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Insektenstachel

Insektenstachel

Titel: Insektenstachel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Minninger
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erfahrenes Unternehmen mit krafterprobten Trägern um den Abtransport kümmern würde.
    Nach einer halben Stunde war schließlich ein Großteil der Kisten in den beiden Autos verstaut. Die Klamotten klebten den Jungs am Körper und Justus schnaufte wie ein Walross. Sie nahmen in Mrs Hazelwoods geräumiger Küche Platz. Die Dame hob gerade den pfeifenden Kessel von der Herdplatte. Die Teetassen standen bereits auf dem Tisch. In der Mitte wartete ein großer Teller mit Keksen. Der Erste Detektiv konnte der Versuchung nicht widerstehen und langte zu.
    »Es gibt Lapacho-Tee. Bei dieser drückenden Luft genau das Richtige. Der löscht den Durst und beruhigt die Nerven.« Mit routinierten Bewegungen bereitete sie den Tee zu. »Wann kommt ihr denn die zweite Fuhre holen?«
    »Wenn’s Ihnen passt, morgen um die gleiche Zeit«, sprach Justus mit vollem Mund. »Die restlichen Kisten passen in Peters MG.«
    »Danke, dass du mich gleich mit einplanst, Just.« Dann wandte sich Peter der Dame zu. »Ich komme morgen selbstverständlich mit, Madam, aber Justus hat es sich zur Eigenart gemacht, grundsätzlich über andere Köpfe hinweg zu entscheiden. Das muss sich langsam mal ändern.«
    »Vergebene Liebesmüh’!«, feixte Bob. »Justus bleibt Justus. Mit seinen Ansichten und seiner Figur. Eben unser Erster!«
    Mrs Hazelwood setzte sich zu den drei Detektiven an den Tisch. Nervös spielten ihre Hände mit einem Teelöffel. »Es ist schön, wenn Leben im Haus ist. Ich freue mich, dass ihr hier seid. Ich wünschte nur, der Anlass wäre ein anderer. Stattdessen holt mich die Vergangenheit wieder ein. Ich fürchte mich und habe Angst.«
    »Wovor?«, fragte Bob. Ihm war klar, dass Mrs Hazelwood ihnen keine Bagatelle auftischen würde. Trotz ihrer gegenwärtigen Verfassung erschien sie ihm recht bodenständig und der Realität ins Auge schauend.
    »Ich war zehn Jahre mit einem Mann verheiratet, den ich abgöttisch geliebt habe.« Wie selbstverständlich goss sie, während sie sprach, den Tee in die Tassen. Kein Tropfen ging daneben. »Meine Familie, die sehr reich war, stellte sich gegen diese Ehe, weil Jill, so hieß mein Mann, aus einfacheren Verhältnissen kam. Weniger vornehm ausgedrückt: Er war ein armer Schlucker. Doch das war mir egal. Es war Liebe auf den ersten Blick. Ich wollte diesen Mann haben. Nichts in der Welt konnte mich davon abbringen. Daraufhin hat sich meine Familie von mir abgewandt. Das habe ich ihr bis heute nicht verziehen.« Sie pustete in den heißen Tee und nippte vorsichtig daran. »Seit mehr als elf Jahren habe ich keinen Kontakt mehr zu meiner Familie.«
    Bob knabberte an einem Keks. »Tja, Verwandte kann man sich nicht aussuchen.«
    »Wohl aber den eigenen Mann«, urteilte Mrs Hazelwood. »Doch dann legte sich nach sieben Jahren ein Schatten auf das gemeinsame Glück. Jill fand plötzlich Gefallen am Glücksspiel und verschleuderte nach und nach einen Großteil meines Vermögens.«
    »Das haben Sie zugelassen?«, fragte Peter verwundert.
    »Ich habe ihn geliebt. Bis hin zur Selbstaufgabe. Ich musste da wohl durch. Natürlich kam es dadurch immer wieder zu bitterbösen Auseinandersetzungen, an denen ich letztendlich nicht ganz unschuldig war. Schließlich habe ich ihm das Geld ja gegeben. Ich hatte solche Angst, dass er mich sonst verlässt. Seine Anwesenheit war mir wichtiger als das Geld.«
    Peter räusperte sich verlegen. Er sah, wie eine Träne hinter Mrs Hazelwoods Brille herablief.
    Wieder verkrampften sich ihre Gesichtszüge. »Am zehnten August letzten Jahres war ich an einem Punkt angekommen, an dem ich es nicht mehr ertragen konnte. Jill kehrte mir immer mehr den Rücken zu. Er war der Spielsucht mittlerweile gänzlich verfallen. Da nahm ich mir vor, die Scheidung einzureichen. Ich wollte es ihm an diesem Abend mitteilen. Doch ich wartete vergebens auf ihn. Er verbrachte die ganze Nacht in seinem Stammkasino ›Joker-Luck‹ in Santa-Barbara. Dann wurde mir in den frühen Morgenstunden die Nachricht überbracht, dass er mit seinem VW tödlich verunglückt war. Für mich brach eine Welt zusammen. Über seinen Tod bin ich bis heute nicht hinweggekommen. Ich schäme mich, dass ich ihn verlassen wollte. Ich hätte ihn von seiner Spielsucht befreien müssen.«
    Mit zitternden Fingern setzte sie die Teetasse an ihre Lippen. »Nun ist er gegangen, und ich habe keine Möglichkeit mehr, den Fehler wieder gutzumachen. Dieses Gefühl verursacht mir heftigste Herzschmerzen.«
    Justus dachte anders über

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