Insel der glühenden Sonne
begegnet?«
»Nein!« Die Antwort klang barsch.
»Na also, es ist doch nur ein kleiner Ausritt. Der wird dir gut tun nach den engen Gefängnismauern.«
»Lieber nicht.«
»Aber ich brauche deine Hilfe.«
»Was kann ich denn schon tun?«
»Sie mit deinem Charme überzeugen.«
Am nächsten Tag kehrte Allyn mit dem Küstendampfer zurück an den Ort, den er inzwischen aus tiefster Seele verabscheute. Selbst wenn er gedurft hätte, wäre es ihm schwer gefallen, das Gefängnis zu beschreiben. Es erinnerte ihn an jene wunderschönen Fleisch fressenden Pflanzen aus den Tropen, in deren stinkenden Tiefen sich Insekten verfingen.
Ohne seinen Vertrag wäre er an diesem Nachmittag nicht mehr zurückgekehrt, obschon er einigen Sträflingen durchaus hatte helfen können, indem er ihnen das Leben zumindest ein wenig erleichterte, doch das allgegenwärtige Leiden war erdrückend. Die bedrohliche Atmosphäre und die unmenschlichen Strafen für die geringsten Vergehen, die immer neue Gewalt erzeugten, verursachten ihm Albträume. Wer noch Leben in sich spürte, versuchte zu fliehen. Allyn hatte gesehen, wie Männer zum Krüppel gemacht oder in den Wahnsinn getrieben wurden. Daher auch das Irrenhaus am Nordufer. Manche begingen Selbstmord. Er hätte nie herkommen dürfen, auch wenn es seiner Karriere geschadet hätte, aber er wollte ja unbedingt Gutes tun, obwohl er der Situation überhaupt nicht gewachsen war. Die Strafen in Port Arthur waren überaus brutal, doch er hatte einfach nicht den Mumm, sich wirklich gegen die Misshandlung der Gefangenen aufzulehnen, und ging nur dazwischen, wenn der Auspeitscher die vereinbarte Anzahl von Hieben erreicht hatte.
Mehrfach hatte er dem Kommandanten gegenüber erwähnt, dass ihm manches Urteil zu hart erschien, doch seine schüchternen Einwände wurden als typische Anfängerhemmungen abgetan. Als er das letzte Mal darauf zu sprechen kam, war der Sekretär des Kommandanten eingeschritten.
»Wenn Sie so um die Männer besorgt sind, Doktor, können Sie ihnen auf andere Weise helfen. Die Oberschwester im Krankenhaus ist dankbar für jeden Hilfspfleger.«
»Richtig so«, hatte ihm der Kommandant beigepflichtet. »Ich sage ihr, dass Sie sich freiwillig gemeldet haben.«
Allyn hätte einwenden könne, dass dies nicht Aufgabe eines Arztes sei, doch die Männer wirkten so rüpelhaft, dass er ihnen nicht die Genugtuung geben wollte, ihn für einen Drückeberger zu halten. Also arbeitete er von nun an sonntags und mittwochs im Krankenhaus.
Wütend marschierte er zu seinem Sandsteinhaus mit dem üppig blühenden Garten dahinter, das doppelt so groß wie sein Haus in Hobart war. Die Gefangenen schleppten sich in langen Reihen die Straße zu ihren engen Zellen hinunter, doch er bemerkte sie kaum noch.
Allyn öffnete Türen und Fenster und trat auf die Veranda, um die faszinierende Aussicht zu genießen – links die grün bewaldeten Hügel jenseits des Exerzierplatzes, rechts die weite, windgepeitschte See.
Wie gern würde er Miss Harris dieses Panorama zeigen, doch das war natürlich undenkbar. Dass überhaupt wieder ein Kontakt zwischen ihnen entstanden war, hatte er diesem Shanahan zu verdanken. Natürlich hatte er mit ihm die Pinewoods Farm besucht, wo ihn die Damen herzlich empfingen, obwohl der gut aussehende Ire bei Mrs. Harris nicht allzu hoch im Kurs zu stehen schien. Nach einer Weile taute sie auf, aber nur, bis Sean vorschlug, sie sollten vorerst in der Stadt Quartier beziehen.
»Wir können hier nicht weg. Es geht einfach nicht.«
»In der Argyle Street gibt es eine hübsche Damenpension.«
»Das klingt doch nett«, hatte Louise gesagt. Sie sah hinreißend aus mit dem offenen blonden Haar, das nur von einem Band gehalten wurde, und dem kornblumenblauen Kleid, das die Farbe ihre Augen widerspiegelte.
Warum nur musste ihr Vater ein Sträfling sein. Dazu noch Lester Harris!
Er hatte sich den Sträfling zeigen lassen und hatte zu seiner Betrübnis auch die Familienähnlichkeit erkannt. Ein blonder, gut gebauter Mann mit makelloser, sonnengebräunter Haut. Allyn war beinahe neidisch, weil er selbst in der Sonne nur rot und sommersprossig wurde.
Er
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