Insel der Rebellen
zuhörte.
»Sehen Sie«, sagte Andy. »Da draußen stehen zwanzig oder fünfundzwanzig Autos, und jedes von ihnen , einschließlich der Nummer 11, hat die Chance, als Erstes durchs Ziel zu gehen.«
»Ja, da haben Sie Recht, Mann«, sagte Brett, nahm einen Schluck von seiner Pepsi und blickte noch niedergeschlagener drein. »Jeder könnte gewinnen. Die Konkurrenz ist so verdammt groß, deshalb ist mein Selbstvertrauen auch im Arsch, seit ich hier als Achtzehnter eingetrudelt bin.«
»An jedem beliebigen Rennwochenende«, fuhr Andy fort, »kann jeder beliebige Fahrer einen taktisch klugen Zug machen und gewinnen, und ich glaube, dass Sie heute Abend am Zug sein werden. Sie können das schaffen, Donny. Sie sind ein Bud-Pole-Gewinner, genau wie Rudd, Labonte, Skinner, Wallace und Earnhardt Junior. Sie haben beim Daytona 500 in der Pole Position gestanden, und beim Bud Shoot Out ebenfalls, richtig? Und vergessen Sie nicht, dass Sie in der Wertung Raybestos Rookie of the Year immer noch in Führung liegen und dass beim Winston Race in Charlotte alle alt ausgesehen haben gegen Sie.«
»Aber Achtzehnter, Mann ...« Brett war einfach nicht zu trösten. »Das ist das Einzige, woran ich denken kann, wenn ich mich heute Abend in meine Kiste setzte. Wenn du Schiss hast, dann fährst du in die Bande und machst Dreher, denn konzentrierst du dich nich und siehst nich, wie die andern fahren.«
»Sie sind doch berühmt für Ihren Instinkt und Ihre Reaktionen«, sagte Andy. »Erinnern Sie sich noch an die Busch Series 1999?«
»Jetzt müssen wir wirklich los«, sagte Hammer mit einer Stimme, die ihre Anspannung verriet. »Wenn wir jetzt nicht gehen, ist es zu spät!«
»Wie könnt ich die vergessen?« Brett schüttelte de n Kopf. »Das war eine meiner besten.«
»Genau«, ermutigte Andy ihn. »Und warum? Weil Sie um jeden Zentimeter der Bahn gekämpft haben. Überall gab's Wracks und Karambolagen. Und was haben Sie gemacht? Als nach dem Unfall von Nummer 40 in der vierten Kurve sieben Runden hinter dem Safety Car gefahren wurden und als Hamilton in der zweiten Kurve Gas gab und Burton und Füller überholte, da waren Sie klug genug, vom Gas auf die Bremse zu gehen, und erst dann sind Sie von hinten gekommen und haben es geschafft.«
»Ja«, sagte Brett. Er hob seinen Kopf und blickte schon sehr viel zuversichtlicher drein. »Das hab ich, verdammt noch mal.«
»Und das ist genau hier passiert«, schloss Andy und klopfte mit dem Finger auf den Tisch. »Das war hier auf der Rennstrecke von Richmond.«
»Ich weiß, ich weiß. So bin ich wohl gestrickt, immer denk ich nur an meine Schwächen«, sagte Brett mit einem verlegenen Grinsen. »Und wissen Sie was? Heute Abend tu ich das mal nicht, und wenn Sie meinen Vogel ausleihen wollen, dann können Sie das gerne machen, solange nur jemand weiß, wie man so ein Ding fliegt.«
»Sie können sich drauf verlassen, dass ich das Baby gut behandeln werde«, erwiderte Andy. »Und wenn Sie heute Abend da draußen sind, dann denken Sie an meine Worte: Sie sind am Zug. Und Sie werden genau wissen, wann.«
»Was zum Teufel hatte das alles zu bedeuten?«, fragte Hammer, als sie in Bretts prächtigem 430, der auf schwarzem Lack seine Startnummer und leuchtend gelbe, lilafarbene und rote Verzierungen trug, in Richtung downtown Richmond flogen. »Ich dachte, Sie hätten noch nie ein Rennen besucht.«
»Hab ich auch nicht, aber manchmal schaue ich sie mir im Fernsehen an und versuche, die Strategien zu verstehen, egal, ob es sich um Rennfahrer, Tennisspieler oder Scharfschützen der Navy handelt«, antwortete Andy über Mikrofon, als er mit 150 Knoten die Interstate 95 überquerte, die, so weit das Auge reichte, aus einer einzigen, kriechenden Autoschlange bestand. »Ich bin froh, dass wir hier oben sind und nicht da unten«, fügte er hinzu.
Barbie Fogg hatte es geschafft, dem Stau der Massen auszuweichen, die zur Rennstrecke wollten. Nicht weil sie besonders raffinierte Nebenstrecken und Abkürzungen kannte, sondern weil etwas vollkommen Unerwartetes passierte, nachdem sie Hooter am Mauthäuschen abgeholt hatte. Barbies Handy hatte geklingelt, und zu ihrer Überraschung und Erleichterung hatte sie die Stimme von Reverend Justice erkannt.
»Wo um Himmels willen stecken Sie?«, fragte Barbie, während Hooter im Beifahrersitz ihre Nägel präsentierte und stolz auf ihre kleinen Acrylflaggen blickte.
»Ich war dienstlich in der Gefängniskapelle«, antwortete der Reverend. »Und mein Auto hat
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