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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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hinter dem Wasservorhang inne. Man hatte Maja auf dem Felsen entdeckt.
    Der Gecko hatte genug von ihr und glitt zurück in sein Versteck. Maja saß reglos. Es war nicht das erste Mal, dass sie beobachtet wurde, seit sie auf Kauai lebte, das wusste sie. Immer wieder hatte es Zeichen von geheimnisvollen Besuchern an ihrer Baustelle gegeben, einmal lag dort eine Muschelkette, an einem anderen Tag eine einzelne rote Hibiskusblüte. Vielleicht gab es in den Bergen doch noch die Menehune, das legendäre Zwergenvolk?
    Dann teilte sich der Wasservorhang. Sabji war bis auf einen Lendenschurz nackt, winkte Maja mit schüchternem Lächeln zu sich und bedeutete ihr noch mit weiteren Gesten, zum Wasserfall zu kommen. Seltsamerweise hatte Maja nicht die geringste Angst. Sie freute sich, dass Sabji nichts geschehen war, denn inzwischen galt sie als vermisst. Pessimistische Stimmen vermuteten gar, sie hätte sich draußen am Riff das Leben genommen, um nicht erneut ins Gefängnis zu müssen.
    Kurz darauf verschlang Sabji hungrig Majas Banane. Danach lud sie sie mit Gesten in ihre Höhle hinter dem Wasservorhang ein. Man konnte an der Seite hineingehen, ohne allzu nass zu werden. Die Höhle war um einiges größer, als man es von draußen sah, und im hinteren Teil ein wenig ansteigend. Auf dem kleinen Plateau war eine Feuerstelle, weiter oben im Felsen ließ ein Spalt ein wenig Sonnenlicht hinein. Augenscheinlich hatte Sabji bereits Besuch gehabt. Sowohl ein Schlafsack als auch andere Utensilien hatten den Weg in ihr Versteck gefunden. Einen ihrer Schätze wollte Sabji Maja jetzt zeigen. Aus ihrem schmalen Geldbeutel zog sie ein altes kleines Foto, nicht größer als ein Passbild. Darauf lächelte eine hübsche junge Hawaiianerin in den Armen eines Mannes glücklich in den Fotoautomaten. Maja erkannte den Mann auf dem Foto auf der Stelle. Es war der sehr viel jüngere Max, ihr Vater. Sabji deutete auf die junge Frau, dann auf sich, genauer gesagt auf die tätowierte Hibiskusblüte auf ihrem Oberarm. Unter der Blüte stand das Wort: Tutu.

17. Kapitel
Molokai, 1912
    Erst vor drei Tagen war Elisa nach ihrem Besuch in den Bergen mutlos und unglücklich nach Honolulu zurückgekehrt. Johannes hatte sie nicht sehen wollen, da sie noch viel zu wütend wegen der zunehmenden Repressalien der weißen Plantagenbesitzer war. Für ihre Freunde Nalani und Makaio brach ihr Lebenstraum zusammen. Nicht nur zwang man sie, ihre Ananasfelder Stück für Stück zu verkaufen, indem man in Honolulu ständig neue Steuern erfand, sondern auch andere Boshaftigkeiten machten ihren Freunden das Leben zur Hölle. Sie waren inzwischen kurz davor, ihren Traum von der eigenen Ananasplantage ganz aufzugeben. Vor allem für ihre Söhne, die immer stärker in den politischen Strudel einer Rebellion gezogen wurden, war es auf Dauer gefährlich, in den Bergen bei ihren Eltern zu bleiben. Nalani und Makaio waren völlig verzweifelt gewesen und sahen kaum noch Hoffnung für eine friedliche Zukunft. Zusätzlich wurden jetzt bei ihren wenigen Arbeitern fast täglich die gefürchteten Seuchenkontrollen durchgeführt. Keine Schikane ließen ihre mächtigen Nachbarn mehr aus, obwohl Dole ohnehin den Ananasmarkt dominierte. Doch der junge James Dole wollte das ganze Land besitzen, seit Dole eine neue Ananasfabrik in Honolulu eröffnet hatte.
    Frieden zwischen Einwanderern und Urbevölkerung zu halten, war lange Zeit das Ziel der Hawaiianer gewesen, doch wie viel sollten die Ali’i noch hinnehmen? Verarmt und verzweifelt waren Elisas Freunde bereits, aber vor allem befürchteten sie am Ende genau wie Kelii aus fadenscheinigem Grund verbannt und auf die Leprainsel abtransportiert zu werden.
    Â»Traust du ihnen … meinst du, Kelii und Okelani haben sich tatsächlich mit Mai Pake angesteckt?«
    Makaio hatte zu viel gesehen. Nicht einmal der Tod des Säuglings, Keliis und Okelanis Sohn, war für ihn ein Beweis.
    Â»So ein Kind kann auch ersticken, das passiert …«
    Allein diese Vorstellung war für Elisa grauenerregend, doch die Geschichten, die in den Bergen kursierten, waren in der Tat schockierend. Immer wieder verschwanden Menschen oder aber wurden tot aufgefunden, vor allem junge Frauen. Es schien ihr, als fegte eine dunkle Sturmfront aus Hass über die Hauptstadtinsel, um noch die letzten Ali’i in die Weite des Pazifiks zu schleudern. Hoku

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