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Insel der Freibeuter

Insel der Freibeuter

Titel: Insel der Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa
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anzuheuern.«
    Lucas Castano schaute ihn ungläubig an:
    »Soweit ich weiß, hat er sich an einen geheimen
    Ort zurückgezogen. Es geht sogar das Gerücht um,
    daß die Wilden ihn gefressen haben. So ist es
    L’Olonnois auf der Insel Baru ergangen. Bist du
    sicher, daß sie Mombars gemeint hat?«
    »Das hat sie. Offensichtlich braucht er einen guten Navigator und ist bereit, dafür ein Vermögen auszugeben.«
    »Das trifft sich nicht schlecht«, räumte der Panamese nachdenklich ein. »Mombars’ Problem ist im-
    mer die Navigation gewesen. Weder er noch seine
    verdammten Wilden haben auch nur einen Schim-
    mer, wie man eine Seekarte liest.« Fast flüsternd, als fürchtete er, daß ihn jemand hören könnte, fuhr er fort: »Da geht es ihm wie L’Olonnois. Der hat im
    Lauf seines Lebens nicht weniger als vier Schiffbrü-
    che erlitten und dabei zahlreiche Männer und viele Millionen verloren. Macht eigentlich Sinn: Wenn
    Mombars sich dazu entschließt, sein Versteck zu
    verlassen und wieder aktiv zu werden, dann braucht er zunächst mal einen guten Navigator. Und wenn er einen braucht, dann ist Port-Royal der beste Ort, um einen zu finden. Das wäre ja phantastisch!«
    »Was ist daran phantastisch, wenn er so ein sadistischer Mörder ist, wie du sagst?« wollte Celeste Heredia ein wenig verwirrt wissen.
    Lucas Castano blickte sie an, als ob er sie nicht ge-hört hätte. Sein Geist war weit weg, in irgendeine Idee vertieft, die ihm fortwährend im Kopf herumging, und als er schließlich in die Wirklichkeit zu-rückkehrte, schenkte er ihr ein seltsames Lächeln.
    »Entschuldige! Ich war mit den Gedanken ganz
    woanders!«
    Er nahm einen tiefen Schluck, bevor er im gleichen vertraulichen Ton fortfuhr: »Phantastisch daran ist, daß Mombars nur ans Töten, Foltern und Verstümmeln denkt. Daher hat er niemals auch nur einen
    Heller seines Beuteanteils verschleudert. Es heißt, daß der Ballast seines Schiffs aus peruanischen Silberbarren besteht. Trompeten, Boiler, Geschirr und Türgriffe sollen sogar aus purem Gold sein. Leute, die an Bord gewesen sind, beteuern, daß die Ira de Dios in Wahrheit ein schwimmender Märchenpalast
    ist.«
    »Was willst du damit andeuten?« fragte Miguel
    Heredia. »Denkst du vielleicht daran, ihn zu berauben?«
    »Wer einen Verbrecher beraubt, bekommt hundert
    Jahre Ablaß«, lautete die belustigte Antwort. »Und eine Flotte anzugreifen, die über dreitausend Kanonen geladen hat, ist viel gefährlicher, als es mit einem einzigen Schiff aufzunehmen, dessen Kapitän
    geistig nur in der Lage ist zu zerstören, und in Panama landet, wenn er nach Kuba will.«
    »Du bist verrückt!«
    »Verrückt?« gab der Panamese zurück. »Natürlich!
    Jeder, der ein Geschäft betreibt, das ihn früher oder später an den Galgen bringt, muß verrückt sein.« Er beugte sich vor, und sein Ton wurde drängender:
    »Überlegt euch doch nur einen Augenblick lang, ob wir nicht eine Möglichkeit finden können, diesem
    Idioten eine Falle zu stellen… Das wäre so, als fiele uns die halbe Flotte in die Hände.«
    »Was weißt du von ihm?« wollte Celeste mit beun-
    ruhigendem Interesse wissen.
    »Sicher ist nur, daß er aus einer Aristokratenfamilie im Languedoc stammt. Als Kind hat er Bartolome de las Casas gelesen und war danach überzeugt, daß
    alle Spanier Ungeheuer sein mußten, die aus Zer-
    streuung Indios vierteilen ließen. Das hat ihm offenbar den Geist verwirrt, und bald ist er mit einem Onkel, der Korsar war, aufs Meer hinausgefahren
    und hat aller Welt verkündet, er sei der >Todesengel<, dem Gott befohlen habe, die Spanier zu vernichten. Daher sein Name und der seines Schiffs.«
    »Der >Todesengel< auf der Zorn Gottes!« murmelte Miguel Heredia sichtlich beeindruckt. »Und einen solchen Kerl willst du betrügen? Du mußt lebens-müde sein!«
    »Hör mal…!« gab Lucas Castano zurück, ohne die
    Ruhe zu verlieren. »Das Leben hat mich gelehrt, daß sich ein >Todesengel< oft leichter betrügen läßt als ein armer Teufel, denn der arme Teufel ist stets darauf gefaßt, daß man ihn betrügen könnte, während
    das einem >Todesengel< nicht einmal im Traum einfallen würde. Hier ist nicht Gewalt, sondern List gefragt.« Er deutete vielsagend auf Sebastián. »Und darin bist du immer ein wahrer Meister gewesen,
    hier auf der Jacare.«

    Nachdem er all seinen »Besitz« gegen einen
    schlichten Kreditbrief des jüdischen Geldverleihers Samuel eingetauscht hatte, kehrte Don Hernando
    Pedrárias Gotarredona

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