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Insel der Schatten

Insel der Schatten

Titel: Insel der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Webb
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Erklärung für all das, was mir in den letzten Tagen passiert ist?«
    »Darauf kann ich dir leider keine Antwort geben.« Will seufzte. »Ich würde auch gern sagen, dass ich das kleine Mädchen kenne, das da letzte Nacht vor deinem Fenster sein Unwesen getrieben hat, oder dass die Kleine auf der ganzen Insel dafür bekannt ist, Unfug zu treiben und Neuankömmlinge zu erschrecken.«
    »Aber das kannst du nicht, nicht wahr?«
    Er schüttelte bedauernd den Kopf. »Nein, Hallie, das kann ich nicht.«
    »Ich weiß ja, es klingt verrückt, aber ich frage mich ständig, ob sie einer der toten Drillinge ist, von denen du mir erzählt hast! Ich habe inzwischen einiges über die Geschichte meiner Familie erfahren, und ich weiß, dass die Kinder hier, auf diesem Anwesen, in einem Schneesturm umkamen. Glaubst du …«
    »Ich habe keine Ahnung, Hallie!«, unterbrach er mich. »Die einzige logische Erklärung, die mir einfällt, lautet, dass deine Fantasie mit dir durchgegangen ist. Wir haben auf der Fahrt zum Restaurant doch über die Drillinge gesprochen. Könnte das nicht der Auslöser gewesen sein? Vielleicht war alles nur ein Traum! Oder kannst du das mit absoluter Sicherheit verneinen?«
    »Nun … nein«, gab ich langsam zu, doch dann fiel mir etwas ein. »Aber ich habe dasselbe Mädchen schon in der Pension gesehen. Bevor wir zu dem Restaurant gefahren sind und bevor ich überhaupt von den Drillingen wusste.«
    Will nickte stumm.
    »Und wie erklärst du dir, dass ich gestern Abend die Fensterläden geschlossen und das Licht und den Fernseher eingeschaltet habe, die Läden aber offen standen und Licht und Fernsehen aus waren, als ich heute Morgen aufgewacht bin?«
    Er lächelte. »Das beweist doch erst recht, dass alles nur ein Traum war, oder?«
    »Das könnte man meinen.« Meine Erregung wuchs. »Nur dass ich die Läden wieder geschlossen und Licht und Fernsehen eingeschaltet vorgefunden habe, als ich wenig später aus der Dusche kam!« Ich sah ihn erwartungsvoll an. Als er jedoch nichts darauf erwiderte, brach ich das Schweigen wieder. »Jetzt glaubst du sicher, ich hätte mir das Ganze eingebildet und überlegst, wie du dich möglichst unauffällig vor der Irren hier in Sicherheit bringen kannst, nicht wahr?«
    Will lachte. »Nein, ganz und gar nicht! Ich überlege vielmehr, was zum Teufel da vor sich geht.«
    »Es gibt doch nur eine Erklärung: Ich habe den Verstand verloren! Oder fällt dir eine andere ein?«
    »Stimmt schon«, grinste er. »Ich schätze, deine lange unterdrückte Schizophrenie flackert gerade wieder auf. Hey, sind dir vielleicht deine Medikamente ausgegangen?«
    Zur Strafe kniff ich ihn unsanft in den Arm. Wir mussten beide lachen, dann meinte er versöhnlich: »Okay, gehen wir einmal davon aus, dass ein echter Geist in deinem Haus herumspukt. Was willst du dann als Nächstes tun?«
    »Das weiß ich auch nicht so genau«, bekannte ich. »Wenn es ein Film wäre, würde ich jetzt schreiend das Kino verlassen.«
    Wir ließen uns beide auf den Rücken zurücksinken und blickten zum Himmel empor, der sich zunehmend grau verfärbte.
    »Wie wird das alles weitergehen?«, fragte Will leise zu den Wolken hinauf.
    Ich seufzte. »Wenn ich das nur wüsste.«

16
    Schon bald begannen riesige Regentropfen auf uns herabzuprasseln. Während wir die Picknickreste hastig in den Korb warfen, hallte bereits Donnergrollen über den Hügel hinweg, und als wir lachend und völlig außer Atem durch die Küchentür stürmten, waren wir nass bis auf die Haut.
    Ehe ich wusste, wie mir geschah, schlang Will die Arme um mich, und ich spürte seinen Mund auf dem meinen. Seine Lippen schmeckten nach Wein und Regen, und einen Moment lang ließ ich mich vom Zauber des Augenblicks davontragen. Doch dann erstarrte irgendetwas in meinem Inneren zu Eis, und ich wollte mich nur noch so schnell wie möglich aus seiner Umarmung befreien.
    Ich stemmte die Hände gegen seine Brust, stieß mich von ihm ab und schüttelte den Kopf. »Nein, Will ….«
    Er sah mich an. Sein Blick umwölkte sich verwirrt. »Hallie …«, begann er.
    »Es tut mir leid«, entschuldigte ich mich lahm, starr zu Boden blickend.
    »Nein, mir tut es leid«, murmelte er. »Ich wollte nicht … weißt du, ich dachte …« Seine Worte hingen unzusammenhängend in der Luft, und ich fing sie nicht auf.
    »Ich gehe jetzt wohl besser«, sagte er mit einem Blick zur Tür. Ohne mich noch einmal anzusehen, verließ er das Haus und trat in den Sturm hinaus.
    Und ich ließ

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