Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter

Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter

Titel: Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Ohms
Vom Netzwerk:
verwirrt an. »Ich dachte, du willst nicht dort hin?«
    »Doch, schon. Ziemlich dringend sogar, aber ohne die Jungs.«
    Unbehagen erschien auf Leándras Gesicht, doch schließlich nickte sie. Sobald sie ihrer Mutter klargemacht hatten, dass sie nicht mit zum Flughafen kommen würden, liefen sie auf die andere Seite der Hochebene.
    Von der Ausgrabungsstätte aus war es tatsächlich nicht mehr weit. Sie fanden die Schlucht ziemlich schnell. Von oben konnten sie hinabsehen in ein tiefes Tal zwischen gelben Felswänden, auf ein ausgetrocknetes Bachbett, das sich in der Mitte der Schlucht entlangschlängelte – und nicht zuletzt auf die buschigen Bäume, die dort unten einen silbrig-grünen Wald bildeten. Viele davon mussten Tamarisken sein, aber das Laub sah so unterschiedlich aus, als wären auch andere Arten darunter. Welche es waren, konnte Eleni nicht ausmachen. Doch eines war eindeutig: In all dem Gewirr aus verschiedenen Baumarten schimmerten in regelmäßigen Abständen die runden Köpfe von Olivenbäumen hervor und ließen erahnen, dass es früher einmal ein Olivenhain gewesen war.
    Nur das Haus und der Strand waren von hier aus nicht zu sehen und genauso wenig ein Zugang, der zum Grund der Schlucht führte. Sie liefen eine ganze Weile an der Schlucht entlang. Kurz bevor sie den Berg erreichten, entdeckten sie Reifenspuren und einen Platz, an dem anscheinend normalerweise ein Auto parkte. Genau dort, am Fuß des Berges, fandensie eine Treppe, die zwischen den Felsen in die Schlucht hinabführte.
    Während sie sich an den Abstieg machten, hatten sie einen atemberaubenden Blick. Die Schlucht verlief von hier aus nicht nur bis zum Meer, sondern zerteilte auch den hohen Berg mit einem tiefen Krater und führte weit ins Innere der Insel. Genau neben dem Berg gab es auch in der Schlucht eine gigantische Steinstufe. Oberhalb der Stufe waren die Steine glatt geschmirgelt und bildeten eine breite Rinne. Eleni erkannte sofort, dass es ein trockener Wasserfall sein musste, der im Herbst, Winter und Frühling einiges an Wasser führte. Dann stürzte der Bach an dieser Stelle in die Tiefe, ehe er durch den unteren Teil der Schlucht floss und schließlich ins Meer mündete.
    Die Treppe, die sie hinuntergingen, führte auf den Wasserfall zu und dann entdeckten sie auf der Plattform neben dem Wasserfall ein sandfarbenes altes Gemäuer. Es sah verlassen aus und war vermutlich eine Klosterruine.
    Hatte Kimon nicht von einem alten Kloster gesprochen? Offensichtlich war dies der Ort, an dem sich die Jugendlichen manchmal trafen.
    Eleni und Leándra kletterten daran vorbei, neben dem trockenen Wasserfall in den tiefsten Teil der Schlucht. Als sie den Boden des Tals erreichten, standen sie in einem struppigen, gedrungenen Wald. Obwohl er aus uralten Bäumen bestand, war keiner von ihnen größer als ein Apfelbaum. Eleni erkannte Kreta-Ahornbäume mit buschigen Kronen, knorrige Steineichen mit stacheligen Blättern und die breiten, verwachsenen Stämme von jahrhundertealten Johannisbrotbäumen. Die Bäume standen wild durcheinander und manchevon ihnen wuchsen so krumm, als wären sie vor einem halben Jahrhundert umgestürzt und im Liegen wieder angewachsen. Dort, wo der Wasserfall im Winter hinabrauschte, hatte die Wucht des Wassers einen kleinen Teich in den Boden des Tals gespült, in dem trotz der Sommerhitze noch etwas Wasser schimmerte. Ein schmaler Pfad führte sie daran vorbei und Eleni entdeckte eine Familie von Schildkröten, die in dem Tümpel umherschwammen und auf den Felsen am Ufer in der Sonne dösten. Die Zikaden zirpten hier unten so laut wie ein riesiger Schwarm von Vögeln, und Eleni hatte plötzlich das Gefühl, dass sie noch nie einen idyllischeren Ort gesehen hatte. Ob das Mädchen tatsächlich in diesem Tal wohnte? Vielleicht machte ihre Familie hier nur Urlaub, Abenteuerurlaub an einem wildromantischen Strand. Plötzlich kam Eleni ein schrecklicher Gedanke: Was, wenn sie nicht mehr da war? Wenn sie heute Morgen abgereist war und inzwischen andere Touristen dort wohnten?
    Mit einem Schlag hatte Eleni es eilig. Sie sprang so schnell über den schmalen Trampelpfad, dass ihre Schwester hinter ihr zurückblieb. Der Weg führte zwischen den Bäumen am Bach entlang. Immer wieder ragten große Felsen ins Tal und der Pfad kreuzte den Bach, um ihnen auszuweichen. Eleni lief über kleine Brücken, sprang über Steine hinweg und duckte sich unter den kleinwüchsigen Bäumen, die ihren Weg wie ein Tunnel umrahmten. Nach und

Weitere Kostenlose Bücher