Insel der glühenden Sonne
Roberts. Bevor er etwas sagen konnte, setzte Mr. Pitcairn an: »Es ist meine erfreuliche Pflicht, Gentlemen, Ihnen Mr. Shanahan offiziell als meinen Sekretär vorzustellen. Ich möchte ihm dieses Buch als Erinnerung an den heutigen Tag überreichen. Mr. Shanahan, willkommen in unserem Kreis.«
Sean war so verblüfft, als er das schmale, ledergebundene Buch entgegennahm, dass er den Titel gar nicht wahrnahm. »Heißt das, ich bin fest eingestellt?«, platzte er heraus. »Für immer?«
»In der Tat«, schmunzelte Mr. Pitcairn. »Sie konnten sich nur mit Mühe zusammenreißen, aber Sie haben Ihre Sache gut gemacht. Wenn Sie bleiben möchten, Mr. Shanahan – mir wäre es eine Freude.«
»Und mir erst.«
»Gut! Einen Drink für Mr. Shanahan«, rief Pitcairn in die Runde. »Und für Dr. Roberts, der auch soeben erst eingetroffen ist. Der gute Doktor hat Mr. Shanahan für diese Stelle vorgeschlagen, also muss er heute dabei sein. Und nun zum Wohl!«
Sean wusste, dass seine Gegenwart im Allerheiligsten ein einmaliges Privileg war, und verdrückte sich, als Baggotts Sekretär sich verabschiedete. Roberts begegnete er erst am nächsten Tag wieder.
Da der Arzt in der Praxis arbeitete, klopfte er diskret an.
»Herein, ich räume nur ein bisschen auf. Aber wir sollten nicht so förmlich miteinander umgehen. Ich heiße Allyn.«
»Dann wäre es mir eine Freude, wenn du mich Sean nennen würdest.«
»Gut. Ich bin überrascht, dass der Garten so gepflegt aussieht. Warst du das?«
»Es war das Mindeste, was ich tun konnte. Tomaten habe ich auch gesetzt. Die Samen waren ein Geschenk von Mrs. Harris. Übrigens bin ich unheimlich neugierig, wie es im Gefängnis zugeht. Ist es so schlimm, wie man sich erzählt?«
Der Arzt wirkte plötzlich abweisend. »Darüber darf ich nicht sprechen.«
»Dann eben nicht. Hast du Freunde von mir gesehen? Angus McLeod? Singer Forbes?«
Bei Singers Namen ging eine Veränderung in Roberts’ Gesicht vor sich, und Sean drängte weiter.
»Du kennst doch Singer, er hat auf der Warboy-Farm gearbeitet.«
»Nein, ich glaube, ich erinnere mich nicht.«
»Aber du bist ihm in Port Arthur begegnet, oder?«
»Nur kurz. Er ist ein Buschanwalt, genau wie du. Verstößt gern gegen die Regeln.«
»Das muss er sein«, meinte Sean lächelnd.
»Schien mir ein anständiger Kerl, sehr beliebt. Aber ich habe viel zu tun, da ich morgen schon zurück muss. Ist sonst alles in Ordnung?«
»Sicher doch. Heute ist Samstag, da würde ich mit dir gern zwei Damen besuchen. Die schöne Louise Harris und ihre reizende Mutter.«
Roberts wühlte umständlich in einer Schreibtischschublade. »Ohne mich, bitte.«
»Schade. Sie könnten wirklich ein wenig Aufmunterung gebrauchen. Mrs. Harris wurde in ihrem eigenen Garten überfallen, eine furchtbare Sache. Ich war dabei, wollte sie beschützen, aber es hat nichts genutzt. Sie wurde niedergestochen!«
»Was?«
»Es ist so, wie ich sage, sie wurde eben erst aus dem Krankenhaus entlassen.«
»Wer war das? Wer sollte eine so nette Frau überfallen?«
»Irgendein Verbrecher. Man sagt, er habe sie vergewaltigen wollen. Wenn man es denn glauben will.«
»Wer sonst sollte dahinterstecken?«
»Ein Auftragsmörder.«
Allyn runzelte die Stirn. »Das kann doch nicht sein. Er muss die falsche Frau angegriffen haben.«
»Ich sehe das anders«, knurrte Sean.
»An wen denkst du?«
»Lass uns später in Ruhe darüber sprechen. Ich möchte jedenfalls, dass die Damen vorübergehend in die Stadt ziehen, und du könntest mir helfen, sie zu überzeugen. Da draußen sind sie nicht sicher, selbst wenn die Arbeiter Wache halten.«
»Du weißt, dass Mrs. Harris eine verheiratete Frau ist, keine Witwe, oder?«
»Sicher weiß ich das.«
Der Arzt lächelte. »Ich wollte dich nur warnen, es kam mir vor, als hättest du ein gewisses Interesse an ihr.«
»Ich vermute, du weißt, wer der Ehemann ist. Bist du ihm dort drüben
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