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Insel der Freibeuter

Insel der Freibeuter

Titel: Insel der Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa
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Augenblick lang,
    daß wir ihnen nur eine einzige Breitseite verpassen können. Wenn wir sie nicht voll erwischen, können wir wieder Fersengeld geben!«
    »Schwarze Segel?« wollte sofort der Hauptgast
    wissen.
    »Später«, entgegnete der Kapitän. »Jetzt müssen
    wir erst mal schnelle Fahrt machen, und mit den
    weißen Segeln geht das besser.«
    Vier Stunden später holte man Groß- und Be-
    sansegel ein, um Teersegel zu setzen, ohne daß die Jacare entscheidend an Fahrt einbüßte. Sie steuerte einen Kurs parallel zu dem, den die Vendaval ursprünglich verfolgt hatte, mit dem Ziel, den Gegner zu überholen. Schließlich war das Piratenschiff vom Kiel bis zum Mastkorb auf Schnelligkeit getrimmt.
    Im Schutz der Dunkelheit, die über die Karibische See hereingebrochen war, war der blaue Rumpf der
    Jacare, auf der kein Licht brannte, nur ein Schatten in der Finsternis. Selbst aus einer Entfernung von weniger als 200 Metern hätte sie nicht einmal ein Ausguck mit Adleraugen entdeckt.
    Gleichzeitig hatte man fast alle Steuerbordkanonen um 180 Grad gedreht und ihre Lafetten so weit er-höht, daß man einen guten Meter über Deck, zwi-
    schen Tauen und Masten hindurch, über die Back-
    bordreling feuern konnte. Auf diese Weise verdop-
    pelte man die Feuerkraft auf einer Seite, ließ allerdings die andere inzwischen ungeschützt.
    Doch der erfahrene Kapitän Jack wußte genau, was
    er tat.
    Nach Mitternacht hatte man den Berechnungen des
    Kapitäns zufolge genügend Vorsprung vor der Ga-
    leone erreicht. Nun änderte er den Kurs um 90 Grad.
    Sein Ziel war es, dem Gegner den Weg abzuschnei-
    den und dessen Ankunft abzuwarten.
    Um drei Uhr morgens betrachtete er den Himmel,
    schien die Luft zu prüfen und befahl dann, Wind aus den Segeln zu nehmen. Das Schiff verlor an Fahrt, bis es fast bewegungslos verharrte. Schließlich ließ er alle restlichen Segel einholen. Lediglich das
    Teersegel blieb gesetzt, mit dem sich die gefügige Jacare problemlos manövrieren ließ.
    »Wie ein lauerndes Krokodil.«
    Mit wachen Augen und gespitzten Ohren, die auf
    jedes kleinste Geräusch achteten, das nicht von Meer und Wind verursacht wurde, legten sich alle bis zum philippinischen Koch und seinen jungen Küchengehilfen auf die Lauer. Ihr erfahrener Kapitän, darauf vertraute die gesamte Mannschaft, hatte den Kurs
    der Galeone genau berechnet, die so töricht gewesen war, sich auf offener See mit der legendären Jacare anzulegen.
    Verblüfft stellte Sebastián fest, daß seine Gefährten kaum Nervosität zeigten, sondern fröhlich und voller Zuversicht waren, als wäre die Tatsache, daß sie es in wenigen Augenblicken mit einem Schiff aufnehmen würden, das sie in eine Falle hatte locken wollen und ihnen an Feuerkraft weit überlegen war, nur eine nette Anekdote, die sie eines Tages ihren Enkeln erzählen würden.
    Die schwarze Nacht, in der nur eine schmale
    Mondsichel den Sternen Gesellschaft leisten wollte, jagte ihnen ebenfalls keine Angst ein. Trotz des ausdrücklichen Befehls, sich absolut ruhig zu verhalten, war der eine oder andere geflüsterte Witz zu hören, und ein Pirat leistete sich sogar den Luxus, laut zu schnarchen.
    Dann verbreitete es sich auf Deck wie ein Lauffeu-er.
    Der Feind kam,
    »Besan- und Focksegel anziehen! Steuer zwei Grad
    Steuerbord!«
    Lediglich die schweren Teersegel blähten sich im
    Wind, und trotzdem wurde die Jacare immer schnel-
    ler. Sie hielt genau auf die weißen Segel zu, die sich kaum von der verschwommenen Linie am Horizont
    abzeichneten. Jeder Mann nahm seine Gefechtspo-
    sten ein. Aus den Ladeluken holte man zwei Dut-
    zend Laternen, deren dicke Hauben dafür sorgten,
    daß man von weitem keinen Schein sehen konnte.
    »Kurze Lunten!« hatte der Kapitän ausdrücklich
    angeordnet. Wenn die Kanonen feuerten, würde das
    leichte Schiff bis zum Mastkorb erzittern. Die Marsgaste mußten sich daher mit aller Kraft an die Taue klammern, um nicht ins Meer geschleudert zu werden.
    Arrogant und schweigsam setzte die völlig ah-
    nungslose Vendaval ihren Kurs fort. Der Küstensegler steuerte auf sie zu, um sie im Windschatten zu überholen.
    Eine Frage von Minuten.
    Nicht einmal eine Viertelmeile trennte die beiden Schiffe noch. Hätte die Galeone ihren Kurs nur um ein Grad Backbord geändert, wäre es fast unweigerlich zum Zusammenstoß gekommen, bei dem das
    leichte Piratenschiff sicherlich im Nachteil gewesen wäre.
    Doch an Bord der Galeone hatte niemand auch nur
    den Hauch einer Chance, die Gefahr

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