Insel der schwarzen Perlen
geben wollte, flüsterte er in ihr Ohr: »Du hast den Schmerz gewählt ⦠Jetzt nimm ihn auch!«
Ihr Zorn schwoll an wie Feuer, und sie wehrte sich, so gut sie es konnte, doch er hatte sie zu fest im Griff. Seine Beine hatte er zwischen ihre gestellt, ihre Hände hielt er mit festem Griff auf der Tischplatte fest. Ihren Leib fixierte seine schwere Brust. Nur das Betteln blieb ihr übrig, das Bitten um Gnade. Er tat ihr so weh.
Als es vorüber war, weinten sie beide, ohne wirklich zu wissen, warum sie so grenzenlos traurig waren. Dann erzählte er ihr, dass seine Schwiegermutter bei ihm gewesen war und ihm von Elisas Schwangerschaft berichtet hatte, aber auch, dass Elisa dieses Kind nicht wolle, sondern bereits bei Hoku in den Bergen war. Hoku musste Elisa verraten haben, und sie ahnte, warum. Von Anfang an war ihre Lehrerin gegen ihre Verbindung mit Johannes. AuÃerdem war Hokus Bindung an das Königshaus von Hawaii nach wie vor sehr eng.
»Manchmal weià ich nicht mehr, wem ich noch trauen kann.«
Danach schwieg Elisa lange. Beiden war bewusst, dass nichts mehr werden würde, wie es eine Zeit lang zwischen ihnen war. So unbeschwert wie möglich hatten sie sich eine Weile lieben dürfen und dadurch besser ertragen können, was in ihren Familien zerrissen war. Damit war es jetzt vorbei. Wieder einmal würde alles anders werden, das spürte sie.
Es wurde eine schwierige Nacht. Johannes schlief neben ihr ein, aber Elisa war durch seine rücksichtslose Grobheit wund. Sie hatte Schmerzen und fand in der Nacht keine Ruhe. Nach wenigen Stunden erwachte auch er. Seinen Beteuerungen, wie unendlich leid es ihm tat, sie so verletzt zu haben, folgten seine zärtlichen Hände, danach seine salbende Zunge. Wie immer war Johannes voller Leidenschaft, denn er liebte ihren Körper und ihre Fähigkeit der tiefen Hingabe. Losgelöst von der Erdenschwere flog Elisa mit ihm in den Morgenstunden wieder gen Himmel, doch ihre Gedanken waren bei Kelii, so wie die von Johannes wahrscheinlich bei Leilani waren.
Und dennoch liebte sie Johannes.
14. Kapitel
Die Einweihungsfeier, Sommer 2011
Bevor sein Wagen in die StraÃe zur Auffahrt einbog, spürte Maja ihren Vater als Kribbeln auf ihrer Kopfhaut. So war es mit ihr und ihm schon gewesen, solange sie sich zurückerinnern kann. Nicht nur war sie das Nesthäkchen, sondern auch Papas Liebling, zumindest gab er ihr das Gefühl. Ihre Geschwister hatten sie später gerne damit aufgezogen, dass sie so wahnsinnig anhänglich war, aber vielleicht waren sie auch nur neidisch, weil sie immerzu auf seinem Schoà gesessen hatte oder ihm sogar beim Rasenmähen wie ein Hündchen gefolgt war. Wie viele Abende hatte sie mit klopfendem Herzen an der Tür gewartet, bis er endlich aus dem Büro nach Hause kam, und eifersüchtig darüber gewacht, dass ihre Mutter und die Geschwister ihn nicht zu sehr in Beschlag nahmen. Papa gehörte Maja. So war es lange Jahre gewesen.
Das Kribbeln auf ihrer Kopfhaut, kurz bevor sie sich nach all der Zeit endlich sehen und in die Arme nehmen würden, war unverändert da, genau wie ihr freudiges Herzklopfen.
»Meine Maja ⦠du bist ja unglaublich ⦠schwanger.«
So war es, in drei Wochen würde das Kind auf die Welt kommen, sogar das Schwangerschaftskleid, das Ina ihr geschenkt hatte, wurde langsam knapp. »GroÃartig siehst du aus, Spätzchen! Und der Garten, das Haus ⦠wie habt ihr das nur alles geschafft?«
Er strahlte, als er sie zur BegrüÃung behutsam umarmte und ihren Bauch bewunderte. Er versuchte fröhlich und unbeschwert zu klingen, doch Maja fiel auf, dass er trotz cooler Sonnenbrille und braun gebranntem Teint abgespannt aussah. Schon vor Tagen hatte er bei ihr sein wollen, doch in Honolulu waren Dinge geschehen, die seine Anwesenheit vor Ort erfordert hatten.
Maja fragte nach Einzelheiten, während Keanu noch oben im Haus telefonierte. Sie und ihr Vater hatten einen Moment für sich.
»Am Telefon hattest du immer nur kurz Zeit, aber du hast einen weiteren Erbschaftsanspruch erwähnt ⦠Meinst du den Haifischmann?«
Er nickte. Schweigend gingen sie zusammen durch den blühenden Garten bis hin zu ihrer Bank. Auf eine Seite hatte Maja den roten Jasminbusch gepflanzt, auf der anderen einen jungen Hibiskus, den Ina ihr zum Abschied überreicht hatte.
Gemeinsam sahen sie aufs Meer hinaus, und Maja spürte, dass ihren
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