lediglich die Haushüterin und Gesellschafterin von Frau Gerstenknecht. Wie kommen Sie bloß darauf?«
»Frau Leising hat erzählt …«
Pippa prustete los. »Entschuldigen Sie, Florian, ich lache Sie nicht aus, aber Frau Leising und einige ihrer Nachbarn haben da ganz falsche Vorstellungen … und sie haben mit Sicherheit auch den Kommissar falsch verstanden.«
Sie verabschiedete sich von dem jungen Mann und legte auf.
»Was, um alles in der Welt, glaubt dieses Storchwinkel, wer ich bin? Was haben Sie den Leuten denn erzählt? Und was denkt der Kommissar?«
»Dass Sie eine Detektei haben und mein persönlicher Bodyguard sind«, verkündete Christabel vergnügt.
»Wie bitte?«, fragte Pippa entgeistert.
»Falls Sie es noch nicht wussten: Sie sind meine persönliche Sicherheitsbeauftragte, die unter dem Tarnmantel der braven Haushüterin in ganz Europa heikle Fälle löst.« Angelegentlich zog sie sich ihre Handschuhe glatt. »An Sie ist nur schwer ranzukommen – es sei denn, man kann sich Ihre gepfefferten Tagessätze leisten.«
Wider Willen musste Pippa lachen. »Das hat Kommissar Seeger nie im Leben geglaubt.«
»Der nicht, aber Hartung – und das kann für uns noch sehr interessant werden. Pippa, ich freue mich wirklich, dass Sie hier sind. Sie sind meine Versicherung gegen Langeweile.«
Langeweile?, dachte Pippa amüsiert. Sollte mich doch sehr wundern, wenn diese Frau jemals wusste, was das ist.
Kapitel 13
P ippa wurde rasch klar, dass sie mit ihrer Einschätzung richtiglag; Christabel kannte das Wort Langeweile tatsächlich nur vom Hörensagen. Die alte Dame drängte plötzlich auf Eile, denn sie hatte Herrn X zu sich bestellt, um ihm einen künstlerischen Auftrag zu erteilen.
»Währenddessen gehen Sie zu Julius«, bestimmte Christabel rigoros, »bei dem Gespräch mit Josef benötige ich Sie nicht. Es reicht, wenn Sie uns eine Kanne Tee zubereiten und den Servierwagen ins Wohnzimmer schieben. In der Speisekammer steht ein Baumkuchen, den Sie anschneiden dürfen. Und wir brauchen passende Musik, um den Künstler bei seinem kreativen Prozess zu inspirieren. Was halten Sie von Max Bruch?«
»Warum nicht?«
Pippa hatte keine Ahnung, ob Herr X die romantischen Klänge Bruchs als inspirierend empfinden würde, aber sie fand es bemerkenswert, dass ihre Auftraggeberin sich Gedanken über die perfekte musikalische Untermalung für das Gespräch machte.
»Was soll Herr X … Josef … für Sie gestalten, Christabel?«
»Die Zahl Hundert. Durchgeixt selbstverständlich«, verkündete Christabel strahlend.
Pippa lachte und half der alten Dame bei der Morgentoilette und beim Ankleiden, bevor sie ins Erdgeschoss hinunterging, um das Gewünschte vorzubereiten.
Die Auswahl auf dem Servierwagen hielt Christabels kritischer Begutachtung stand, und die Tatsache, dass Pippa Feuer im Kamin gemacht hatte, brachte ihr weitere Pluspunkte ein. Herr X traf pünktlich ein, einen großen Skizzenblock unter dem Arm. Pippa nahm ihm den Dufflecoat ab und führte ihn zu Christabel ins Wohnzimmer. Dann verabschiedete sie sich, packte sich warm ein und machte sich auf den Weg zu Julius Leneke.
Der Dorfplatz lag da wie ausgestorben.
Storchwinkel in Feiertagsruhe, dachte Pippa, während sie in der Straßenmitte am Teich entlangschlenderte. Es fühlt sich an wie erschöpfte Ruhe nach einem Sturm.
Kurz bevor sie Mandy Klöppels Haus erreichte, bog plötzlich eine dunkle Limousine mit hohem Tempo in die Dorfstraße ein und raste auf sie zu. Obwohl Pippa einen beherzten Sprung zur Seite machte, verfehlte der Wagen sie nur knapp, denn der Fahrer vollführte eine Vollbremsung und kam mit quietschenden Reifen quer vor ihr zum Stehen. Eine Wolke aus Sand und Staub hüllte die erschrockene Pippa ein, und sie rang hustend um Luft.
Na warte, dachte Pippa grimmig, dir werde ich ein paar passende Worte erzählen, du Wahnsinniger.
Die Fahrertür flog auf, und Zacharias Biberberg sprang heraus. Ohne Pippa auch nur zu bemerken, knallte er die Autotür zu und rannte an ihr vorbei in Mandy Klöppels Vorgarten und hinter das Haus.
Pippa sah ihm perplex nach. Nahm dieser Mann außer seinen eigenen Bedürfnissen denn gar nichts wahr?
Da Biberberg sich ihrem
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