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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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hören.
    Â»Jetzt ist sie bald wieder ganz gesund. Gott sei Dank!«
    Amalas Lächeln erstarb. Wenn Elisa das Wort Gott in den Mund nahm, zuckte sie stets zusammen. Der Gott der Weißen war nicht der Gott der Hawaiianer, zumindest wollte Amala nichts mit ihm zu tun haben. Der haole-Gott mischte sich nicht gut mit ihrer temperamentvollen Pele. Sie war es, die Amala in vielen spirituellen Fragen konsultierte.
    Â»Don’t mix the gods …«
    Elisa lachte, als sie die flüsternd gesprochenen Worte ihrer Freundin hörte.
    Â»Dann eben Pele sei Dank für Ulanis Genesung!«
    Â»Gesund ist Ulani noch nicht«, verbesserte Amala. »Sie wird aber bald gesund sein … ihr Atem riecht wieder mehr nach haole, nicht mehr so faulig krank.«
    Â»Das haben wir nur deiner Pele zu verdanken!«
    Gerne zog sie Amala ab und zu mit ihrem Glauben auf. Auch wollte sie der Ankunft der Polizisten ein wenig Gewicht und Schwere nehmen und hoffte, die Freundin würde mitmachen. Aber Amala schüttelte ernst ihren Kopf.
    Â»Es nützt nichts, wenn wir jetzt noch heiter sind. Sie kommen und machen alles kaputt. Noch nie hat ein Unformierter unserem Dorf eine gute Nachricht gebracht … Und vielleicht kommen sie wegen dir noch öfter und schikanieren uns!«
    Elisa sah sie entsetzt an.
    Â»Das glaubst du wirklich, nicht wahr?« Ihre Stimme war zögerlich und unsicher. »Du denkst, ich habe Unglück über das Dorf gebracht.«
    Â»Unsinn …«
    Â»Sei ehrlich! Dir wäre es lieber, wenn ich wieder gehen würde, wenn Kelii eine Frau aus eurem Dorf heiraten würde und mit ihr Kinder bekäme …«
    Amala schwieg und sah zu Boden. Das ungute Gefühl in ihren Eingeweiden verstärkte sich immer mehr. Ulani war schon eine Herausforderung, weil sie ein Kind mit schlechtem Blut war. Und bald würde Elisas Mischlingskind mit ihrer Hilfe auf die Welt kommen. Unnatürlich groß war Elisas Bauch in Amalas Augen. Insgeheim fürchtete sie, das Kind könnte missgebildet sein. Bei den Untersuchungen waren die Bewegungen des Kindes ungewöhnlich lebhaft, und Amala wusste diese Zeichen zu deuten. Seit Jahrzehnten war sie Geburtshelferin im Dorf. Ihrer Meinung nach stand Elisa die Geburt eines Großkopfes bevor. Amala sah in diesen Kindern eine Botschaft der Göttin Pele. Kinder mit Wasserkopf wurden bisher nur selten geboren und lebten nie lange. Immer bedeuteten sie ein schlechtes Omen für ein Dorf. Als Amala jung war, hatte eine Tutu, die schon lange keinen eigenen Mann mehr hatte, so ein Kind zur Welt gebracht. Amala lernte damals noch die Heilkunde der Frauen. Sie musste das Kind zum Sterben auf den großen Felsen bringen. Als es wimmerte, sang sie ihm schöne Lieder bis zum letzten Atemzug. Seitdem nannte sie diese Kinder Pele-Kinder. Nur drei hatte sie in ihren Jahren als Hebamme ins Reich der Feuergöttin begleitet. In ihren Augen war es ein Akt der Gnade, denn diese Kinder lebten auch bei optimaler Pflege ihrer beschämten Mütter oft nur wenige triste Monate.
    Amala sah ihre Freundin zaghaft von der Seite an. Sollte sie mit Elisa über ihre Befürchtung reden? Noch bestand die Möglichkeit, in einem anderen Dorf zu gebären, sodass Kelii nichts mitbekam. Für Männer war es auch schwer, wenn ein Kind missgebildet war. Manche Kahuna verhängten danach über einen Mann schwere Strafen, weil sie bei Missbildungen davon ausgingen, dass gewisse Tabus gebrochen wurden. Und wenn die Frauen die missgebildeten Kinder am Leben erhalten wollten, war die Liebe gefährdet. Oft blieben in dieser Zeit die Männer der Hütte fern, manchmal kamen sie nie wieder. Warum also einer Mutter so ein Leid zumuten, wenn sie diese Kinder gleich ihrer verehrten Göttin Pele schenken konnte?
    Je mehr sie darüber nachdachte, desto schwerer wog ihr Herz bei dem Anblick von Elisas gewölbtem Leib, den sie von unten stützte, während sie sich mit den Tutus unterhielt.
    Â»Wo bleibt ihr, ihr Polizisten?«
    Eli schrie seine Worte übermütig ins Tal, der Hall wurde von den Felsen zurückgeworfen. Alle mussten lachen, dann aber schalt Elisa ihren Sohn.
    Â»Warum schreist du so?«
    Â»Weil sie nicht mehr da sind, Ma! Sie wollten nicht zu uns, sondern sind weiter nach oben gelaufen, zu dem Versammlungsfelsen, wo Pa ist.«
    Elisa erschrak. Daran hatte sie noch gar nicht gedacht. Vielleicht wollten sie zu Kelii?
    Kurz lehnte sie sich an

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