Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter
auf den Boden und für einen Moment fürchtete sie, dass sie wieder ein Erdbeben auslösen würde. Eine seltsame Energie kribbelte durch ihre Finger, strömte in die Erde, als wollte sie Kontakt mit den verborgenen Mauern aufnehmen. Der Tempel war dort unten. Eleni fühlte es.
Die Haare an ihrem Hinterkopf stellten sich auf, kalter Schweiß strömte über ihren Rücken. Sie wollte weitergraben, wollte die Erde mit den Händen zur Seite schaufeln, um endlich zu dem Tempel zu gelangen.
»Eleni? Alles in Ordnung?« Leándra stand plötzlich vor ihr. Sie fasste Eleni an den Schultern und zerrte sie hoch.
Eleni atmete tief ein.
»Mama?« Leándra winkte ihrer Mutter zu. »Eleni braucht eine Pause!«
Arjana hob ihren Kopf und schien mit einem einzigen Blick zu verstehen, was los war. Aber auch Kimon hatte offenbar mehr mitbekommen, als er sollte. Er musterte Eleni und runzelte die Stirn.
»Okay! Eine halbe Stunde Pause für alle!«, rief Arjana über die Ebene. Die Leute richteten sich auf, legten ihre Spaten und Schaufeln beiseite und griffen nach ihren Wasserflaschen.
Plötzlich spritzte Wasser über Elenis Kopf. »Ey!« Sie wirbelte herum, zusammen mit Leándra, die ebenfalls nass wurde.Kimon stand neben dem Erdloch, schüttelte lachend seine Wasserflasche und zielte zu ihnen herunter.
»Na warte!« Eleni sprang aus dem Loch. Sie rannte zur Wasserkiste, holte sich ebenfalls eine Flasche und jagte Kimon hinterher. Sie tobten und lachten. Immer wieder schüttelten sie die Flaschen, bis die Kohlensäure verbraucht war und nichts mehr heraussprudelte. Schließlich tranken sie das restliche Wasser und ließen sich erschöpft auf den Boden fallen.
»Warum gehen wir nicht schwimmen?« Kimon sah Eleni an. »Ich kenne einen hübschen Strand auf der anderen Seite der Klippen. Wir müssen nur dort hinten durch die Schlucht.« Er deutete mit dem Arm in die Richtung.
Elenis Herz fing an zu toben. Er sprach von dem Strand, den sie gestern gesehen hatte! Dort hinten musste die Schlucht sein, in der das Mädchen lebte.
Eleni wollte dort hin, lieber jetzt als später, lieber gestern als heute. Aber nicht mit Kimon, und noch weniger mit den anderen Jungen, die ihnen sicher folgen würden.
Sie richtete sich auf, und wischte sich den Staub von den Handflächen.
»Na? Was ist?« Kimon setzte sich neben sie.
Eleni lachte und boxte ihm gegen den Arm. »Was glaubst du, wie lang eine halbe Stunde Pause ist? Die reicht nicht zum Klettern, Wandern und Schwimmen. Ich dachte, du willst Archäologe werden. Da muss man pünktlich sein.«
Kimon grinste verlegen. »Schade, dann eben nicht.« Eleni lächelte zurück. Plötzlich war sie ihm dankbar für seine Wasserattacke. Er hatte sie aus dem Loch herausgelockt, weg von der seltsamen Anziehungskraft und dem dunklen Tempel.Um keinen Preis durfte sie dorthin zurückkehren, jedenfalls nicht, solange so viele Menschen hier waren.
Wenigstens schien Leándra schon mit ihrer Mutter darüber zu reden. Die beiden standen zusammen und sahen hin und wieder zu ihr herüber. Nachdem die Pause vorbei war, kam Arjana zu ihnen und teilte Eleni für eine andere Aufgabe ein.
Als Arjana den Feierabend einläutete und die Archäologen und Hilfskräfte nach Hause gingen, war es nicht ganz einfach, auch die Jungen wieder loszuwerden. Kimon wollte noch immer schwimmen gehen und die anderen stimmten begeistert zu. Auch Leándra hatte nichts dagegen, und als die Jungen von dem einsamen Strand erzählten, war sie Feuer und Flamme. Eleni überlegte hin und her, ob sie nicht einfach mitgehen sollte. Aber sie hatte ein ungutes Gefühl. Der Strand war etwas Besonderes, das Mädchen dort war etwas Besonderes – und wenn sie zum ersten Mal dort hinging, wollte sie nicht, dass die Jungs dabei waren.
In einem günstigen Moment nahm sie Leándra zur Seite und erklärte ihr, weshalb sie nicht mit den anderen zu dem Strand gehen wollte.
Ihre Schwester nickte schließlich. »So was Blödes.« Sie wandte sich mit einem Lächeln an Vasili. »Wir haben was Wichtiges vergessen. Unsere Oma kommt heute Abend auf dem Flughafen in Iraklion an. Wir fahren bald los, um sie abzuholen.«
»Schade.« Vasili hob die Schultern und kurz darauf zogen die Jungen enttäuscht in Richtung Dorf davon. Eleni atmete erleichtert auf.
Oma Greta würde tatsächlich am Abend aus Deutschlandkommen, aber im Grunde war es in Ordnung, wenn nur Arjana zum Flughafen fuhr.
»Lass uns allein zu dem Strand gehen«, flüsterte Eleni.
Leándra sah sie
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