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Insel der Freibeuter

Insel der Freibeuter

Titel: Insel der Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa
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und töten können, weil die Casa lieber ein Schiff mit Ölfässern schickt, um es gegen Perlen einzutauschen, statt ein Schiff mit Pulverfässern, die verhindern könnten, daß man uns diese
    Perlen raubt…« Er deutete auf die alte Kanone, deren schwarze Mündung fast direkt über ihren Köpfen schwebte: »Wißt Ihr, wie oft ich sie bei einem Angriff abfeuern kann? Einmal! Nur ein einziges Mal!
    Und der Schuß erreicht nicht einmal dieses gelbe
    Boot dort.«
    »Ich hätte nie gedacht, daß die Situation so kritisch ist«, gab Don Hernando mit absoluter Ehrlichkeit zu.
    »Als ob ich Euch nicht über die Jahre hinweg ein
    gutes Dutzend Berichte geschickt hätte«, tönte es fast zornig zurück. »Wir wollen das größte Reich
    sein, das jemals ein allmächtiger Souverän regiert hat, das Reich, in dem die Sonne niemals untergeht, doch anderthalb Jahrhunderte, nachdem wir dieses
    Reich erobert haben, lassen wir zu, daß man uns
    Stück um Stück entreißt. Hier in der Karibik haben wir schon Jamaika, Barbados, Guadeloupe, Aruba,
    Martinique und Curacao verloren. Was müssen wir
    noch alles verlieren, bis die Casa sich endlich entschließt, uns Waffen zu schicken, damit wir uns verteidigen können? Wenn die Piraten, die gerade im
    Hafen von Port-Royal liegen, ihre Kräfte vereinen würden, brauchten sie nicht einmal 24 Stunden, um Margarita einzunehmen.«
    »Das ist doch ein Scherz…!«
    »Was denn für ein Scherz…?« erregte sich der Of-
    fizier. »Im Augenblick dürften dort die Schiffe von Laurent de Graaf, Michel el Vasco und wahrscheinlich auch Moses van Klijn vor Anker liegen. Zu-
    sammen bringen es die drei auf über tausend gut
    bewaffnete Männer und über zweihundert Kanonen.
    Und wie viele, glaubt Ihr, haben wir?« Er sah ihn spöttisch an. »Wißt Ihr das nicht? Ich werde es Euch sagen: Auf der Insel gibt es genau 22 Kanonen und etwa achtzig Musketen, und die Hälfte von ihnen
    bringen eher den Schützen um als ihr Ziel.«
    »Ich verstehe! Ist Jacare Jack vielleicht in Port-Royal?«
    »Nur das ist Euch wichtig, nicht wahr? Jacare
    Jack.« Hauptmann Mendana schüttelte überzeugt
    den Kopf. »Ich bezweifle es. Er taucht nur selten dort auf, auch Tortuga läuft er gewöhnlich nicht an.
    Er soll seinen eigenen Ankerplatz zwischen den
    Jungferninseln haben, vielleicht auch im Jardin de la Reina, im Süden von Kuba.«
    »Wer könnte es wissen?«
    »Niemand, den ich kenne.«
    »Ich habe eine großzügige Belohnung für Hinweise
    auf dieses Schiff ausgesetzt. Glaubt Ihr, das bringt etwas?«
    »Aber sicher doch…!« entgegnete der Hauptmann
    mit sichtlicher Ironie. »Ein gutes Dutzend vorgeblicher Verräter wird Euch wie einen Hampelmann von
    einem Ort zum anderen führen. Aber ich versichere Euch, am Ende habt Ihr nur Zeit und Geld verschwendet.«
    »Was ratet Ihr mir also?«
    »Daß Ihr Euch Probleme erspart, wenn Ihr Euch in
    einen Teil der Welt verzieht, in dem Euch niemand kennt.«
    »Das kann ich nicht tun.«
    »Und warum nicht?«
    »Man würde mich des Verrats anklagen.«
    Hauptmann Mendana betrachtete ihn perplex:
    »Nach allem, was mir zu Ohren gekommen ist,
    Don Hernando, klagt man Euch an, weil Ihr mit
    Sklaven handelt, ein Mädchen verdorben habt, illoy-al, pflichtvergessen, unfähig, ja sogar ein Bandit seid. Welche Bedeutung hat da noch ein weiterer
    Vorwurf, wenn es um Euer Leben geht?« Er stand
    auf, ging ein wenig auf der Terrasse hin und her und setzte sich auf den Rand der massiven Mauer. »Wißt Ihr was? Ich habe Emiliana Matamoros geliebt. Für mich war sie wie eine Göttin, die ich stets wie ein Denkmal verehrt habe, ohne daß mir jemals ein un-lauterer Gedanke gekommen wäre. Doch eines Ta-
    ges tauchte der Gesandte der Casa de Contratación von Sevilla mit seiner riesigen goldenen Kutsche
    auf, verführte sie und zerstörte damit das einzige reine und edle Gefühl, das ich je hatte.« Er sah ihm herausfordernd in die Augen: »Wie könnt Ihr nur zu mir kommen, um mich um Hilfe zu bitten? Weder
    ich noch ein anderer auf dieser Insel, ja, ich hoffe auf der ganzen Welt, wird Euch zuliebe auch nur
    einen Finger rühren. Das sollte Euch so schnell wie möglich in Fleisch und Blut übergehen, wenn Ihr am Leben bleiben wollt.«

    Nachdem man die Beute aufgeteilt hatte, segelte
    das Schiff durch ein ruhiges Meer. Die Sonne brann-te, und kaum ein Lüftchen fächelte die Segel. Lucas Castano setzte sich zu seinem Kapitän, der es sich im alten Sessel des Schotten bequem gemacht hatte.
    Einige

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