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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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ihrer vielen großen Träume …«
    Johannes verstummte traurig. Das Schattenraster auf dem Teppich war mit der steigenden Sonne im Raum weitergewandert. Der Sessel mit Elisa stand im goldenen Licht der Vormittagssonne. Ihr Haar glänzte, und auf ihren Lippen lag ein friedliches Lächeln. Sie war vor Erschöpfung eingeschlafen. Ihre Beine hatte sie auf dem Sessel untergeschlagen, und ihm fiel erst jetzt auf, dass sie keine Schuhe trug. War sie den ganzen Weg zu ihm barfuß gelaufen?
    Johannes seufzte, als er sie ansah. Wie sehr er sie liebte, aber ebenso sehr fürchtete er sie auch. Eine engere Bindung zu Elisa konnte sein Leben ruinieren. Der Gouverneur hatte Johannes nicht nur Anteile an den Geschäften in Kalifornien übertragen, sondern hatte ihn auch kürzlich zu seinem einzigen unmittelbaren Stellvertreter ernannt. Mit der uneingeschränkten Prokura war Johannes in der Allianz erheblich aufgerückt. Sollte er all das riskieren, indem er sich für Kelii einsetzte? Nach elf Jahren Gefängnis wegen schweren Diebstahls war sein ehemaliger bester Freund in den Augen der meisten nur noch ein verkommener Krimineller.
    Doch Kelii war auch der Onkel von Thomas und Elisabeth. In den langen Nächten ihrer Krankheit hatte er mit seiner Frau darüber geredet. Aus Leilani sprach vor allem die besorgte Schwester. Sie fürchtete um Keliis Leben. Aber auch um Elisa hatte sie stets Angst. Ob er Elisa bitten sollte, seine Frau noch einmal zu besuchen? Er wagte es nicht, aus Angst, die Wahrheit über seine verrückte Liebe würde ans Licht kommen. Wie könnte er dann noch Leilanis Hand halten. Er hatte ihr versprochen, in ihrer Todesstunde bei ihr zu sein.
    Â»Johannes?«
    Elisa war aufgewacht und streckte ihm ihre Hände entgegen. »Wir haben uns noch gar nicht geküsst …«
    Ihre Augen bohrten sich in seine. Als er sie aus dem Sessel zu sich hochzog und sie auf nackten Füßen vor ihm stand, spürte er, wie sie zitterte.
    Â»Wovor hast du Angst, Liebste …?«
    Â»Ich weiß es nicht … manchmal einfach vor allem. Du nicht? Hast du gar keine Angst?«
    Johannes schüttelte den Kopf. Aber während er sich darum bemühte, die richtigen Worte zu finden, um Elisa zu beruhigen, betörte ihn ihr Duft. Er konnte nichts dagegen tun, sein Körper reagierte heftig auf sie. Sie trug keins der teuren Parfums, die die Frauen in Honolulu sich bisweilen aus Frankreich kommen ließen. Heute roch sie nicht einmal frisch gewaschen, sondern irgendwie animalisch und erdig und ein wenig wie das Meer am Morgen, wenn es stürmte.
    Â»Was machst du nur mit mir …«
    Sie hatte sich auf die Zehenspitzen gestellt und begonnen, ihn zart zu küssen, seine Augenlider, seine Wangen, sogar seine Ohren.
    Â»Ich küsse unsere Sorgen weg …«
    Er versuchte seinen Intellekt einzuschalten, um Herr über seine Gefühle zu werden. Er schämte sich seiner Lust, denn er konnte nicht anders, als sich vorzustellen, wie seine Hände sich den Weg zwischen ihre Schenkel bahnen würden. Als könnte sie seine Gedanken lesen, nahm sie seine Hände sanft in ihre und flüsterte in sein Ohr. »Komm heute Abend in unser Liebesnest … bei Sonnenuntergang bin ich dort.«
    Einen Tag später war das Urteil des Doktors endgültig. Nicht nur Okelani und der kleine Moana, sondern auch Kelii war in der höchsten Quarantänestufe. Sie wurden daher für immer aus Oahu verbannt. Amala war fassungslos.
    Â»Dein Kelii und meine Okelani müssen mit ihrem Baby in das schwarze Boot … sie müssen für immer nach Molokai!«
    Heftig wiegte sich Amala in dem Korbstuhl hin und her, als sie spätnachts mit Elisa auf ihrer Lanai saß, während die Kinder oben friedlich schliefen. Sie schaukelte hin und her, als könnte die Bewegung ihren Schmerz lindern, doch auch Elisa fand kein einziges tröstendes Wort. Die Diagnose bedeutete ein Todesurteil, wenn auch bisweilen erst nach vielen Jahren. Amalas Stimme war leise, denn sie wollte keineswegs die Kinder aufwecken, und noch hatten Gerd und Emma keine Ahnung. Sie war verzweifelt.
    Â»Mai Pake ist eine große Schande … vielleicht sollte ich Okelani Gift bringen. Besser tot, als in Kalaupapa wie ein Tier zu verrecken. Auch für Kelii wäre es besser, er springt von den Klippen oder schlitzt sich die Adern auf … Mai Pake ist schlimmer als jede andere Todesart … Und der

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