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Insel der glühenden Sonne

Titel: Insel der glühenden Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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er.
            Der Bergmann war ihm durchaus gewachsen und antwortete mit einem Kopfstoß und einem Faustschlag in die Magengrube. Lester ging zu Boden. Ein Aufseher versetzte dem Bergmann mehrere Schläge auf den Hinterkopf.
            Die Zuschauer wurden aufgefordert, Wasser über die Männer zu kippen, dann schleppte man die Streithähne in ihre Zellen.
            Beide wurden gemeldet, was den Bergmann nicht weiter störte, während Harris seinen Status als Kalfakter verlor. Er tobte, als er beim Morgenappell davon erfuhr, und wandte ein, der Bergmann habe ihn völlig grundlos angegriffen.
            »Ja, wie immer«, grinste der Boss des Arbeitstrupps. »Komisch nur, dass du ständig grundlos angegriffen wirst. Beim letzten Mal war es Flo Quinlan, oder?«
            Lester schwieg. Er hatte Flo Quinlan beinahe vergessen. Bei Sträflingen wusste man nie, wer mit wem befreundet war. Auch Quinlan war reif für einen Racheakt, dafür würde er schon sorgen, doch zuerst musste er sich seinen alten Status zurückerobern. Es würde nicht lange dauern, wenn er die richtigen Aufseher mit seinen Tabakrationen und dem mageren Lohn schmierte.
            Doch dann trat die Katastrophe ein. Man schickte ihn mit einem neuen Trupp ins Bergwerk.
            »Ich hab noch nie unter Tage gearbeitet«, protestierte Lester. »Das kann ich doch gar nicht.«
            »Wir haben dich nicht wegen deines klugen Kopfes ausgesucht, Harris, sondern wegen deiner Kraft. Und jetzt los!«
             
            Lester hatte gar nicht bemerkt, dass George Smith hinter ihm marschierte. Dieser hatte die Bosse damit überrascht, dass er sich freiwillig fürs Bergwerk meldete, weil es angeblich nicht schlimmer sein könnte, als Holz zu fällen oder im Steinbruch zu arbeiten, wo die Sonne auf seine empfindliche Haut brannte. Ausnahmsweise nützten ihm seine Verletzungen.
            George hatte verblüfft festgestellt, dass die illegalen Kontakte zur Hauptinsel über zahlreiche Kanäle liefen und es Willem gelungen war, in einen davon vorzudringen. Er war schon immer ein schlauer Bursche gewesen.
            Nun wurde ein Fluchtplan für ihn und Angus geschmiedet. Die Botschaften erhielt er am Boden kleiner Tabaksdosen, wobei die Regel verlangte, dass der Überbringer die Dose als Lohn erhielt.
            Bislang wusste George nur, dass die Flucht an einem Sonntagmorgen stattfinden sollte und sie die Halbinsel per Boot verlassen würden. Wenn die Zeit gekommen war, sollten er und Angus Brände legen, um für Ablenkung zu sorgen. Angus könnte im Wald Feuer machen, er selbst woanders … auch deshalb war der Sonntag wichtig, da alle in der Kirche sein würden.
            Solange ein Mann keine Ketten trug, war es leicht, sich zu verdrücken. Die Menge, die am Sonntag aus allen Richtungen zur Messe strömte, war oft chaotisch: Papisten unterbrachen absichtlich den Gottesdienst und verlangten eigene Messen, während die üblichen Unruhestifter sich begeistert beteiligten. Erfahrene Aufseher ließen die Männer einfach weitermarschieren, doch die Sadisten unter ihnen griffen gern zu Peitsche und Schlagstock.
            Es sah aus, als könnte Willem tatsächlich die Flucht organisieren, indem er sie aus einer der einsamen Buchten nahe dem Kohlenbergwerk abholte.
            Zuerst hatte George Angst, erwischt zu werden und eine lebenslängliche Strafe zu erhalten. Er hatte eigentlich gehofft, seine Zeit abzusitzen und endlich frei zu kommen. Doch bald hatte er gemerkt, wie schwer es war, nicht in Schwierigkeiten zu geraten. Vom Kommandanten abwärts regierten alle mit Gewalt, die immer neue Gegengewalt erzeugte. Ein Aufseher, der ihn an ein Wiesel erinnerte, hatte zu großen Gefallen an George gefunden und verschwendete, als dieser seine Avancen zurückwies, keine Zeit und erzählte herum, der Sträfling habe ihn belästigt.
            Da braute sich etwas zusammen. Willem hatte wohl geahnt, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sein Freund in die Klemme geriet. Er hatte Angst, in Port Arthur zu bleiben. Er musste fliehen, um jeden Preis.
            Das Kohlenbergwerk war auch nicht gerade sicher, doch das Risiko musste er eingehen.
            »Wie lange noch, Willem?«, fragte er sich. »Wie lange noch?«
             
            George war überrascht, als Harris ihn zum Kameraden wählte und die Pritsche neben ihm belegte. Unter der Woche

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