Insel aus Stein: Mittsommerglück (German Edition)
ihm hingezogen fühlte? Sie hatte von Anfang an gewusst, dass Dale ein Mann war, der für sie gefährlich werden konnte. Er war auf eine gewisse Weise sehr attraktiv und konnte sehr charmant sein, wenn er wollte. Doch ihr war auch klar gewesen, dass eine weitere Affäre mit einem Schriftsteller nicht für sie infrage kam. Noch dazu einem Schriftsteller, dessen Herz noch immer an einer anderen Frau hing.
Cassie hatte geglaubt, dass die bittere Lektion, die sie aus ihrer Verbindung mit Liam Masterson hatte lernen müssen, genügte, um sie vor weiteren Erfahrungen dieser Art zu schützen. Doch offenbar war dies ein Trugschluss gewesen. Denn wenn sie tief in sich hineinhorchte, musste sie feststellen, dass das, was sie für Dale empfand, weit mehr war als kollegiale Gefühle. Hatte sie sich am Ende in ihn verliebt?
Stöhnend lehnte sie sich gegen den Türrahmen. Es war alles so furchtbar kompliziert. Ja, es stimmte, sie wünschte sich nichts mehr, als mit Dale zusammen sein zu können. Leider würde es dazu jedoch niemals kommen. Ihre Angst, am Ende noch einmal vor dem absoluten Nichts zu stehen, war noch stärker als ihre Sehnsucht nach Dale.
Cassie schauderte, als sie daran zurückdachte, was beim letzten Mal geschehen war, als sie geglaubt hatte, einen Mann zu lieben. Liam hatte ihr nach allen Regeln der Kunst den Kopf verdreht, ihr versprochen, ihr die Sterne vom Himmel zu holen. Und was hatte sie am Ende davon gehabt? Nichts, abgesehen davon, dass sie vor einem Scherbenhaufen gestanden hatte, der einmal ihr Leben gewesen war.
Wie blind sie gewesen war, nicht zu bemerken, dass Liam seine Frau einfach nicht vergessen konnte. Janet Masterson war während der gesamten Dauer ihrer Beziehung stets präsent gewesen. Und Cassie hatte sich die ganze Zeit über eingeredet, dass dies nach so vielen Jahren Ehe völlig normal sei. Weit gefehlt. Zu guter Letzt hatte Liam begriffen, dass er nur eine Frau liebte – seine Frau Janet – und war reumütig zu ihr zurückgekehrt. Doch leider war die Sache damit für Cassie noch nicht ausgestanden gewesen. Janet Masterson hatte ihr die alleinige Schuld daran gegeben, dass ihr Mann sie verlassen hatte, und Cassies ehemaligen Verlag vor die Wahl gestellt, entweder Cassie zu entlassen oder einen ihrer erfolgreichsten Autoren zu verlieren. Die Entscheidung war der Verlagsleitung nicht gerade schwergefallen. Cassie hatte ihre Sachen packen und gehen müssen.
Somit hatte sie am Ende nicht nur vor den Scherben ihrer Beziehung zu Liam gestanden, sondern hatte auch noch ihren Job, den sie über alles liebte, verloren. Eine solche Erfahrung hatte sie niemals wieder erleben wollen, und doch stand sie jetzt im Begriff, ihren Fehler zu wiederholen. Dale war Schriftsteller, genau wie Liam, und er hatte den Tod seiner Frau nicht verwunden. Cassie lachte bitter auf. Selbst wenn Annika Prescott ihr wahrlich keine Probleme mehr bereiten konnte, würde sie doch niemals mit einer Frau konkurrieren können, die für Dale sicherlich auf ewig das Idealbild darstellen würde. Und sie war sich auch nicht sicher, ob sie das wirklich wollte.
Es gab nur eine einzige Lösung für dieses Dilemma: Sie musste Svergå so schnell wie möglich verlassen, und in London – weit weg von Dale – versuchen, sowohl ihr Leben als auch ihre Gefühle wieder in den Griff zu bekommen.
Kurz entschlossen griff sie nach dem Telefonhörer und wählte die Nummer von Dolphin Books. Als ihr Anruf von der Zentrale angenommen wurde, bat sie darum, in Janet Mastersons Büro durchgestellt zu werden. Dann wartete sie mit wild pochendem Herzen darauf, dass am anderen Ende der Leitung abgehoben wurde.
“Janet Masterson am Apparat. Miss Dorkins? Was kann ich für Sie tun? Ich dachte, meine Assistentin hätte bereits alle Details für Ihre Rückreise mit Ihnen abgesprochen.”
Cassie räusperte sich. “Ja, das hat sie. Ich rufe auch nur an, um Sie davon in Kenntnis zu setzen, dass ich wahrscheinlich schon einen Tag früher in London eintreffen werde – mit dem fertigen Manuskript des neuesten Dale-Prescott-Romans.”
Für einen Moment herrschte Schweigen, dann sagte Janet Masterson: “Ich war der Meinung, mich meiner Assistentin gegenüber klar ausgedrückt zu haben, aber mir scheint, dies war nicht der Fall. Deshalb sage ich es Ihnen noch einmal, klar und in aller Deutlichkeit: Wir sehen uns am Mittwoch in London – aber Prescotts Roman brauchen Sie gar nicht erst mitzubringen.”
“Aber … Wie …” Cassie fehlten die
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