Insel der glühenden Sonne
die Vorhänge, Stuhlbezüge und Materialien für die Innendekoration anbot. Barnaby selbst hatte wenig Ahnung von ihrem Sortiment, doch Josetta liebte den Laden und überredete Sam, ihr Sonderpreise einzuräumen.
Als beide Geschäfte gut eingeführt waren, stieß Barnaby auf ein illustriertes Gartenbuch. Es war Liebe auf den ersten Blick.
»Ich habe die englischen Gärten immer bewundert«, sagte er zu Shanahan. »Meine größte Freude war, durch diese wunderbaren Gärten zu streifen, und ich habe insgeheim mit dem Gedanken gespielt, so etwas selbst einmal zu versuchen.«
»Sieht aus, als brauchten Sie vor allem Land dafür, und davon haben Sie ja genug, Sir. Wenn Sie einen englischen Garten wollen, pflanzen Ihnen die Jungs alles, was Sie möchten.«
»Ich will aber keinen gewöhnlichen Garten, er muss richtig angelegt werden. Und man braucht die passenden Pflanzen am passenden Ort«, meinte Barnaby unzufrieden.
»Ehrlich? Hab ich gar nicht gewusst. Aber überlassen Sie das nur mir. Dank der englischen Regierung haben wir ein paar clevere Leute hier. Mal sehen, ob ich jemanden für Ihren Garten finde.«
Verwundert hatte Barnaby von Sir George erfahren, dass einige der besten Architekten und andere ehrenwerte Bürger frühere Sträflinge waren, was auch für eine Anzahl von Kolonialbeamten galt.
»Erstaunlich, wie das alles funktioniert«, murmelte er bei sich und zog sich in sein Arbeitszimmer zurück, um einen prachtvollen Garten zu entwerfen.
Mr. Warboy wurde als einer der engsten Freunde seines Vorgängers schon bald dem neuen Gouverneur, Sir John Franklin, vorgestellt. Kurz darauf lud man ihn zu einer Soiree von Lady Franklin ein, die extrovertierter als Eliza wirkte, die stets öffentliche Pflichten und diverse Schwangerschaften unter einen Hut bringen musste. Lady Franklin war dominant, mischte sich umgehend in öffentliche Angelegenheiten ein und förderte die geistreicheren Arten des Zeitvertreibs.
Ein Gentleman wie Barnaby entging ihrem scharfen Auge nicht, und bald fand er sich in mehreren Ausschüssen wieder, darunter auch dem Förderverein der tasmanischen Bibliotheken. Er galt als Freund der Franklins, auch wenn die Bindung nicht so eng und persönlich wie zu den Arthurs war.
Shanahan hatte mittlerweile einen Gärtner aufgetrieben, der im Botanischen Garten von Kew gelernt hatte und aus einem Straßenbautrupp geholt wurde, nachdem der Ire angedeutet hatte, ein Freund des Gouverneurs bedürfe seines gärtnerischen Fachwissens und dulde keine Ablehnung.
So wurde der Mann vom Sträfling zweiter Klasse zum Sträfling erster Klasse befördert. Mr. Warboy bedankte sich bei der Gefängnisverwaltung mit einem Lammbraten, und Shanahan brachte den zugeteilten Sträfling auf die Farm.
Zack Herring war ein unauffälliger Typ von siebenunddreißig Jahren, dessen unfreundliche Haltung gegenüber seinem Arbeitgeber Barnaby reizte, obwohl sie unter den Gefangenen an der Tagesordnung war.
»Herring muss eine andere Miene aufsetzen, sonst wird er hier nicht alt«, sagte er zu Shanahan. »Ganz egal, wie clever er ist. Was hat er eigentlich angestellt?«
»Raub. Hat eine Statue gestohlen.«
»Was wollte er damit?«
»Er hat sie in die Themse geworfen. Soll gesagt haben, sie würde den Garten ruinieren, den er gerade anlegte.«
»Verstehe. Ich dachte schon, es ginge um etwas Kirchliches. Na schön, bring ihn um fünf in mein Büro, dann rede ich mit ihm.«
Herring verstand sein Geschäft. Er zeigte sich respektvoll und erkundigte sich nach der Art des gewünschten Gartens. Dann erklärte er, Barnabys Vorstellung bewege sich irgendwo zwischen einem privaten Park und einem Blumengarten.
»Bäume und Büsche sind der Grundstock. Die müssen zuerst rein.«
Er sah sich die Entwürfe an. »Manches könnte funktionieren, aber Eichen sind unmöglich, die machen alles kaputt. Zu wenig Platz. Sie könnten blühende Bäume nehmen, Kirsche oder Kamelie, so viel Sie wollen. Dann legen Sie rundherum die Blumenbeete an und entwerfen Wege und Ornamente, aber die Bäume und Büsche müssen jetzt gepflanzt werden, solange noch Winter ist.«
Die nächsten zehn Minuten kam Barnaby gar nicht zu
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