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Insel der blauen Delphine

Titel: Insel der blauen Delphine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott O Dell
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In Vollmondnächten kommen diese winzigen Fische in Schwärmen an den Strand geschwommen, einer dicht neben dem anderen, sodass man auf ihnen fast wie auf einem Fell gehen könnte. Sie kommen mit den Wellen und winden sich im Sand, als ob sie tanzten. Ich fing viele Körbe voll Sai-sai ein, die ich zum Trocknen an die Sonne legte. Sie verbreiteten einen starken Geruch, wie sie da, die Köpfe nach unten, am Dachpfosten hingen; aber sie brannten sehr hell. Als Erstes schnitzte ich den Bogen und die Pfeile. Zu meiner Freude entdeckte ich gleich am ersten Tag, dass ich damit viel weiter schoss und viel besser traf als mit den alten Waffen. Den Speer hob ich mir bis zuletzt auf. Ich feilte und schabte an dem langen Schaft, bis er die richtige Form hatte; ich befestigte eine kleine Scheibe aus Stein, durch die ich ein Loch gebohrt hatte, an einem Ende des Schaftes, um dem Speer das nötige Gewicht zu geben; und bei alledem überlegte ich mir hin und her, wie ich es anstellen sollte, mir eine Speerspitze aus SeeElefanten-Zahn zu beschaffen. Unsere Männer hatten alle ihre Speerspitzen aus See-ElefantenZähnen geschnitzt, und ich sah nicht ein, weshalb mir nicht gelingen sollte, was ihnen gelungen war. Nächtelang dachte ich darüber nach. Irgendwie musste ich einen Weg finden, um eines dieser riesigen Tiere zu töten. Mit einem Salzkrautnetz konnte ich allein nicht umgehen; dazu bedurfte es der Kraft mehrerer Männer. Auch konnte ich mich nicht erinnern, dass ein Elefantenbulle jemals mit einem Pfeil oder mit einem Speer erlegt worden wäre. Man tötete ihn erst, nachdem er sich im Netz verfangen hatte, und als Waffe benutzte man eine Keule. Mit dem Speer konnte man höchstens die Kühe töten. Sie lieferten Fett und Tran, aber ihre Zähne waren zu klein und deshalb zu nichts zu gebrauchen. Ich wusste nicht, wie ich es anstellen sollte. Und doch, je mehr ich darüber nachdachte, umso bestimmter wusste ich, dass ich es versuchen würde, denn auf der ganzen Insel gab es nichts, das sich für Speerspitzen besser eignete als die Hauer eines Elefantenbullen.

Kapitel 13
    In der Nacht, ehe ich meinen Plan ausführte, fand ich nicht viel Schlaf. Wieder und wieder dachte ich an das Gesetz, das den Frauen die Herstellung von Waffen verbot. Was würde geschehen, wenn mein Pfeil plötzlich von seiner Bahn abschwenkte? Oder wenn er an der dicken Haut des Elefanten abprallte? Oder wenn der Bulle mich angriffe? Ich stellte mir vor, wie ich mich verwundet nach Hause schleppen und wie die wilden Hunde gerade in diesem wehrlosen Augenblick über mich herfallen würden. Bis zum Morgengrauen sann ich über diese Dinge nach, aber als die Sonne aufging, war ich schon unterwegs zum Tummelplatz der SeeElefanten. Als ich zur Klippe kam, sah ich, dass die Tiere das Riff verlassen und sich am Strand zusammengeschart hatten. Die Bullen hockten wie graue Felsklumpen im Geröll, das den unteren Teil des Abhangs bedeckte. Die Kühe und ihre Kleinen wälzten sich im seichten Wasser. Vielleicht ist es nicht richtig, von “Kleinen” zu sprechen, denn schon ein sehr junger SeeElefant ist so groß wie ein ausgewachsener Mann. Andererseits gleicht er in vielem einem kleinen Kind. In der ersten Zeit ihres Lebens bleiben die jungen Tiere ihren Müttern dicht auf den Fersen. Sie watscheln auf ihren Flossen daher wie Kinder, die ihre ersten Schritte versuchen. Sie geben weinerliche und freudige Laute von sich, ganz wie kleine menschliche Geschöpfe. Und wenn sie zum ersten Mal den festen Boden verlassen müssen, um schwimmen zu lernen, stoßen und schieben ihre Mütter sie ins Meer, was bei ihrer Größe ein ordentliches Stück Arbeit bedeutet. Die Bullen saßen in einem gewissen Abstand voneinander entfernt, denn sie sind von Natur bösartig, eifersüchtig und immer gleich bereit, Streit anzufangen, wenn ihnen etwas nicht passt. Es waren ihrer sechs, die da am Abhang hockten, jeder für sich allein, jeder wie ein großer Häuptling, der ein scharfes Auge auf seine Familie hält. Die Elefantenkuh hat ein glattes Fell und einen Kopf wie eine Maus, mit spitzer Nase und Schnurrbarthaaren. Der Bulle ist ganz anders. Seine Nase wölbt sich wie ein riesiger Buckel über den Kiefern, ein Fell ist rau und von einer Farbe, die an ausgerissige Erde erinnert. Alles in allem ist er ein hässliches Tier. Vom Rand der Klippe aus betrachtete ich der Reihe nach alle Elefantenbullen und versuchte herauszufinden, welcher von ihnen der kleinste war. Sie hatten alle ungefähr die

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