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Ins Leben zurückgerufen

Ins Leben zurückgerufen

Titel: Ins Leben zurückgerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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zusammen zu ihrer Tür, läuteten und klopften an. Pascoe rief: »Miss Marsh? Miss Marsh? Ist alles in Ordnung?«
    Nichts.
    Er sah den Beamten an. Dieser sagte: »Vielleicht gibt es ja einen Ersatzschlüssel?«
    Beide sahen Mrs. Wright an, die ihnen schweigend gefolgt war.
    »Ich habe keinen. Wahrscheinlich hat der Hausverwalter einen«, sagte sie unsicher.
    Tomkin griff nach seinem Funkgerät. Pascoe hielt seine Hand zurück.
    »Es wäre wahrscheinlich klug, nicht zu warten«, sagte er.
    »Glauben Sie? Okay, wenn Sie es sagen, Sir.«
    Der junge Mann trat einen Schritt zurück. Diesmal stellte sich Pascoe zwischen ihn und die Tür.
    »Die Tür sieht sehr solide aus«, sagte er.
    »Und sie wird die Sicherheitskette vorgelegt haben«, ergänzte Mrs. Wright. »Wenn sie daheim ist, legt sie sie immer vor.«
    Pascoe wandte sich der Tür zu. Er sorgte dafür, daß die Frau nicht sehen konnte, was er tat, entfernte ein wenig von der Zarge und schob dann einen schmalen, sich verjüngenden Plastikstreifen hinein, den Dalziel seine Access-Card nannte.
    Als er fühlte, wie er die Zunge zu fassen bekam, stieß er die Tür auf. Sie öffnete sich. Die Kette war nicht vorgelegt.
    Er durchquerte den schmalen, mit Fotos geschmückten Flur und öffnete die Tür zum Wohnzimmer. Er hatte denselben aufgeräumten Wohlstandstempel vor sich, an den er sich von seinem letzten Besuch erinnerte, und Miss Marsh saß im selben großen Sessel. Mit dem einzigen Unterschied, daß sie diesmal tot war.
    Der geneigte Kopf, die starren Augen und der hängende Mund waren Beweis genug, aber er wollte eine weitere Bestätigung und griff zum Handgelenk. Nichts wies auf Gewalt hin. Der
Telegraph,
den sie gelesen hatte, lag auf dem Boden, wenige Zentimeter von ihrer baumelnden Hand entfernt. Auf dem eleganten Beistelltischchen neben ihrem Sessel standen eine halb geleerte Tasse Tee und ein Teller mit einem Teekuchen. Das Radio war auf Kanal 4 eingestellt.
    »Ist sie tot?«
    Er wandte sich um und sah Mrs. Wright neben Tomkin.
    »Ja. Tomkin, vielleicht begleiten Sie Mrs. Wright zurück in ihre Wohnung und fragen Sie sie, ob Sie ihr Telefon benützen dürfen. Wenn ich Sie wäre, würde ich Mr. Dekker holen.«
    Er wartete, bis Tomkin weg war, dann nahm er ein Taschentuch und überprüfte schnell die anderen Zimmer. Schlaf- und Badezimmer waren so aufgeräumt, wie man es von einem erstklassigen Hotel erwarten würde. Nur die Küche sah bewohnt aus. Auf dem Herd stand ein Backblech mit zwei Teekuchen, und der süße, ergreifende Duft von frisch Gebackenem hing noch in der Luft.
    Nirgendwo konnte er ein Anzeichen dafür entdecken, daß jemand mit Gewalt eingedrungen war, etwas durchsucht hatte oder daß es zu einem Kampf gekommen war.
    Tomkin kam zurück.
    »Mr. Dekker ist unterwegs, Sir«, sagte er. »Sir …«
    »Ja?«
    »Das ist mein erster …«
    Pascoe hatte Mitleid mit ihm. Es war nicht fair, daß ein älterer Beamter von unbestimmtem Rang ihn in Verwirrung brachte.
    »Es ist Ihr Fall«, sagte er. »Ich bin nur Zeuge. Haben Sie überprüft, ob sie tot ist?«
    »Nein, Sir. Sie haben doch …«
    »Sie müssen es für Ihren Bericht tun. Handgelenk und Hals. Gut. Wiederbelebung?«
    »Sollten wir das wirklich versuchen? Sie ist doch kalt, da ist nichts …«
    »Ich bin ganz Ihrer Meinung. Aber Sie müssen einen Vermerk machen, daß Sie daran gedacht haben, und einen Grund angeben, warum Sie davon Abstand genommen haben. Erstens, weil es eindeutig zu spät war, und zweitens, weil Sie so wenig wie möglich verändern wollten, bis der Spurensicherungsbeamte eintrifft. Das waren Ihre Gründe, ja?«
    »Ja, Sir. Richtig.«
    »Dann haben Sie mich gebeten, darauf zu achten, daß niemand die Wohnung betritt, während Sie Mrs. Wright zurück in ihre Wohnung brachten und Verbindung mit Ihrer Dienststelle aufnahmen. Und nun bitten Sie mich, draußen mit Ihnen zu warten. Mir fällt auf, daß Sie Ihr Notizbuch nicht benutzen. Tun Sie’s jetzt. Wenn Mr. Dekker Ihnen Fragen stellt, werden Sie erstaunt sein, wieviel Sie von einer Minute auf die andere vergessen haben!«
    Sie verließen die Wohnung. Pascoe hielt im Korridor inne.
Wenn Sie mein Leben sehen wollen, schauen Sie sich um.
Doch die Fotos waren nicht das ganze Leben der Frau gewesen. War sie zufrieden mit ihrem Komfort gewesen, oder hatte sie das Weinen des Kindes, das sie verloren hatte, im Traum gestört? Und warum zum Teufel hatte sie Cissy Kohler besucht?
    Zehn Minuten später erschien Duck Dekker mit

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