Insel der Rebellen
Privatschulen.«
»Woher weiß die Polizei, wie sein Haus aussieht, wenn niemand seine Adresse kennt?«, fragte Andy.
»Ach, Reedville ist ein kleiner Ort, und jeder weiß, wo die andern wohnen. Und so ein Haus mit Seegrundstück, das sieht doch 'n blinder Krückstock.«
»Mir kam es verdammt verdächtig vor, als er sagte, die Inselbewohner verlangten fünfzigtausend Dollar in bar, die an ein Postfach in Reedville geschickt werden sollten.« Hammer setzte ihr ruheloses Auf und Ab im Zimmer fort. »Außerdem hat er gesagt, sie verlangten die Aufhebung aller Fangquoten.«
»Verstehe«, sagte Andy. »Sie wollen uns zwingen, die Fangbeschränkungen für Krebse aufzuheben.«
Abwesend griff Hammer nach ein paar Aktennotizen auf ihrem Schreibtisch und überflog sie in der Hoffnung, der Gouverneur hätte endlich zurückgerufen. Aber nein. Keine Nachricht, die besagte, dass er versucht hätte, sie zu erreichen. Er schien in keiner Weise zur Kenntnis zu nehmen, dass sie ihn seit Monaten zu sprechen versuchte.
»Offenbar wollen sie, dass wir die Raserfallen entfernen und sie mit NASCAR verschonen. Sie glauben nämlich, wir wollen die Insel in eine Rennstrecke verwandeln«, erklärte Andy.
»Ja, das hab ich auch gehört. Wie kommen sie bloß auf diesen Unsinn?« Ärgerlich hob Hammer die Stimme. »Auf dieser Insel kämen doch nie und nimmer hundertfünfzigtausend Rennsportfans unter. Es gäbe nicht genügend Platz für die Fahrzeuge der Besucher und keine Möglichkeit, die Rennwagen oder die Boxencrews auf die Insel und wieder herunterzubekommen. Ganz zu schweigen davon, dass die Bier- oder Zigarettensponsoren ihre Rennwagen oder Fahrer wie Dale Earnhardt Jr. oder Rusty Wallace wohl kaum auf einer Insel sehen wollten, wo Alkohol und Tabak als Sünde verteufelt würden. Und Tangier liegt kaum über Normalnull, dass heißt, ein bisschen Hochwasser, und die Stock-Cars würden zu U-Booten. Warum zum Teufel haben Sie ihnen eingeredet, NASCAR solle auf die Insel verlegt werden, Andy?«
»Hab ich gar nicht. Ich hab immer von VASCAR geredet, nicht NASCAR, aber diese alte Frau hat die Namen verwechselt; so was soll ja vorkommen.«
»Na, bestimmt werden sie auch noch verlangen, dass wir die Schutzzone für Krebse abschaffen.« Immer noch kreisten ihre Gedanken um den Gouverneur und die Frage, warum er sie so offensichtlich mied. »Sie haben uns nie verziehen, dass wir einen Großteil der Chesapeake Bay für die Fischerei gesperrt haben.«
Eine Hälfte von ihr widmete sich dem Gespräch, während die andere Hälfte die Wut auf den Gouverneur nährte. Sie hatte keinen Zweifel daran, dass er sie regelmäßig anriefe, wäre sie jünger oder ein Mann. »Wir müssen die Schutzzonen aufheben oder umwidmen oder wie immer der juristische Ausdruck dafür lauten mag.«
»Superintendent Hammer?« Windy wehte wieder herein, stürmisch und störend. »Das Erste, was ich heute morgen getan habe, als ich reinkam, war, das Büro des Gouverneurs anzurufen, aber er ist wieder in eine r Besprechung und für niemanden zu sprechen.«
»Schwachsinn«, sagte Hammer und beäugte ein kleines, in braunes Papier gewickeltes Paket, das Windy in der Hand hielt.
»Ist das für mich, und von wem ist es?«
»Ja. Der Absender ist Major Trader. Soll ich es öffnen?«
»Ist es geröntgt worden?«, fragte Hammer.
»Klar. Sie wissen doch: Vorsicht ist wie eine Mutter im Porzellanladen.« Windy riss das Papier auf. »Oh, schauen Sie! Selbst gemachte Schokolade mit einer Karte, auf der steht .« Sie hielt eine kleine Karte hoch und las. »Freundliche Grüße, Gouverneur Crimm.«
»Sehr merkwürdig«, sagte Andy, der genau wusste, dass Crimm seine Polizeichefin weder mit Aufmerksamkeit noch mit Präsenten bedachte. »Ich glaube, die nehme ich besser an mich.«
»Wieso?«, fragte Hammer erstaunt.
»Weil mir das Ganze verdammt verdächtig vorkommt und ich vorhabe, der Sache auf den Grund zu gehen«, sagte Andy.
»Gut, Windy«, entschied Hammer. »Das ist erst mal alles.« Sie bedeutete ihrer Sekretärin, sich ohne ein weiteres Wort zu entfernen. »Rufen Sie das Büro des Gouverneurs an und sehen Sie zu, dass Sie ihn an die verdammte Strippe kriegen.«
Windy sah enttäuscht und unglücklich aus, weil man sie fortschickte. Wäre doch bloß der kleine Hund ihrer Chefin nie verschwunden. Seither war Hammers Laune nicht zum Aushalten. Andy zwinkerte Windy zu, als sie ging, um sie ein wenig aufzumuntern.
»Die Inselbewohner kümmern sich nicht um die Schutzzonen«,
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