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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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bestätigte das.
    Â»Es ist der Zorn unserer Götter. Sie haben uns denjenigen überlassen, die dem Einen folgen, dessen Name auch ich nicht mehr nennen will. Angeblich kennt dieser Eine der Weißen vor allem Barmherzigkeit und Gnade, doch ich sehe um mich herum nur rücksichtslose Gier. Pass auf, Elisa, falle nicht auf sie herein. Glaube keine Sekunde an ihre falschen Versprechungen. Der Weiße geht den Weg der Vernichtung, und er wird viele Leichtgläubige mit sich reißen …«
    Drei Tage und drei Nächte hatte Elisa bei Hoku verbracht. Sie hatte gefastet, mit ihrer Lehrerin zu den Göttern gebetet und sich von alldem gereinigt, was Hoku haole mana nannte, die Energie der Seelenlosen. Damit meinte Hoku vor allem Johannes. Obwohl Elisa mit ihm einen Kahuna-Jungen gezeugt hatte und ihn verteidigte, hielt Hoku dagegen. Einmal behauptete sie sogar, Johannes sei der Grund, warum Kelii auf Molokai sterben würde.
    Â»Weil er dir deine Energie raubt, dieser weiße Blutsauger ohne Rückgrat. Immerhin arbeitet er für den Verbrecher Gouverneur Janson … hast du keinen Stolz, Kind?«
    Elisa lebte in zwei Welten, und nur in einer von beiden ließ sie Hokus Meinung gelten. Eines Tages reichte es Hoku, und sie schlug ein Ritual vor, um zu klären, wie es für Elisa als Kahuna weitergehen konnte, wenn sie mit einem Weißen schlief.
    Â»Du kannst keine gute Christin sein und gleichzeitig als Kahuna von den dunklen Kräften unserer Götter profitieren. Der Pfau soll über deinen weiteren Weg entscheiden …«
    Als sie in den Abendstunden von Hoku die Tausend-Nebel-Pflanze verabreicht bekam, hatte sie den Tag über gefastet und gebetet. Klarheit wünschte sie sich, zum einen über ihren eigenen Weg als Kahuna, aber auch für ihre Zukunft mit Kelii. Er war nach wie vor fest in ihrem Herzen verankert. Sie spürte ihn in den Bergen bei Hoku stärker als unten im Tal in Honolulu in ihrem Familienhaus oder gar in ihrem Liebesnest mit Johannes. Hoku sah sie prüfend an.
    Â»Du glaubst nicht im Ernst, dass Kelii dich freigegeben hat, oder? Jedes Mal, wenn du das Bett mit Johannes teilst, erscheint er in meinen Träumen. Dann spuckt er vor Wut Feuer! Kelii ist immer dabei, ihr seid eine Haut, bitte vergiss das nie … Johannes van Ween mag dir vorjammern, er hätte keine andere Wahl, als der Erfüllungsgehilfe des Schlächters Janson zu sein, doch jeder Mensch hat eine Wahl. Auch du hast eine Wahl …«
    Hokus Worte verschwammen zu einem Brei aus rauen Tönen, während Elisa ins Land der Nebel hinüberglitt. Sie war sich nicht sicher, was genau sie suchte und ob sie es in der Zukunft finden würde, doch sie stellte sich Majas Gesicht vor. Kurz darauf war sie in der Höhle hinter dem Wasserfall, in der sie sich mit Kelii vor vielen Jahren zum ersten Mal geliebt hatte. Jetzt saßen hier zwei Frauen eng zusammen. Die hochschwangere Maja erkannte sie sofort und wusste, sie war in der Zukunft angekommen. Aber wer war die alte Hawaiianerin mit dem kurzen Bürstenschnitt und den japanisch aussehenden Augen? Etwas an ihr kam ihr bekannt vor. Die Tausend-Nebel-Pflanze ließ Bilder ihrer eigenen Zukunft vor Elisa entstehen, und eine Welle von plötzlich aufbrandendem Schmerz durchflutete sie.
    Elisa erkannte in Sabji jetzt das kleine Mädchen, dem sie in ferner Zukunft ans Licht der Welt helfen würde. An diesem Tag, an dem sich die Bucht von Pearl Harbor in ein brennendes Höllenmeer verwandeln würde, würde ein Teil ihrer Welt für immer zerbrechen. Dieses kleine Mädchen Sabji, das Elisa vor dem Tod retten konnte, würde wie ein Pflaster für eine Wunde sein, die zu groß war, um in einem einzigen Leben heilen zu können. Elisa begriff durch die Vision, die die Pflanze ihr schenkte, dass jeder Lebensfaden, den sie begonnen hatte, sich in einer fernen Zukunft zu einem fein gesponnenen Teppich weben würde. Ihre Nebelfreundin Maja würde zusammenfügen, was Elisa nicht vollenden konnte. Sie sah mit Zufriedenheit, dass diese beiden Silberfäden ihrer Lichtgebete der Vergangenheit sich in der Zukunft finden würden. Nichts war umsonst gewesen. Das Land würde eines Tages wieder heilen.
    Elisa beobachtete, wie die junge Schwangere der Alten behutsam über die Tätowierung der Hibiskusblüte strich. Dann wurde Elisa durch die rote Hautblüte auf Sabjis Arm in einen Sog aus ochsenblutfarbenem Blut in

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