Insel der glühenden Sonne
Wort, da Herring Gefallen an seinem Thema fand.
»Die Büsche müssen richtig vorbereitet sein, hat keinen Sinn, ein winziges Büschlein in ein ebenso kleines Loch zu setzen.« Dann folgte ein Vortrag über Frühblüher und die breite Auswahl an krautartigen Gewächsen, bis Barnaby ihn bremste.
»Vielen Dank«, sagte er abrupt. »Du musst mir einen brauchbaren Entwurf zeichnen und auflisten, was wir benötigen und was es kostet.«
»Dafür benötige ich Schreibzeug. Und einen Arbeitsplatz. In der Hütte, in der wir hausen, kann ich das nicht.«
Barnaby sah den Unwillen im Gesicht des Sträflings, reagierte aber nicht, da er wusste, wie dringend der Mann die Arbeit wollte. Er würde sich schon benehmen.
»Du arbeitest in der Küche. Die Köchin gibt dir einen Stift, und du hast einen Tag Zeit, um einen Plan für die zwei Hektar auf der Ostseite des Hauses zu entwerfen. Nimm dir Papier mit.«
Shanahan war erfreut. Er hatte gehofft, Zack werde sich zusammenreißen, bis er den Auftrag hatte. Er war als schwierig bekannt, und ein falscher Schritt konnte ihn in die gefürchtete Sträflingssiedlung Port Arthur befördern.
Er hatte gelacht, als er Zack zum Haus marschieren sah, um seine Verabredung mit dem Boss wahrzunehmen. »Hoffentlich wünscht Mr. Warboy keine Statuen englischer Könige oder Königinnen in seinem Garten, sonst landen die auch im Wasser.«
Zack, geboren und aufgewachsen in London, war irischer Abstammung und bestens mit den Grausamkeiten und Ungerechtigkeiten vertraut, die seine Vorfahren durch die englischen Landbesitzer erdulden mussten.
Shanahan hielt es für verrückt, Statuen in die Themse zu werfen, und für noch verrückter, nicht für Engländer zu arbeiten, um sich so für die Verbannung ans Ende der Welt zu rächen.
Zack hatte das Urteil tief gekränkt aufgenommen und behauptet, es sei sein gutes Recht, ein Zeichen gegen die Monarchie zu setzen, die er als Wurzel allen Übels und aller Gier betrachtete. Vor Gericht hatte er lauthals protestiert, was den Richter lediglich dazu brachte, seine Akte mit dem Vermerk »politisch« zu kennzeichnen und ihn zu dem berühmten Frank MacNamara aus der Grafschaft Clare und dem weniger bekannten Schotten Angus McLeod zu sperren.
»Wir singen nicht dieselben Lieder«, hatte Sean zu Zack gesagt, als sie eine Zelle teilten. »Ich bin dagegen, dass sie uns versklaven, und du bist gegen den König, aber es lohnt sich, zusammenzuhalten.«
»Wieso denn? Das arme Irland interessiert dich nicht die Bohne. Als du noch dort warst, hast du nie einen Finger für die Leute krumm gemacht.«
»Du bist auch nicht gerade mit dem Schwert in der Hand nach Dublin geeilt.«
»Ich hab getan, was ich konnte.«
»Von hier aus kannst du nichts für die Iren tun, dafür aber den Unterdrückten helfen.«
»Wovon redest du eigentlich?«
»Von uns. Wir sind alle Unterdrückte, unterdrückt von Macht und Geld. Die Reichen schinden uns zu Tode. Begreifst du nicht, dass die Reichen die Iren verhungern lassen und Soldaten bezahlen, die sie wie Hunde erschießen? Es ist immer das Gleiche, Zack. Sieh dich um, die Hälfte der Leute da draußen ist auf der Insel, weil sie Nahrungsmittel oder ein bisschen Geld für Kleider gestohlen hat.«
»Himmel, jetzt hat McLeod dich angesteckt, was? Immer mit der Ruhe, Kumpel, du bist ja völlig aufgedreht.«
»Wer sagt das?«
»Ich. Du bist so dreist, gibst dich stark, aber wir beide wissen, dass du noch immer an der Sache mit deinem Cousin zu knabbern hast. Gib Ruhe, er ist tot, es war eine furchtbare Geschichte, aber …«
»Aber was? Meinst du, ich soll ihn einfach vergessen?«, hatte Sean geknurrt.
»Nein, aber du bist ständig auf Streit aus. Hör auf damit.«
Nun, da Zack Herring als Gärtner eingeführt war und als zusätzlicher Mann für Warboy arbeitete, dem eigentlich nur zehn Sträflinge zustanden, konnte Shanahan seinen Plan vorantreiben. Er sprach mit Bailey, einem ungeschliffenen Cockney, der seine Zeit inzwischen abgesessen hatte und in Hobart geblieben war. Er trieb sich meist am Hafen herum und führte Handlangerdienste aus, während er im
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