Insel der schwarzen Perlen
Schwiegertochter akzeptiert hatte, nun endgültig den Stab über ihr brechen würde. Doch sie würde ihren Standpunkt ebenfalls deutlich machen, mit erhobenem Haupt und ohne sich zu rechtfertigen.
»Wie gefällt dir der neue Enkelsohn? Moana ist ein hübscher Name für den kräftigen Jungen von Kelii und Okelani, ein Kind von reinem Blut. Deine anderen Enkelkinder: Emma, Gerd, Elisabeth und Thomas tragen deutsche Namen und werden immer auch zur Hälfte Deutsche sein â¦Â«
»Wir wollten das Band zwischen Hawaii und dem Rest der Welt festigen. Unsere Königin hat es uns vorgemacht, mit ihrem amerikanischen Mann. Sie war uns Aliâi damit ein Beispiel ⦠Das ist Liliâuokalani auch heute noch.«
»Donât mix the blood â¦Â«
Elisa sagte es leise, traf damit aber sofort einen Nerv bei ihrer Schwiegermutter. Die sonst stets würdevolle Hawaiianerin fauchte sie wütend an.
»Hawaii braucht jetzt seine alten Götter! Wir brauchen das alte Blut, unsere alte Kraft, seit vielen Jahrhunderten auf unseren Inseln gewachsen. Ja, es ist gut, dass mein jüngstes Enkelkind Moana mit reinem Blut auf die Welt kam!«
Wütend deutete sie auf den HundertfüÃler, der deutlich sichtbar auf dem schmiedeeisernen Tor saÃ, die vielen FüÃe wanden sich um seinen Wurmkörper, als würden sie von einer fremden Kraft bewegt. Das schöne Gesicht der Hawaiianerin war verzerrt von hilflosem Zorn.
»Ich trage den HundertfüÃler in mir! Ich habe mein Volk genau so verraten, wie du deins verraten hast, Elisa Vogel!«
Der blanke Hass war in ihren Augen, und Elisa bereute es bereits, ihre Schwiegermutter provoziert zu haben. Aber vielleicht musste auch endlich einmal ausgesprochen werden, was seit vielen Jahren zwischen ihnen stand.
»Dein Onkel hat meinen Mann umbringen lassen, Elisa! Paul Vogel hat angeordnet, dass der Vater von Kelii und Leilani auf eurer Plantage in eurer Scheune von einem Kutschgespann so lange überrollt wurde, bis sein Körper kaum mehr zu erkennen war. Piet van Ween, der dafür gesorgt hat, dass mein Sohn des schweren Diebstahls angeklagt wurde, weswegen er auch zehn Jahre später noch im Gefängnis sitzt, ist der Stiefvater von Johannes, Leilanis Schwiegervater, der GroÃvater von Thomas und Elisabeth, die er übrigens so gut wie nie sieht ⦠Was also verlangst du von mir? Absolution?«
Nachdem ihre Schwiegermutter das Büro verlassen hatte, starrte Elisa an die Wand. Es war aussichtslos. Sie würde für immer die WeiÃe bleiben, die den Sohn dieser Frau in Schwierigkeiten gebracht hatte, weil sie ihn liebte. Elisa hatte Unheil über den ganzen Klan gebracht, ihre Schuld war untilgbar. Sie musste damit leben.
Auf dem Weg zu Amala und den Kindern beschloss Elisa, sich Johannes nicht anzuvertrauen. Sie würde ihm bei ihrem heutigen Treffen nicht von der Frucht ihrer Leidenschaft erzählen, die wie ein zartes Pflänzchen in ihr heranwuchs, obwohl er sicherlich auÃer sich vor Freude wäre. Johannes liebte Elisa und würde alles für sie und ihre Kinder tun.
Ihre gemeinsame Zeit in dem kleinen Haus auf dem Weg zu dem erloschenen Krater von Diamond Head war von stillem Einverständnis geprägt. In dieser Hütte lebte mit ihnen nur die Leidenschaft, zügellos und gierig und in immer neuen Spielarten. Darin waren sie sich ebenbürtig, Johannes und sie. Je mehr sie sich liebten, desto stärker wurde ihr Hunger. Oft vergaÃen sie sogar zu essen und zu schlafen, so erbarmungslos getrieben waren ihre Körper. Diese Nacht, diese eine Nacht noch würde sie verdrängen, was sie tun musste. Am morgigen Tag würde er für eine Woche nach Lihue aufbrechen, um Leilani und die Kinder zu besuchen. Das gab ihr genug Zeit, um Hokus Kräuter zu nehmen.
Johannes hatte getrunken, als Elisa in der Abenddämmerung endlich an ihrem Liebesnest angekommen war, und er war zornig, sie spürte es sofort. Ihre Abmachung war streng, er hatte ganz zu Anfang ihrer Affäre darauf bestanden, seine Welten klar zu trennen. Trafen sie sich in seinem Kontor in Honolulu oder aber mit den Kindern am Washington Place, durfte man über vieles reden, der Ton war locker und familiär. Mussten sie alleine etwas besprechen, so trafen sie eine Verabredung zum Reden und trafen sich meist im Park, wo sie bei einem Spaziergang bisweilen diskutierten, da Johannes Elisas Meinung schätzte. Doch in
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