Insel der schwarzen Perlen
Vater etwas bedrückte, wusste aber auch, es würde nichts nützen, ihn zu drängen. Doch eine Sorge lag ihr schon länger auf der Seele.
»Mama und du ⦠ist da alles in Ordnung?«
»Alles bestens ⦠ich soll dich schön grüÃen, ich habe gestern mit ihr telefoniert. Sie ist bereits unterwegs zu ihren Tennisferien mit ihren Freundinnen in Ãsterreich, kommt aber nächstes Wochenende wieder. Wenn du es willst, würde sie zur Geburt kommen ⦠sie hat sich einen Flug reserviert.«
»Ach, weiÃt du, Papa, ich glaube, wir bekommen das auch so hin, Keanu und ich. Sollte ich das Baby nicht zu Hause bekommen können, weil Stefan mit meinem Herz nicht zufrieden ist, dann haben wir einen guten Arzt in Lihue gefunden. Aber es ist besser geworden ⦠die letzten Tage war mein Herz ruhiger.«
»Das beruhigt mich ⦠wir haben uns Sorgen gemacht.«
Gemeinsam lieÃen sie ihre Blicke eine Weile über die Bucht schweifen, Maja an Papas Schulter gelehnt, seine Hand mit ihrer verschränkt.
»Schön, dass du hier bist, Papa.«
Er nickte zufrieden. Ãber der Bucht lag an diesem Nachmittag ein diesiger Schleier, der das Meer grau und schwerfällig wirken lieÃ. Das Riff lag im Nebel, der Horizont war verschwommen, die Luft schwül und zäh, ohne die geringste Brise. Dabei hatte es letzte Nacht sehr viel geregnet, was meist am nächsten Morgen schönes Wetter bedeutete. Doch auch der Morgen war trüb gewesen. Aus den tropischen Wäldern der Bucht stiegen immer noch Nebelschwaden auf. Die Erde war trocken und durstig gewesen. Das viele Wasser der letzten Nacht war eine willkommene Abkühlung im Hochsommer.
»Papa, schau! Ein Iwa â¦Â«
Zunächst tauchte der legendäre schwarze Seevogel mit der Flügelspannweite von mehr als zwei Metern aus einer Nebelschwade im Dschungel auf, doch dann kam er näher und näher, bis er direkt über ihnen seine Kreise zog.
Maja war begeistert, denn es war das erste Mal, dass sie hier einen der groÃen Fischräuber gesehen hatte, normalerweise gingen die Fregattvögel in der Nähe des Kilauea Leuchtturmes auf Fang.
»Der Iwa gilt als Götterbote, weiÃt du, aber vor allem ist er als Dieb bekannt. Laut Legende soll er den Göttern das Feuer gestohlen haben, aber man sagt auch, dass der Iwa gerne Herzen stiehlt. Er scheint uns spannend zu finden â¦Â«
Immer noch zog der groÃe Vogel lautlos seine Kreise über ihnen, so nah, dass man seine weiÃe Brust, seinen gebogenen Schnabel und seine neugierig blitzenden Augen gut erkennen konnte. Majas Vater war blass geworden.
»Du hast diesen Vogel noch nie hier gesehen?«
Maja schüttelte ihren Kopf, doch auch sie beschlich ein leicht mulmiges Gefühl. Sie spürte die Unruhe ihres Vaters und konnte sie nicht deuten.
»Für unsere Grillparty ist klarer Himmel vorausgesagt. Ich hab beim Wetterdienst nachgesehen ⦠Aloha, Max!«
Keanu kam aus dem Haus zu ihnen. Die Männer umarmten und begrüÃten sich. Maja sah nach oben in den Himmel, doch der Iwa war verschwunden.
Keanu und Majas Vater brachten das Gepäck nach oben. Als Maja auf der Lanai zu ihnen stieÃ, unterhielten sie sich bei einem Willkommensbier über das Grundstück und den Haifischmann.
»Er hat noch Anspruch auf ein anderes Grundstück hier auf Kauai angemeldet, doch angeblich ist es aussichtslos. Der Mann ist allerdings scheinbar sehr wütend â¦Â«
Mehr sagte Keanu zu dem Thema nicht, auch merkte Maja, wie unwohl er sich dabei fühlte.
»Ja, wir haben uns eine Zeit lang solche Sorgen gemacht, dass ich immer noch mit einer Waffe unter meinem Kopfkissen schlafe ⦠dabei ist es im Haus deutlich sicherer als in unserer kleinen Hütte. Wir haben inzwischen einen Bewegungsmelder und eine Alarmanlage installiert. Stefan hat uns geholfen. Aber jetzt werde ich mich noch sicherer fühlen, ich meine, mit drei starken Männern im Haus â¦Â«
Maja versuchte souverän zu klingen, dennoch war ihr Vater noch besorgter als vorher.
»Der Mann hat auch die Kanzlei in Honolulu ganz verrückt gemacht, deshalb war es wichtig, länger auf Oahu zu bleiben. Ich musste mich persönlich auf die Suche nach einer ⦠einer Mandantin begeben.«
Maja fiel auf, dass Keanu und ihr Vater sich einen schnellen Blick zuwarfen, und wurde neugierig.
»Seit wann hast du eine Mandantin auf Oahu? Ich dachte, es
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