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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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die Deutsche etwas so gar nicht verstehen konnte.
    Â»Durchdringen … das ist es, was ein guter hawaiischer Mann mit einer Frau macht, der er sein Versprechen gegeben hat. Er muss eins mit ihrer Seele werden, er bemüht sich, eine Haut mit ihrer Haut zu werden. Manchmal gelingt es einem Paar, ein einziges ha zu werden, aber das erfordert viel Hingabe und funktioniert oft nicht für immer. Sind eine Frau und ein Mann bei uns fertig miteinander, weil sie sich alles gegeben haben, darf jeder von ihnen weiterziehen … Mein Mann hat mir schon vor langer Zeit alles gegeben, was er in seinem Herzen hatte. Er war ein guter Mann. Und als es pau, also zu Ende war, konnten wir beide glücklich und stolz sein. Aber du, hast du deinem Kelii schon alles gegeben? Seid ihr pau? Und wenn, dann schicke ihm seinen Iwa einfach zurück … du weißt doch, wie es geht! Und dann versuche du dein Glück mit deinem haole-Mann … aber komm nicht zu mir zum Jammern!«
    Amala schob quietschend ihren Stuhl zurück und wollte das Teegeschirr vom Tisch räumen, als Elisa sie an ihrer Schürze wieder auf ihren Stuhl zog.
    Â»Warum seid ihr so voreingenommen? Du und auch Hoku, ihr verurteilt mich beide für meine Liebe zu Johannes, obwohl Kelii sogar eine andere Frau geheiratet hat!«
    Â»Ich verurteile dich nicht, sondern ich rate dir ab, weil ich dich gernhabe. Hoku und ich gönnen dir einen echten Mann, einen unserer besten Männer, der überdies seit vielen Jahren für seine Liebe zu dir durch die Hölle geht …«
    Â»Er ist krank … und er ist ein Verbannter.«
    Â»Na und? Unternimm etwas dagegen …«
    Der entscheidende Impuls kam einen Abend später, als Eli aufgeregt nach Hause kam. Er war verdreckt, teilweise blutig, aber vor allem verzweifelt. Seine drei Brüder, die Söhne von Nalani und Makaio, aber auch Ulanis Brüder waren bei einem erneuten Aufstand gefangen genommen worden. Es hatte bei einer Schießerei Tote gegeben, unter ihnen zwei weiße Soldaten, und Eli hatte gerade noch fliehen können.
    Â»Sie werden jetzt bald ein Exempel statuieren, Ma, ich weiß es … Dann werden sie einen von uns oder sogar mehrere öffentlich erschießen … Du musst uns helfen!«
    In dieser Nacht klopfte Elisa an Johannes’ Kontor, da sie ihn zu Hause nicht angetroffen hatte. Es brannte Licht, er saß über seiner Geschäftskorrespondenz, wie sie durch ein Fenster sehen konnte.
    Er öffnete die Tür. Mehrere Monate hatten sie sich nicht gesehen, und in spontaner Freude schloss er sie in seine Arme. Die Wärme seines Wesens, die Elisa schon immer angezogen hatte, wetteiferte mit seinem aufrichtigen Lächeln. So standen sie eng umschlungen, obwohl Elisa wusste, dass nichts mehr wie früher sein würde. Aber noch wollte sie nicht reden, sondern in seinen Armen noch einmal die vertraute Geborgenheit genießen, zumindest für eine trügerische Weile. Johannes sprach als Erster.
    Â»Du hast mich versetzt! Dabei muss ich dir ganz dringend etwas zeigen. Bitte setz dich!«
    Er führte sie an seinen Schreibtisch, und sie setzte sich in seinen Lederstuhl, während er aus einem Ordner einen Brief holte und ihn ihr zum Lesen hinlegte.
    Lieber Johannes,
    ich schreibe Dir diese Zeilen, um Dir mitzuteilen, dass mein Mann Piet van Ween vor zehn Tagen gewaltsam zu Tode gekommen ist. Er wurde unterhalb des Wasserfalls erschlagen aufgefunden. Vielleicht war es ein Gewaltverbrechen. Ich schreibe es mit Vorsicht, denn man fand seinen Leichnam in den Morgenstunden unterhalb des hohen Felsens, von dem er auch herabgestürzt sein konnte. Nur gab es keinen Grund für ihn, dort hinaufzuklettern. Piet kletterte noch nie gerne, zudem fand man seltsame Markierungen auf seinem Körper. Die polizeilichen Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen, jedoch gaben die Kinder und ich Piet bereits in aller Stille das letzte Geleit. Er wollte nicht in christliche Erde, denn dagegen hatte er sich stets verwehrt. Mit Erlaubnis des Gouverneurs bekam er sein Seebegräbnis draußen beim Riff.
    Nun möchte ich die Gelegenheit ergreifen, um Dir etwas mitzuteilen, das seit Deiner Geburt mein Geheimnis bleiben musste. Nie hast Du gefragt, wer Dein Vater war, und dafür danke ich Dir. Seit Piets Tod habe ich keinen Grund mehr zu schweigen. Dein Vater war Gerhard Vogel, Dein Patenonkel. Er war ein gütiger Mann, und seine Liebe bewahre ich als

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