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Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter

Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter

Titel: Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Ohms
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auszutoben.«
    »Oh Mann, Eleni.« Leándra legte ihr einen Arm um die Schultern. »Die Jungen finden dich jetzt total cool, vielleicht haben wir ja noch mal Glück gehabt.«
    Eleni versuchte zu lächeln, aber es wurde nur ein schiefes Grinsen.
    Die Jungen rissen sich vom Steinewerfen los und folgtenihnen, als sie die Anhöhe erreichten. Während sie von Weitem auf die Ausgrabungsstätte zusteuerten, wurden die Jungen ruhiger und liefen schließlich so brav neben ihnen her, als wäre eine strenge Lehrerin in der Nähe.
    Die Studenten und Hilfskräfte, die ihre Mutter rekrutiert hatte, saßen auf Getränkekisten unter einem Sonnensegel und lauschten Arjanas Vortrag. Während die Studenten so aussahen, als würde ihre Chefin ihnen nicht viel Neues erzählen, erschienen die Dorfbewohner wie brave Schüler in einer Grundschule: große, stämmige Männer, die mit angewinkelten Knien in Bodennähe hockten und mit faszinierten Blicken zu ihrer Lieblingslehrerin aufsahen. Eleni musste schmunzeln.
    Ihre Mutter lächelte ihnen zu und winkte sie heran. »Setzt euch doch dazu. Wir sind gleich fertig.«
    Eleni und Leándra suchten sich Geröllbrocken, auf denen sie sitzen konnten, und die Jungen taten es ihnen gleich.
    Arjana hatte große Zeichnungen auf alte Tapetenrollen gemalt, die nun an den Pfosten des Sonnensegels hingen und wichtige Grundlagen der Archäologie darstellten.
    »Also, wer fasst noch mal zusammen, was ich gerade erklärt habe?« Arjana blickte zwischen ihren Schülern in die Runde.
    Ein paar der Studenten hoben ihre Arme und schließlich schob auch einer der Dorfbewohner zögernd die Hand in die Höhe.
    Arjana lächelte ihm zu. »Ja, bitte.«
    Es war ein kleiner, aber kräftiger Mann. Eleni schätzte ihn auf Mitte fünfzig und stellte fest, dass seine Nase und sein eckiges, längliches Gesicht auffällige Ähnlichkeit mit Kostahatten. Waren die Jungen deshalb hier oben so zahm geworden?
    »Die Oberflächenschicht wurde größtenteils schon mit dem Bagger abgezogen«, erklärte Kostas Vater. »Als Nächstes graben wir mit Schaufeln und Spaten weiter. Beim Graben müssen wir sehr vorsichtig sein, damit wir keine ... wie nennt sich das? Befunde? Oder Funde? Also, damit wir nichts zerstören, was dort in der Erde liegt. Insgesamt heben wir die Erde Schicht für Schicht ab. Das heißt, wir graben immer so tief, bis die Erde anders aussieht als vorher. Wenn eine ganze Schicht ausgehoben wurde, wird die Fläche vermessen. Stimmt das so?«
    Arjanas Zeigefinger strich wieder gedankenverloren über ihren Handrücken. Aber ihr Lächeln erschien hellwach und zufrieden. »Genau. Sehr gut. Nach jeder Schicht wird das Höhenprofil sorgfältig gemessen und alles, was wir finden, wird in seiner Lage im Boden fotografiert und abgezeichnet. Aus dem Verlauf der Schichten lässt sich dann hoffentlich später ablesen, wie unser Tempel hier untergegangen ist, wie lange er damals existiert hat und wann er gebaut wurde. Und aus den Dingen, die wir in der Erde finden, wollen wir rekonstruieren, welche Funktionen der Tempel früher hatte und welche Rituale in ihm gepflegt wurden.« Arjana schmunzelte. »Wie ihr euch vorstellen könnt, wird das eine Heidenarbeit und wir sind hier bestimmt noch eine Weile beschäftigt.«
    Die Studenten nickten und die Dorfbewohner wechselten erfreute Blicke.
    Arjana stützte ihre Hände in die Hüften und sah in die Runde. »Das archäologische Team kommt im Laufe des Abends hier an. Das heißt, sie stoßen dann morgen zu uns. Wir werdenheute für den Rest des Tages die Ausgrabungsstätte weiter vorbereiten.«
    Eleni hörte nicht länger zu. Ihr Blick schweifte über den Rand des Felssporns hinweg auf die Seite des Meeres, auf der sie heute geschwommen war. Dort, hinter den Klippen, musste der kleine Strand liegen, an dem sie das Mädchen gesehen hatte. Ob es dort tatsächlich einen Zugang zu der Schlucht gab? Irgendwie mussten das Mädchen und ihre Familie schließlich dorthin kommen.
    Eleni war für einen Moment versucht, Kimon zu fragen. Er kannte sich sicher gut aus und würde wissen, wie man in die Schlucht gelangte. Aber schließlich biss sie sich auf die Lippen und hielt sich zurück. Sie würde es allein herausfinden – und wenn sie dorthin ging, wäre Leándra die einzige Gesellschaft, auf die sie vertraute.

K APITEL D REI
    D er nächste Tag auf der Ausgrabungsstätte begann schon um fünf Uhr morgens. Eleni und Leándra ließen sich etwas mehr Zeit und kamen erst um kurz nach sieben dazu, als

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