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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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vielleicht durch die abgelegene Lage auf dem Felsplateau bislang wie durch ein Wunder von seinen Kontrollbesuchen verschont geblieben, doch damit schien es jetzt vorbei zu sein.
    Â»Mai Pake … er kommt wegen Mai Pake!«
    Wie ein Lauffeuer ging die Neuigkeit durch die Wartenden. Einiges hatten auch die anderen Tutus von den Kontrollbesuchen des Doktors gehört. Es gab Berichte von Säuberungsaktionen, angeblich um den Ausbruch einer Seuche zu verhindern, in denen ganze Hütten abgebrannt werden mussten. Aber auch Körper waren nicht verschont worden. Es gab Schnitte in die Haut, Stiche mit Nadeln und eine brennende Flüssigkeit, die danach in die entstandenen Wunden geschüttet wurde. All das hatte der Doktor in der Vergangenheit schon einmal befohlen.
    Â»Mai Pake …«
    Amala flüsterte das Wort fast unhörbar. Aber sie wusste jetzt, was ihnen bevorstand. Bevor der Abend zur Nacht wurde, würden die Männer in jede einzelne Hütte gehen, um nach Kranken zu suchen.
    Elisa stand mit Amalas Hilfe auf und richtete ihre Haare so gut es ging, indem sie die Strähnen in einem geflochtenen Zopf zusammenband. Dabei redete sie hastig auf Amala ein.
    Â»Es hat mehrere Fälle von Lepra auf Kauai gegeben, aber bis jetzt war nie von einer Seuche die Rede … Dazu waren es nicht genug Kranke.«
    Â»Und die Chinesen, die neuen Chinesen? Die sind doch alle krank! Ein ganzes Boot voll haben sie hier einfach wieder an Land gelassen … die Männer treiben sich hier in den Bergen rum auf der Suche nach Essen und Mädchen!«
    Amala zischte ihre Worte voller Verachtung und Hass heraus. Schon seit der Ankunft des letzten Chinesenboots im Hafen von Lihue vor einigen Wochen konnte sich die gefürchtete Krankheit unter den Arbeitern auf der Plantage von Gerit Janson ausgebreitet haben, das wusste auch Elisa. Doch bisher waren es lediglich Gerüchte. Amala wurde zusehends wütender.
    Â»Diese gelben Ratten haben das Unheil mitgebracht. Das weiß ich von meinem Freund Maleko. Mit seiner Ukulele hat er im Hafen gespielt. Vor seinen Augen haben sie Gelbe ins Todesboot getrieben, du weißt schon, den schwimmenden Sarg …«
    Elisa hielt vor Schreck den Atem an. Das Erscheinen des Doktors musste mit der Ausbreitung der Seuche zu tun haben. Zwar lag die Hauptstadt Lihue am anderen Ende der Insel, aber vielleicht hatte es jetzt auf der Plantage erste Fälle gegeben. Nicht auszudenken, wenn hier im Dorf die Seuche ausbrechen würde!
    Â»Wenn sie wirklich deshalb gekommen sind, was machen wir dann mit Ulani?«
    Amala schwieg betroffen. Genau wie Elisa wusste sie, dass vor allem Kinder sich leicht mit Mai Pake ansteckten, vor allem, wenn ihre Widerstandskraft geschwächt war. Elisa fuhr fort.
    Â»Ich habe die Kinder noch nicht ordnungsgemäß angemeldet, und Ulani ist ein auffallend liebliches Mädchen …«
    Auch Amalas Blick hatte sich verfinstert.
    Â»Weißt du, was sie mit jungen Seuchenkranken machen?«
    Â»Alle müssen auf das Boot«, antwortete Elisa so gefasst wie möglich. »Ich weiß nicht, wo die Kinder hinkommen, aber alle Infizierten müssen in Quarantäne.«
    Sie kannte grauenhafte Geschichten. Von Honolulu aus stachen die mit Lepra Infizierten mit einem besonderen Boot bei Morgengrauen in See. Schwarz angestrichen hatte der ehemalige Lastenkahn keine Fenster, sondern nur eine einzige große Öffnung, die von außen verriegelt wurde, wenn der letzte Kranke in Gewahrsam war. Nur ein kleines Bündel Habseligkeiten durfte jeder mitnehmen, der Rest wurde verbrannt, ebenso wie alle Kleider. In Kutten gingen die oft verzweifelt Weinenden an Bord, manche auf Krücken, andere wurden in Kisten getragen. So ein Boot, das seit einiger Zeit ausschließlich den zum Tode Verdammten zur Verfügung stand, stach seit Neustem auch von Lihue aus in See.
    Höllenfahrer, Knochenknechte, Todesfinger und weiße Unglücksflecken lauteten nur einige der unheilschwangeren Namen, die den Leprakranken von den gesunden Inseleinwohnern gegeben wurden. Man sprach nur im Flüsterton von denjenigen, die das tödliche Los getroffen hatte. Niemand wusste bisher genau, was mit ihnen geschah. Sie wurden abtransportiert, kamen für immer weg von ihren Familien und durften nur das Notwendigste mitnehmen.
    Angeblich wurde auf der Insel Molokai eine medizinische Isolierstation auf der Landzunge Kalaupapa eingerichtet. Ärzte wollten aus

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