Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insel aus Stein: Mittsommerglück (German Edition)

Insel aus Stein: Mittsommerglück (German Edition)

Titel: Insel aus Stein: Mittsommerglück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Engström
Vom Netzwerk:
klagendes Jaulen aus.
    Verblüfft hob Dale eine Braue. “Was ist denn mit dir los, alter Junge?”
    Sein Hund stieß ein kurzes Kläffen aus, dann drehte er sich um, lief ein paar Meter und blieb schließlich wieder stehen, um sich nach Dale umzublicken. Was hat er denn bloß? fragte der sich erneut, und dann dämmerte es ihm. Ole wollte ihm irgendetwas zeigen. Er wollte, dass sein Herrchen ihm folgte!
    “Hast du Hanna gefunden?” Dale fragte sich, warum er nicht selbst auf den Gedanken gekommen war, Ole für die Suche nach Malins Enkelin einzuspannen. Der karamellfarbene Hirtenhund hatte nicht nur eine feine Nase, auch sein Gehör war weit empfindlicher als das eines Menschen. Und ganz offensichtlich war ihm mit seinen geschärften Sinnen das gelungen, was Dale und Cassie nicht vermocht hatten. “Bring mich zu ihr”, rief Dale aufgeregt. “Bring mich zu Hanna, hörst du?”
    Ole bellte, dann schoss er los, und Dale hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten. Immer wieder drohte er seinen Hund im schummrigen Zwielicht des Wäldchens zu verlieren, doch Ole schien genau zu wissen, dass er seinen Herrn nicht verlieren durfte, und wartete stets ungeduldig, bis dieser zu ihm aufgeschlossen hatte.
    Die wilde Verfolgungsjagd führte Dale zum anderen Ende von Svergå. Er kannte sich auf der Insel besser aus als in seiner eigenen Westentasche, deshalb wusste er genau, wo er sich befand. In dieser Region von Svergå hatte ein Vorbesitzer der Insel früher einmal Sprengungen durchführen lassen, in der irrigen Hoffnung, hier draußen auf einen Wikingerschatz zu stoßen. Eine sinnlose Zerstörung, die Dale noch immer rasend machte vor Wut. Es hatte Jahrzehnte gedauert, ehe die Natur sich wieder einigermaßen erholt hatte, und noch jetzt zeugten tiefe Erdmulden und klaffende Risse im Fels vom Vandalismus seines Vorgängers.
    Besorgt runzelte Dale die Stirn. Er hatte Malins Enkelinnen ausdrücklich vor diesem Bereich der Insel gewarnt, doch wie es schien, hatte er damit genau das Gegenteil von dem erreicht, was er gewollt hatte. Verdammt, ihm hätte klar sein müssen, dass seine Verbote und Warnungen die Neugier der beiden Mädchen nur noch mehr anstacheln würde. Hoffentlich konnte er diesen Fehler irgendwie wiedergutmachen.
    “Hanna!”, brüllte er gegen den Sturm an, der immer heftiger über die Insel tobte. “Kleines, bist du hier irgendwo?”
    Und dann hörte er etwas, das ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Es war ein Schrei – doch nicht der eines Kindes, sondern der einer erwachsenen Frau. Cassie! schoss es Dale durch den Kopf.
    “Hiiiiiiiilfeeee!”
    “Cassie!”, rief er noch einmal, so laut er konnte. “Cassie! Ich höre dich, aber ich kann dich nicht sehen! Wo bist du?”
    Nur ein paar Meter von Dale entfernt blieb Ole stehen und schlug an. Gleichzeitig hörte er wieder Cassies Stimme – ganz nah, doch er konnte sie noch immer nicht sehen. “Dale? Dale, bist du das? Mein Gott, ich war noch nie so froh, deine Stimme zu hören! Wir sind hier unten! Hanna ist in eine Grube gestürzt, und ich musste hier runter, um sie zu retten!”
    Also war Hanna bei ihr! Dale fiel eine zentnerschwere Last von der Brust. Und dann endlich sah er die Felsspalte, verborgen unter Moos und Gestrüpp. Als er Cassie und Hanna dort unten sah, war er glücklich wie nie zuvor in seinem Leben. Malins Enkelin war zwar offensichtlich bewusstlos, aber sie war am Leben, und er hoffte inständig, dass sie sich bei ihrem Sturz keine lebensbedrohlichen inneren Verletzungen zugezogen hatte, die er im Augenblick nicht erkennen konnte. Cassie schien, abgesehen davon, dass sie bis zur Hüfte im eiskalten Wasser stand und völlig durchgefroren war, ebenfalls wohlauf zu sein.
    Das Problem war nur, dass er die beiden ohne jegliche Hilfsmittel nicht aus ihrem eisigen Gefängnis befreien konnte. Er brauchte eine Leiter oder wenigstens ein Seil – doch beides befand sich im Geräteschuppen des Landhauses. Ihm blieb nichts anderes übrig, als Cassie und Hanna noch einmal allein zu lassen, so wenig ihm der Gedanke auch gefiel.
    “Cassie, bitte dreh jetzt nicht durch, aber ich muss noch einmal fort.”
    “Fort?” Ihre Stimme klang schrill vor Angst. “Nein! Bitte, lass uns nicht allein, Dale! Das Wasser steigt immer schneller, und ich habe Angst!”
    “Ich weiß, ich weiß”, redete er beruhigend auf sie ein. “Aber ich kann euch nicht helfen, ohne ein Seil oder eine Leiter, und dazu muss ich zurück zum Haus. Ich verspreche dir, dass ich

Weitere Kostenlose Bücher