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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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Weg, das vor ihr lag, war besonders steil. Würde sie Johannes auch als Freund verlieren? Das war der Gedanke, der ihr am meisten Angst machte.
    Mitten im Tumult ihrer Gefühle fühlte sie schützende Schwingen, wie so oft in letzter Zeit. Kelii zeigte seit Okelanis Tod wieder Interesse an Elisas täglichem Leben. Sie sah den Iwa erst als fernen Punkt auf der anderen Kraterseite, doch seine Flügel trugen ihn rasch zu ihr. Er ließ sich oberhalb von ihr nieder, hüpfte eine Weile auf dem Felsen auf und ab und sah sie fragend an.
    Vielleicht war die Zeit für Elisa gekommen, sich erneut zu dem Mann zu bekennen, den sie wahrhaft liebte, selbst wenn er inzwischen ein Verbannter und Aussätziger war. Auch wenn Kelii eine andere Frau geheiratet hatte, so liebte sie ihn nach wie vor mit unverminderter Kraft. Doch ihr Leben mit Kelii auf Kalaupapa in der Leprakolonie konnte sie sich nach ihrem ersten Besuch dort nur noch schwer vorstellen. Sie hätte es verkraftet, mit ihren Zwillingen nur noch zeitweilig zusammenzuleben, um bei Kelii zu sein. Doch jetzt lebte die kleine Hokulele bei ihr.
    Der Iwa sah sie unverwandt an. Was war seine Botschaft? Versuchte Kelii, ihr zu vermitteln, es sei endgültig vorbei mit ihrer Pfauenzeit bei den Weißen? Seit den Jahren, in denen Elisa Janson gedient hatte und Victoria in ihr Herz schließen durfte, hatte die Welt der Weißen viel Raum eingenommen. Vielleicht hätte Johannes sie früher oder später gefragt, ob sie seine Frau werden wollte, wenn Elisa es darauf angelegt hätte. Sie wäre dann die zweite Frau van Ween geworden und hätte in dem gesellschaftlichen Leben in Honolulu eine kleine Rolle gespielt. Trotz ihrer Wut auf die Überheblichkeit und Arroganz der Weißen hätte sie Johannes zuliebe so gut mittanzen und mitlachen müssen, wie sie es eben konnte. Doch wie sollte das auf Dauer gut gehen? Eines Tages, wenn wieder Ananasrebellen in den Bergen gejagt und exekutiert wurden, weil man ihnen das Land rauben wollte, hätte Elisa rebelliert oder aber sich an der Seite von Johannes selber gehasst.
    Mit einem leisen Schrei, der eher wie das Wehklagen eines Kindes als der Ruf eines Vogels klang, erhob sich der Iwa neben ihr, breitete seine Schwingen aus und flog zurück in Richtung Meer. Auch Elisa machte sich auf den Weg. Sie musste schon sehr bald eine Entscheidung treffen.
    Stunden früher als geplant kam Elisa zurück in ihre Küche und stellte vor Amala und den Kindern, die zum Nachmittagstee versammelt waren, ihren Korb mit den Leckereien für Johannes auf den Tisch.
    Â»Hier, das könnt ihr auch noch aufessen …«
    Nachdem Emma und Gerd ihre Mutter begrüßt hatten und sie gemeinsam mit Amala den Tee getrunken und genug geplaudert hatten, nahmen Gerd und Emma das Baby mit nach draußen. Sie wollten in die neue Hängematte im Garten, die Eli zwischen zwei enormen Banyanbäumen aufgespannt hatte. Amala sah Elisa prüfend an. »Du siehst aus, als hätte dir gerade jemand die Wäsche von der Leine geklaut … Was ist los?«
    Elisa erzählte der Freundin alles, auch von dem Iwa, den sie so oft um sich spürte, seit sie Molokai mit dem Schiff verlassen hatten.
    Â»Heute kam der Iwa sogar wirklich. Er setzte sich am Kraterrand zu mir, nachdem ich Johannes und Ulani in der Hütte gesehen habe … Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, aber auch nicht, wen ich noch um Rat fragen könnte …«
    Amala war zunächst aufgebracht über Ulanis Verhalten.
    Â»Haben wir deshalb so viel Geld in ihre Schulbildung gesteckt? Wie viele Perlen hast du für das undankbare Ding in Geld umgetauscht, damit es einen Beruf erlernen konnte? Und jetzt tanzt Ulani dir auf der Nase herum! Aber du könntest ihr die Suppe versalzen. Johannes und du, ihr habt die viel tiefere Beziehung …«
    Â»Ja, wir sind durch einiges gemeinsam hindurchgegangen, und Johannes liebt mich wohl auch irgendwie …«
    Â»Pah! Weiße Männer und lieben … sie stecken nur ihr Ding in eine Frau, weil es sie juckt … Ein weißer Mann kann keine Frau wirklich lieben, wenn du mich fragst, weil er nur in den Körper einer Frau eindringen will.«
    Â»Ach ja? Und was ist mit den hawaiischen Männern? Was ist eigentlich mit deinem Mann passiert … hat er dich nicht auch wegen einer Jüngeren verlassen?«
    Amala lächelte Elisa mitleidig an, wie sie es bisweilen tat, wenn

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