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Insektenstachel

Insektenstachel

Titel: Insektenstachel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Minninger
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senkte Mrs Hazelwood die Stimme zu einem Flüstern. »Der Himmel verfinstert sich. Ich kann es spüren. Die Hornissen waren erst die Vorboten. Irgendeine Gefahr schleicht in mein Haus. Ich weiß nicht, ob ich sie abwehren kann. Dennoch werde ich alles Menschenmögliche versuchen. Bitte seid pünktlich.«
    Es knackte. Die Leitung war unterbrochen. Mrs Hazelwood hatte den Hörer aufgelegt.

Herzschmerzen
    Die Zeiger auf Justus’ Armbanduhr standen auf siebzehn Uhr achtundfünfzig, als er zusammen mit Bob und Peter vor Mrs Hazelwoods Haus stand und auf den Klingelknopf drückte. Es herrschte noch immer ein tropisches Klima. Die hohe Luftfeuchtigkeit machte selbst dem Zweiten Detektiv zu schaffen, obwohl er durchtrainiert und das sportlichste Mitglied ihres Teams war.
    Die Haustür wurde geöffnet und Justus, Peter und Bob blickten erstaunt auf eine etwa fünfzigjährige Frau, die ihnen schroff entgegentrat. Sie blitzte die drei Detektive mit kalten Augen an.
    »Ihr seid ja überpünktlich. Noch vor dem Glockenschlag. Kommt rein. Mrs Hazelwood erwartet euch bereits.«
    »Das ist sehr freundlich«, reagierte Justus sarkastisch. Zusammen mit seinen Freunden schob er sich an der Frau vorbei, die über den Besuch offensichtlich nicht sehr angetan war. Umgehend erfuhren die drei Detektive auch den Grund ihres Verhaltens.
    »Wegen euch bin ich umsonst gekommen. Ihr hättet euch keinen günstigeren Termin aussuchen können. Zwei Stunden Fahrzeit für nichts und wieder nichts.«
    »Entschuldigen Sie, Madam, aber das müssen Sie uns näher erklären«, hakte Bob freundlich nach. Er wollte keinen Streit entstehen lassen.
    »Reine Zeitverschwendung.« Die Frau zog einen Seidenschal vom Garderobenhaken, den sie sich lässig um die Schultern legte. Dann wandte sie sich um und rief ins Obergeschoss hinauf: »Die drei jungen Herren sind da, Janet! Bis nächste Woche dann!« Ohne Justus, Peter und Bob eines weiteren Blickes zu würdigen, rauschte sie hinaus. Dabei ließ sie die Tür krachend ins Schloss fallen.
    »Reizende Person«, stellte Peter treffend fest. »Ich frage mich, wer die wohl gebissen hat?«
    »Macht euch nichts daraus. Jennifer hat einfach einen schlechten Tag.« Im ersten Stock lehnte Mrs Hazelwood am Treppengeländer. Mit flinken Schritten eilte sie den Dreien in Strümpfen entgegen.
    »Madam, das sind meine Freunde Bob und Peter«, stellte Justus vor. »Ich schlage vor, wir verfrachten gleich die Bücher in die beiden Autos. Wahrscheinlich müssen wir zweimal fahren, da Peters MG nicht allzu geräumig ist. In Bobs Wagen ist noch weniger Platz. Er fährt einen gelben …«
    »VW-Käfer«, fiel Mrs Hazelwood ihm ins Wort. »Ich habe es gleich am Motor erkannt. Mein verstorbener Mann fuhr ebenfalls dieses Modell. Das ist nun bald ein Jahr her. Er kam darin um.« Bob wurde kreidebleich.
    »Entschuldigt bitte, ich wollte euch nicht erschrecken. Aber als ich den Wagen vorhin hörte, wurden die Erinnerungen wieder wach. Das Schicksal hat mich seitdem stark gebeutelt. Der Verlust meines Mannes, dann meine folgenschwere Operation und nun … nun scheint sich ein neues Unheil zusammenzubrauen.«
    »Das müssen Sie uns bitte näher erläutern«, bat Justus Mrs Hazelwood. Er hoffte sie dazu bewegen zu können, über die Vorgänge, die sie bereits am Telefon angedeutet hatte, zu berichten.
    Die Dame rückte ihre Sonnenbrille zurecht. »Erst solltet ihr die Kisten in eure Autos laden. Anschließend werde ich uns einen Tee aufsetzen. Ihr habt doch hoffentlich ein bisschen Zeit mitgebracht?«
    »Den Rest des Abends haben wir uns für Sie freigehalten, Madam. Wir stehen Ihnen zur Verfügung.« Justus deutete ins Obergeschoss hinauf. »Lasst uns gleich loslegen, Kollegen.«
    Voller Tatendrang stiegen die drei Detektive die Treppe hinauf in die ehemalige Bibliothek. Justus ging voran. Einige Minuten später packte ihn beim Hinabschleppen der Kisten die pure Verzweiflung. Körperliche Anstrengungen waren ihm zuwider. Das lag zum einen an seiner übergewichtigen Figur, zum anderen betrachtete er sich eher als ›Kopfmensch‹. Er ließ lieber andere für sich arbeiten. Dafür übernahm er das Denken und Kombinieren. Doch in der jetzigen Situation bestand für ihn keine Möglichkeit, sich vor der Arbeit zu drücken. Er wollte bei Mrs Hazelwood einen guten Eindruck hinterlassen. Dabei verfluchte er, dass die Kisten bis zum Rand gefüllt waren. Mrs Hazelwood und ihre Hausangestellte waren beim Packen wohl davon ausgegangen, dass sich ein

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