Insel der glühenden Sonne
Niederländischen Ostindien-Kompanie benannt hat. Aber es heißt, man werde die Insel bald nach ihm selbst umbenennen.«
»Nach wem?«
»Tasman.«
»Ach so, natürlich. Das wäre nur gerecht.«
Sie kehrten um, Willem ein wenig enttäuscht, während Neville sich auf eine Portion Austern freute. Er bog von der Straße auf einen schmalen Weg ab. »Hier ist die Aussicht schöner. Ein Schleichweg nach Sorell.«
Die Küstenlandschaft war wirklich spektakulär, und Willem bestaunte die Schönheiten der Natur.
»Was Sie jenseits der Bucht im Westen sehen, ist keine Insel, sondern das Festland, die Mündung des Derwent. Von hier aus erkennt man nur einen der Signaltürme.«
»Und die Insel da links?«
Neville lachte. »Das ist auch keine Insel, sondern Port Arthur. Das Hauptgefängnis befindet sich weiter im Landesinneren. Das da drüben ist das Kohlenbergwerk.«
»Ein Wunder, dass die Sträflinge nicht wegschwimmen.«
»Die Haie schrecken sie wohl ab. Ich würde es lieber gar nicht erst versuchen.«
Sie folgten der Küste bis zu einem Fischerdorf, das auch als Fähranleger diente und Willem weitere Informationen lieferte.
Während Neville bei einem Fischer seine Austern kaufte, entdeckte Willem, dass die Fähre zum Ostufer des Derwent übersetzte, was ihm ein zufriedenes Lächeln entlockte.
Sie aßen an der Anlegestelle, tranken dazu Rotwein, den Neville in seiner Satteltasche hatte, und kehrten schließlich zurück nach Sorell.
Willem musste sich eingestehen, dass er den Tag wirklich genossen hatte, und bedankte sich herzlich.
»Nichts für ungut, alter Junge, es hat mich gefreut. Mal was anderes als Offiziere und Regimentsklatsch. Ich werde ohnehin bald den Dienst quittieren. In dieser Kolonie sind wir keine Soldaten, sondern hoch dekorierte Gefängniswärter, ein Abstieg für unser Regiment. Die Ablenkung heute kam mir gerade recht. Nehmen wir noch ein Glas!«
»Gute Idee. Morgen früh muss ich nämlich aufbrechen.«
Am nächsten Tag fand er Freddy im Stall und schenkte ihm eine Dose Tabak. »Ich reite heute zurück nach Hobart, aber ich komme wieder.«
»Was hast du vor, Willem?«
»Hab ich doch gesagt, Geschäfte. Und dann habe ich vermutlich Arbeit für dich.«
»Was für Arbeit?«
»Gut bezahlte.«
»Ich bin dabei.« Freddy kippte Wasser auf den Fliesenboden, wischte halbherzig mit einem Besen darüber und stellte ihn dann weg.
»Das reicht. Bleib noch, Willem, ich kenne hier keine Menschenseele. Was tut sich denn noch so in Hobart?«
»Eine ganze Menge.«
Willem ergab sich in die Verzögerung. Wenn er seinen Plan umsetzen wollte, wäre Freddy unverzichtbar. »Shanahan ist jetzt auf Bewährung frei.«
»War immer ein Glückspilz. Sag ihm nicht, dass ich hier bin.«
»Wieso nicht?«
Freddy ignorierte die Frage. »Was macht dein Kumpel George?«
»Er ist noch im Gefängnis.« Mehr wollte er dazu nicht sagen. »Singer und Angus wurden wegen falscher Beschuldigungen nach Port Arthur geschickt, aber die gute Neuigkeit ist, dass Bull Harris ebenfalls dort einsitzt.«
»Ich hab gehört, er ist Kalfakter. Wie ist er da hingekommen?«
»Weil er Flo Quinlan verprügelt hat.«
Freddy war überrascht. »Nie im Leben, der fasst Flo doch nur an, wenn er gefesselt und geknebelt ist.«
»Warum?«
»Er war Preisboxer. Hat Bull schon mal windelweich geschlagen. Was ist sonst noch passiert?«
»Bailey ist noch immer das Ohr der Stadt. Zack arbeitet für Flood. Hunter hat jetzt Shanahans Stelle. Ach, erinnerst du dich an den jungen Rufus Atwater?«
»Klar, der kam doch vom Schiff ins Jungengefängnis.«
»Zuletzt wurde er der Warboy-Farm zugeteilt. Er hat sich vor einer Weile umgebracht.«
Freddy war entsetzt. »O nein, warum hat er so was Dummes getan?«
»Weiß ich nicht genau.«
»Hättest du mir das bloß nicht erzählt. Hat mir den ganzen Tag verdorben.«
»Dann gehe ich
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