Insel der glühenden Sonne
Tag im eiskalten Wasser und rammen Baumstämme in den Schlamm. Elefantenarbeit ist das, nichts für Menschen.«
»Wieso musst du nach der Kopfverletzung so schwer arbeiten?«
»Ach, dieser Harris wurde zwar nach Port Arthur geschickt, aber er hat noch ausgesagt, ich hätte ihn provoziert. Dabei hab ich ihm nur in den Arsch getreten, weil er meine guten Stiefel gestohlen hatte. Ohne Doc Roberts wäre ich auch in dem Höllenloch gelandet.«
»Ich sehe zu, ob Roberts dich hier rausholen kann.«
Flo zitterte in seiner feuchten Kleidung und rieb sich die Arme. »Draußen ist mir noch kälter als im Wasser.«
Sean, der Mitleid mit seinem Freund empfand, zog seine geflickte Wolljacke aus und gab sie ihm. »Nimm die. Ist zwar nicht mehr neu, hält aber den Wind ab.«
»Ich kann doch nicht deine Jacke annehmen.«
»Doch. Na los, die Aufseher gucken schon.«
Im Weggehen fiel ihm ein, dass er die Stumpen in der Jackentasche vergessen hatte.
»Verdammt«, murmelte er und kehrte zum Wagen zurück, um Schutz vor dem Wind zu suchen. »So nett wollte ich nun auch wieder nicht sein.«
Er betrachtete die Passanten, den Hafen stets im Auge, und nickte seinen Bekannten zu. Dabei dachte er die ganze Zeit an Harris, einen ehemaligen Farmer, der recht gebildet wirkte. Dann fielen ihm Louise Harris und ihre Mutter ein, die auf einen Mr. Harris warteten, der ebenfalls Farmer war und ihnen angeblich nach Van Diemen’s Land nachkommen wollte. Bisher war er nicht aufgetaucht, und sie wohnten schon seit Jahren in der Sassafras Road. Ob Lester derjenige war, auf den sie warteten? Aber nein, wenn es so wäre, hätte er doch nicht die Verbannung nach Port Arthur riskiert.
Er sah die Jacht in den Hafen einlaufen und hoffte, dass Mr. Warboy keinen Anstoß nahm, wenn ihn sein Kutscher in Hemdsärmeln erwartete.
Barnaby hatte in der Tat drängendere Sorgen. Das letzte ruhige Stück der Überfahrt war durchaus angenehm gewesen, doch der Gedanke an die Heimkehr verdarb ihm den Genuss. Er wollte sich nicht in Jubals unappetitliche Affären hineinziehen lassen und wäre gern noch länger von zu Hause weggeblieben.
Alle Passagiere befanden sich an Deck, als sie am Kai anlegten. Die Damen bestaunten den Himmel im Westen, der von goldenen Streifen durchzogen war, und Sir John beobachtete besorgt das Manövrieren der Jacht.
Als Barnaby Shanahan warten sah, fiel ihm ein, dass er ihm noch gar nichts von der Überraschung gesagt hatte, aber an diesem Abend war ihm einfach nicht danach.
Die größere, aber weniger elegante Kutsche des Gouverneurs fuhr vor, und Stallknechte führten Pferde für die anderen Passagiere herbei.
»Reiten Sie?«, fragte er Dr. Roberts.
»Nein, ich gehe zu Fuß, Battery Point ist nicht weit.«
»Ich habe einen Wagen da, mein Freund. Ich bringe Sie gern nach Hause.«
»Vielen Dank, aber der Spaziergang wird mir gut tun.«
Barnaby war enttäuscht, da er auf ein Abendessen mit dem jungen Arzt gehofft hatte, der unverheiratet zu sein schien.
Letztlich blieb ihm nichts anderes übrig, als sich bei seinen Gastgebern zu bedanken und den Weg in sein gar nicht mehr gemütliches Heim anzutreten.
»Hatten Sie einen schönen Tag, Sir?«, erkundigte sich Shanahan.
»Ja, sehr interessant.«
»Wie ist dieser Ort denn nun? Das Gefängnis, meine ich. Es heißt, es sei der dunkelste und fürchterlichste Ort auf Erden.«
Barnaby schüttelte den Kopf. »Seltsamerweise nicht. Es erinnert eher an ein Spielzeugdorf, ich habe irgendwo einen Plan der Halbinsel, den uns der Kommandant als Souvenir geschenkt hat. Das Gefängnis selbst wirkt natürlich düster, ähnlich wie das in Hobart, nur größer.«
Er plauderte weiter, während Sean ihm in den Wagen half. Der Ire erhaschte einen Blick auf ein Stück Pergament, das aus Warboys Manteltasche ragte, und war versucht, danach zu greifen. Er besann sich aber und schloss die Wagentür. Dossie sollte danach Ausschau halten.
Ein Plan der Halbinsel war Gold wert!
Plötzlich steckte Mr. Warboy den Kopf aus dem Fenster.
»Einen
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